Brachliegendes Humankapital
Rund 28.000 Ausländer leben im Land, davon hat die Hälfte ihren Wohnsitz in Südtirol. In einer Langzeitstudie, die das Forschungsinstitut für Sozialforschung und Demoskopie "apollis" im Auftrag des Landes und über Kofinanzierung des Europäischen Sozialfonds - die noch ausständig sei - durchgeführt hat, wurden die Bedingungen von Einwanderern am heimischen Arbeitsmarkt untersucht. Von November 2013 bis September 2014 befragten die Sozialforscher Unternehmer und Personalverantwortliche nach ihren Kriterien zur Einstellung von ausländischen Arbeitern und Angestellten.
Am stärksten vertreten sind die Slowaken, gefolgt von Rumänen, Polen, Albanern und Deutschen.
62 Prozent der befragten Betriebe beschäftigten zum Zeitpunkt der Befragung ausländische Mitarbeiter, im Gastgewerbe waren es gar 87 Prozent. Dabei arbeiteten in 46 Prozent der Unternehmen Arbeitskräfte aus EU-Ländern (einschließlich der Schweiz), in 42 Prozent auch abhängig Beschäftigte aus Nicht-EU-Ländern. In Führungspositionen waren Ausländer allerdings unterrepräsentiert. Dabei besagte eine Vorläuferstudie, dass die nach Südtirol zugewanderten Arbeitskräfte über ein durchschnittlich gutes Bildungsniveau verfügen. "Trotzdem sind sie nur in wenigen Arbeitsmarktsegmenten und zumeist in wenig qualifizierenden Jobs tätig", so Hermann Atz von" apollis", "auch wenn sie schon viele Jahre in Südtirol leben und einen langfristigen Verbleib planen."
Keine Studientitelanerkennung und kaum Chancen auf weitere Berufsqualifikation
Warum das so sei, begründet Atz mit den komplexen Situationen in denen Zuwanderer meistens leben, wo es für viele einfacher sei, im Erstjob "hängenzubleiben" und der Aufwand, eine besser gestellte Arbeit zu suchen, als unüberwindbar empfunden werde. Auch gebe es Probleme mit der Studientitelanerkennung von ausländischen Diplomierten und Akademikern, so Atz.
Jene Unternehmer, die mit ausländischen Arbeitskräften arbeiten, betonen ihr hohes Maß an Flexibilität, dem oft mangelnde Sprachkenntnisse und kaum kulturelle Integration gegenüberstehe. Als Grundlage für die Aufbau- und Vernetzungsarbeit der Koordinierunsstelle für Integration, will Vera Nicolussi-Leck die Studie verstanden wissen: "Wir streben, ganz im Sinne der Studie, eine bessere Vernetzung der einzelnen Dienste sowie eine gezielte Bewusstseinsbildung- und Informationsarbeit an." Der Bereich Wirtschaft und Arbeit sei nur einer, für den die Integrationsstelle schon verschiedene Handlungsfelder definiert habe, so eine bessere Abstimmung zwischen Landesverwaltung und Unternehmerverbände, die Kommunikation guter Praxis-Beispiele für Integration in Betrieben, die Bewusstseinsbildung der Unternehmen oder etwa die Einführung des Diversity-Managements.
Landesrat Philipp Achammer prägte dazu den Slogan: "Leistung einfordern - Leistung anerkennen - Leistung ermöglichen". Was fördern wir und was fordern wir, laute die Frage, die derzeit im Mittelpunkt der zu erstellenden Integrationsvereinbarung steht.