Gesellschaft | Facebook

Falsche Freunde

Türken, Kolumbianer und Inder gegen kriminelle und gewalttätige Immigranten in Südtirol? Eine Internetsatire in Sachen Ausländerfeindlichkeit.

„Dies ist eine Seite, in der wir endlich einmal sagen, können was WIR, das Südtiroler Volk, wirklich davon halten immer mehr Fremde aufzunehmen und immer mehr Gewalttaten von Immigranten zu tolerieren“:  Ein Motto, unter dem seit dem 25. September auf Facebook gegen „kriminelle und gewalttätige Immigranten“ mobilisiert wird. Auslöser für die Gründung des Forums war der brutale Überfall auf den Meraner Nobert Pixner. Doch wie die Posts zeigen, bietet selbst die Sanitätsreform ausreichend Anlass, gegen Menschen aus anderen Ländern ins Geld zu ziehen.

"Lieber sparen unsere lieben Herrn und Frauen Politiker bei der Gesundheit des Volkes, anstatt die Schlaraffellandszahlungen an Fremde Kriminelle zu dämpfen. Schämt euch. Man könnte schon fast sagen es sei Verrat am eigenem Volk!"

Zumindest die Likes der Seite lassen darauf schließen, dass das „eigene Volk“ die Ansichten der Seitenbetreiber in geradezu erschreckendem Ausmaß teilt. Mehr als 20.000 Likes in nicht einmal einem Monat – das ist ein Erfolg, von dem andere nur träumen können. Zum Beispiel das themenverwandte Facebook-Forum „Stopp der Gewalt“ der gleichnamigen Aktion der Tageseszeitung Dolomiten, das es in einem unvergleichlich längerem Zeitraum gerade einmal auf etwas über 4500 „Gefällt mir“-Angaben gebracht hat.

 

Es lebe das Multikulti

Umso interessanter sind allerdings die Statistiken, die zeigten, wie ein solches Spitzenergebnis zustande kommt: Dort kann nicht nur nachverfolgt werden, dass die ausländerkritischen Freunde der Seite in nur einer Nacht von 4.500 auf 17.100 gestiegen sind. Vor allem erweist sich die Einsatztruppe gegen kriminelle und gewalttätige Migranten im Like-Check als wahre Multi-Kulti-Zusammenrottung: Nicht einmal 17 Prozent ihrer Gefolgschaft kommt aus Italien – dafür 10 Prozent je 10 Prozent aus Brasilien oder der Türkei. Fast die Hälfte dagegen kommt aus weiteren Ländern – von Pakistan bis Algerien, Nigeria bis Aserbaidschan. Es scheint also tatsächlich, als ob sich die gesamte Welt der Migrationsproblematik in Südtirol annimmt. Wenn es nicht Seiten wie „Facebook Fans kaufen“ geben würde, auf denen sich Freunde im Tausender-Pack um 18 Euro kaufen lassen. Wie dort geworben wird: 

"Wenn Sie keine große und zeitaufwendige Marketingkampagne starten möchten,
um Facebook Fans zu gewinnen, schlagen wir Ihnen vor, Facebook Fans zu kaufen, um schnell und billig Resultate zu erhalten."

Welche Resultate die Betreiber von „Südtirol gegen kriminelle und gewalttätige Immigranten" auch erreichen wollten: Der Schuss ist in jedem Fall nach hinten losgegangen. Zumindest was den Spott im Netz  betrifft: „Ich lach mich krank. Die strammen Tiroler Südtirol gegen kriminelle und gewalttätige Immigranten holt sich Verstärkung ... aus dem AUSLAND“, heißt es dort unter anderem. Oder: „Ein geniestreich à la südtirol; wos kimp als negsts? i gfrei mi schun.“