Gesellschaft | Autonomie

Achtungserfolg bei Lilli

Besser als bei Bruno Vespa war's allemal: Wie Arno Kompatscher unsere Autonomie mit Schützenhilfe von Ugo Rossi bei Lilli Gruber verteidigte.

​Erinnerungen an  Bruno Vespas Angriff auf Südtirols Autonomie bei der Diskussionssendung „Otto e Mezzo“ auf La7: Warum habt ihr da oben Privilegien, die wir nicht haben, wurde am Samstag Abend einmal mehr zu bester Sendezeit in einer italienweit beliebten Diskussionssendung gewettert. Allerdings nicht vom Moderator selbst, sondern vom Präsidenten der Region Toskana Enrico Rossi sowie dem Journalisten und Autor des Buchs "La casta invisibile delle Regioni“ Pierfrancesco De Robertis. Im Gegensatz zu Porta a Porta war Landeshauptmann Arno Kompatscher diesmal auch nicht nur zugeschaltet, sondern selbst im Studio anwesend. Vielleicht aus Angst, dass ihm das Mikro erneut abgeschaltet wird, könnte man spekulieren – hätte nicht unser aller Lilli Gruber die Diskussion geleitet.

Auch wenn es der „Otto e Mezzo“-Moderatorin nicht wirklich gelang, Südtirols Landeshauptmann vor den ständigen Unterbrechungen der beiden Angreifer zu retten, wurde sein Vorwurf, dass diese Äpfel mit Birnen vergleichen, nicht zuletzt von einem Info-Teil in der Sendung gestützt. „Sonderautonomie ist nicht gleich Sonderautonomie“, wurde den La7-Sehern darin noch einmal deutlich gemacht – zum Beispiel anhand der Tatsache, dass in unserer Region weit mehr Agenden selbst finanziert und verwaltet werden, weniger Steuern hinterzogen werden und die Wirtschaftsleistung um 30 Prozent über dem nationalen Durschnitt liegt - während beispielsweise Sizilien um 11 Prozent nachhinkt.

"Tantissima gente" würde gerne nach Österreich zurück

Wirkliche Schützenhilfe bot Kompatscher aber vor allem sein Trentinter Amtskollege Ugo Rossi, der zwar nur aus Rovereto zugeschaltet wurde, aber sich dennoch als wortgewaltigster Verteidiger unserer Autonomie erwies. Gemeinsam gelang es dem Duo der Neid- und Angstrhetorik ihrer Diskussionspartner Kontra zu geben. Wenn alle so täten wie ihr, wäre der Staat längst pleite? „Wir liegen als Region mit  einem Beitrag von mehr als 2 Milliarden Euro an fünfter Stelle bei der Sanierung der Staatsfinanzen, die Toskana nur an sechster“,  gab Arno Kompatscher Enrico Rossi zurück. In der Verfassung steht nicht geschrieben, dass es Bürger der Serie A und der Serie B gibt und erstere mehr Leistungen bekommen als andere? Wir mögen zwar einige zusätzliche Leistungen gewähren, aber das gelingt uns, weil die Ressourcen bei uns gut verwaltet werden, konterte Ugo Rossi. „Sollen wir unsere zusätzlichen Leistungen streichen, oder besser schauen, dass auch andere sie bekommen“, fragte er in die Runde. Oder noch bildlicher gesprochen: „Soll jemand seine Vorzeigebetriebe zusperren, nur weil es einige andere nicht hinkriegen?“

Als in der hitzigen Diskussion auch eine Überprüfung der internationalen Verträge zum Schutz der Autonomie angedacht wurde, erinnerte Arno Kompatscher seine Gesprächspartner daran, dass die ganze Sache ohnehin ein Kompromiss sei – und bei ihm zu Hause „tantissima gente“ gerne nach Österreich zurückkehren würde.

Insgesamt bot „Otto e Mezzo“ aber dasselbe alte Lied, wenn auch mit teilweise ausgewechselten Interpreten. Am Ende stand einmal mehr eine Einladung in „unser Eldorado“: vom Trentiner Landeshauptmann an seinen Toskaner Namensvetter Enrico Rossi. Dann werde er allerdings mindestens einen halben Tag brauchen, um ihm klarzumachen, warum all das nicht stimmt, was er behauptet, meinte Ugo Rossi. Doch wie die polemische Diskussion befürchten lässt – den Angriffen in Richtung Norden wird wohl kaum mit Nachhilfestunden in Autonomiekunde beizukommen sein.

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Benno Kusstatscher So., 19.04.2015 - 07:54

Ich habe mich gewundert, warum Kompatscher und U. Rossi so defensiv waren und nicht von vorne herein eine Föderalismusdebatte vom Zaun gebrochen haben. Auch hätte man die Schlacht am Glacis führen können, in dem man Autonomieströmungen und Sezessionismuswunsch im Veneto und in der Lombardei als Argument gegen die zentralstaatlichen Kontrahenten ins Feld geworfen hätte.

So., 19.04.2015 - 07:54 Permalink