Gesellschaft | Sanitätsreform

Eine Sache des Vertrauens

Operation Vertrauensrückgewinnung in Sachen Kleinspitäler: Was beim Treffen zwischen den Bezirken und dem Sanitätsbetrieb in der Bozner Brennerstraße vereinbart wurde.

Eigentlich war es als internes Treffen geplant: „Nichts an die Presse“, erklärte SVP-Obmann Philipp Achammer, als er am Montag Abend vorzeitig eine intensive Sitzung verließ. Mit dabei unter anderen Vertreter der drei Standort-Bezirke von Kleinkrankenhäusern, Gesundheitslandesrätin Martha Stocker, der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebs Thomas Schael und Sanitätsdirektor Oswald Mayr sowie, zumindest für einen Teil der Sitzung, Landeshauptmann Arno Kompatscher und der SVP-Parteiobmann. Anlass für das erstmalige Zusammentreffen von Bezirksvertretern wie Albrecht Plangger (Schlanders), Karl Polig (Sterzing) oder Simone Wasserer (Innichen) mit dem neuen Generaldirektor des Sanitätsbetriebs gab die verunglückte Aktion zur letztendlich wieder rückgängig gemachten Schließung der Gynäkologie am Krankenhaus Innichen.

Nicht nur in Innichen war die später als Missverständnis bezeichnete Operation als weiterer Schlag in die Magengrube erlebt worden. Denn auch unabhängig vom Kampf um die Rettung von zumindest zwei Geburtenstationen ist die Verunsicherung extrem groß in Südtirols Kleinspitälern. „Und mit solchen Aktionen wird das Vertrauen weiter untergraben“, sagt die Innichner Vize-Bürgermeisterin Simone Wasserer. Immerhin hatte Landeshauptmann Arno Kompatscher persönlich versprochen, dass es zu keinen weiteren Schließungen oder Einschnitten mehr kommen wird, bevor das künftige Profil der Kleinkrankenhäuser beschlossen ist. Wenn dann MitarbeiterInnen vom Bezirksdirektor informiert werden, dass die Innichner Gynäkologie am 15.Oktober geschlossen wird, bleibt wenig Raum, den politischen Beteuerungen von einem Missverständnis Glauben zu schenken, war man sich unter den Bezirksvertretern einig.

"Reform erfodert Vertrauen"

Genauso einig sind sie sich, dass es die Reform braucht und dass sie auch in den Bezirken gewollt ist. „95% von dem, was geplant ist, ist wichtig und in Ordnung“, sagt der Vinschger Bezirksobmann Albrecht Plangger. „Doch jetzt muss endlich mit dieser Salami-Taktik aufgehört werden, mit der die allgemeine Verunsicherung immer weiter zunimmt.“ Auch Simone Wasserer machte nach der gestrigen SVP-Parteileitung ihrem Ärger Luft, dass man in den Bezirken immer nur reagieren muss, anstatt mitagieren kann. „Wenn diese Reform ein Erfolg werden soll, muss sie von der Bevölkerung mitgetragen werden – und das geht nicht ohne eine breite Vertrauensbasis.“

Gerade bei den Pusterern hat diese in den vergangenen Wochen weitere Risse bekommen. Immerhin war vor der Gynäkologie in Innichen auch der Gesundheitsbezirk Pustertal in Frage gestellt worden. „Und so etwas müssen wir dann, ohne vorher informiert zu werden, in der Tageszeitung Dolomiten lesen.“ Für Albrecht Plangger stellen Diskussionen über drei oder vier Gesundheitsbezirke oder die Anwendung des Landesproporzes zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin „eine Schlacht um nichts“ dar. „Da gibt es keinen Diskussionsbedarf“, sagt er. Denn es sei immer klar gewesen, dass die vier Gesundheitsbezirke bleiben. „Worüber wir dagegen sehr viel zu reden hätten, wäre die künftige Rolle der Bezirke und ihre Verwaltungsautonomie.“

Arbeitstische für jeden Bezirk

Genau das soll nach dem gestrigen Treffen auch tatsächlich passieren. Denn das konkreteste Ergebnis der mehr als dreistündigen Sitzung war die Einrichtung von Arbeitstischen für jeden der drei Bezirke, in denen Bezirksvertreter und Vertreter des Sanitätsbetriebs gemeinsam am künftigen Profil der drei Krankenhäuser arbeiten sollen. Bislang beteuern auch engagierte Krankenhaus-Kämpfer wie Wasserer oder Plangger keine Ahnung davon zu haben, welche Rolle der Sanitätsbetrieb für die jeweiligen Bezirkskrankenhäuser vorsieht. „Wir brauchen endlich Klarheit darüber, welche Abteilungen in Schlanders bleiben und welche Kompetenzen das Krankenhaus künftig hat“, sagt Plangger.

Die Basis dafür scheint nun endlich geschaffen worden zu sein. Auch wenn ein wenig spät, wie Simone Wasserer sich nicht verkneifen kann. „Ich habe bereits vor einem Jahr genau denselben Vorschlag in der SVP-Parteileitung eingebracht, doch passiert ist seither nichts.“