Umwelt | Transit

Immer mehr Brummis über den Brenner

Doppelt so viele LKW wie über alle Schweizer Alpenpässe fuhren 2015 über den Brenner. Der Verkehrsclub Österreich fordert Maßnahmen, um diesem Trend entgegenzuwirken.

Etwas läuft schief. So viel steht für den Verkehrsclub Österreich (VCÖ) fest. Dort hat man sich die jüngsten Daten zum Transitverkehr angeschaut und festgestellt: Im Vorjahr fuhren allein über den Brenner doppelt so viele LKW wie über alle Schweizer Alpenübergänge zusammen. “Was den umweltfreundlichen Güterverkehr betrifft, können die EU-Staaten von der Schweiz viel lernen”, ist VCÖ-Experte Markus Gansterer überzeugt.


Entgegengesetzte Trends

2,1 Millionen LKW passierten 2015 den Brenner. Über die vier Alpenpässe der Schweiz (Gotthard, San Bernardino, Simplon, Großer St. Bernhard) fuhren im selben Zeitraum 1,01 Millionen Schwerfahrzeuge. “Das waren um 250.000 weniger als noch im Jahr 2011”, macht der VCÖ auf seiner Webseite aufmerksam. Die Zahl der LKW über den Brenner sei hingegen ständig im Steigen begriffen. Im Vergleich: 2011 passierten noch um 100.000 LKW weniger als 2015 den Alpenpass zwischen Österreich und Italien.

Jahr Brenner Schweiz
2015 2,10 Millionen 1,01 Millionen
2014 2,04 Millionen 1,03 Millionen
2013 1,97 Millionen 10,5 Millionen
2012 1,99 Millionen 1,21 Millionen
2011 1,97 Millionen 1,26 Millionen
2010 1,90 Millionen 1,25 Millionen
2009 1,82 Millionen 1,18 Millionen

LKW-Fahrten im Laufe der Zeit. Quelle: Österreichische Bundesanstalt für Verkehr, VCÖ 2016
 

Der VCÖ weist auf die negativen Folgen der starken Zunahme des LKW-Verkehrs hin: Tirol weise österreichweit die höchste Stickstoffdioxid-Belastung auf – regelmäßig werde der Jahresgrenzwert massiv überschritten. Als Hauptverursacher hat der VCÖ die Dieselabgase der LKW ausgemacht. “Zusätzlich verursachen die LKW eine gesundheitsschädliche Lärmbelastung für die Anrainerinnen und Anrainer. Und der zunehmende LKW-Verkehr führt zu Straßenschäden und hohen Reparaturkosten”, fügen die Verkehrsexperten hinzu. Ein einziger 40-Tonnen-LKW nütze die Straße so stark ab wie bis zu 50.000 PKW.


Mindestmaut als Lösung

Doch wo ansetzen, um den bedenklichen Trend zu stoppen? Wichtig für den VCÖ ist, dass Tirol das sektorale Fahrverbot umsetzen kann. Ideal wäre überhaupt, dass reine Transitfahrten die Alpen nur nach Verladung auf die Schiene querten. “Schiene statt LKW ist keine Einschränkung des freien Warenverkehrs”, entgegnet man den Kritikern des Fahrverbots. Gleichzeitig fordert der VCÖ eine EU-weite Mindestmaut für LKW.

Während die Zahl der LKW über den Brenner massiv steigt, erreichte die Schweiz in den vergangenen fünf Jahren bei stärkerem Wirtschaftswachstum als in Österreich einen kontinuierlichen Rückgang des LKW-Verkehrs.
(Markus Gansterer)

Als Vorbild könne dabei die Schweiz dienen. Diese zeige vor, “was faire Transportkosten und konsequente Forcierung des Schienengüterverkehrs bringen”, betont Gansterer: “In der Schweiz ist die LKW-Maut deutlich höher als in Österreich, weil die gesamten externen Kosten, wie Umwelt- und Gesundheitsschäden eingerechnet werden.” Doch so lange im LKW-Verkehr in der EU “keine Kostenwahrheit” bestehe, könnten die Lkw-Kolonnen nur mit Maßnahmen wie dem genannten sektoralen Fahrverbote oder Mengenbeschränkungen reduziert werden, schließt der VCÖ.