Politik | Unstimmigkeit

Scheidung in Sicht?

Die Überetscher sind nach der Wahl des Präsidenten der Bezirksgemeinschaft von den Unterlandler Kollegen enttäuscht. Klaus Runer: "Wir stehen vor einem Scherbenhaufen."

Es sah nach einem Ende gut, alles gut aus, bei der Wahl zum Präsidenten der Bezirksgemeinschaft Überetsch-Unterland. Doch am Tag nachdem die Wahl über die Bühne gegangen ist, kann man den Eindruck haben, die Überetscher sind nicht zufrieden. “Der Eindruck trügt nicht”, verrät der Terlaner Bürgermeister Klaus Runer. “Wir stehen vor einem Scherbenhaufen, der nur schwer zu kitten sein wird.” Was ist passiert am Mittwoch Abend?

Wie berichtet war die Wahl des Präsidenten der Bezirksgemeinschaft sowie dessen Ausschuss Ende September verschoben worden. Die Überetscher beharrten darauf, einen ihrer Vertreter an die Spitze der Gemeinschaft zu stellen. So sieht es das Rotationsprinzip, das in den 1980er Jahren, als die Bezirksgemeinschaft gegründet wurde, vor. Und nach mittlerweile fast 25 Jahren Unterlandler Präsidentschaft war es mit der Geduld der Überetscher vorbei. Sie stellten sich gegen den Trudner Edmund Lanziner als neuen alten Präsidenten. “Immerhin vertreten wir 40 Prozent der Bevölkerung, die in der Bezirksgemeinschaft lebt”, hatte der Terlaner Bürgermeister Klaus Runer im Gespräch mit salto.bz erklärt.


Enttäuschte Überetscher

Auf die Aussetzung folgen zahlreiche Aussprachen. Am vergangenen Freitag schließlich die Einigung: “Wir haben uns auf zwei Optionen verständigt”, erzählt Runer nach. Entweder der Bezirkspräsident würde nach einem neuen Rotationsprinzip im Laufe der fünfjährigen Amtsperiode alle zweieinhalb Jahre rotieren. “Und wenn das nicht geht, wollten wir als Überetscher die Mehrheit im Ausschuss stellen”, so Runer, sprich, drei von fünf Ausschussmitglieder sollten aus dem Überetsch kommen. Dabei sei man auch bereit gewesen, zur Erfüllung der Quoten eine Frau oder einen Italiener zu entsenden. “Uns geht es um die Positionen, nicht um die Personen”, meint Runer.

Doch die Überraschung dann, als sich der 24-köpfige Bezirksrat am Mittwoch zur Sitzung einfindet. Edmund Lanziner zeigt sich nicht bereit, auf den Präsidentschaftsposten zu verzichten. Und präsentiert darüber hinaus einen Ausschuss mit nur zwei Überetscher Vertretern. Aus Protest verlassen die Überetscher Ratsmitglieder die Sitzung, stimmen nicht mit, als Edmund Lanziner anschließend zum Präsidenten gewählt wird. Die beiden von ihm nominierten Überetscher Ausschussmitglieder, Monika Larcher (Eppan) und Christian Ambach (Kaltern) treten noch während der Sitzung zurück.


Vergessliche Unterlandler

“Die Unterlandler Kollegen leiden wohl ein bisschen an Gedächtnisschwund. Das was am Freitag vereinbart wurde, haben sie wohl vergessen”, klagt Klaus Runer am Morgen danach. “Sie haben uns einfach die kalte Schulter gezeigt.” Bereits am heutigen Donnerstag soll in einer ersten Sitzung mit seinen Kollegen beraten werden, wie es weitergehen soll. Auch der zuständige Gemeindenlandesrat Arnold Schuler soll hinzugezogen werden. “Wir fühlen uns vom Präsidenten nicht mehr repräsentiert. Und im Ausschuss sind wir sowieso nicht vertreten”, meint Runer, “daher müssen wir schauen, welchen Weg wir gehen wollen.” Dieser wird wohl ein eigener werden. “Das Wort ‘Spaltung’ ist etwas hart, aber wir werden uns still und leise aus der Bezirksgemeinschaft verabschieden”, kündigt der Terlaner Bürgermeister an.

Er sieht die Geschichte aber auch als Chance. Wenn etwas nicht zusammengehört, dann soll es wohl auch nicht zusammenbleiben. “Wir waren nie eine homogene, sondern eine politisch gewollte Bezirksgemeinschaft. Und es ist wie in einer Ehe”, zieht Runer den Vergleich, “wenn es nicht mehr geht, ist die Scheidung für alle Beteiligten das Beste. Auch für die Kinder, in diesem Fall die Bevölkerung.”