Politik | Österreich

Blaues Halali

Nicht alle freuen sich über den Sieg von Alexander Van der Bellen. Norbert Hofers Niederlage sei der "linken Jagdgesellschaft" verschuldet, meint etwa Pius Leitner.

Kaum eine Wahl in Österreich hatte bisher ein solches internationales Interesse und Medienecho hervorgerufen wie jene zum neuen Bundespräsidenten. Am Abend der Stichwahl am Sonntag (22. Mai) hatten sich über 200 Journalisten für die Hofburg akkreditieren lassen, darunter welche der New York Times, von Al Jazeera und sogar aus Japan. Bis zuletzt war für Hochspannung gesorgt, die am späten Montag Nachmittag mit der Auszählung der Wahlkarten ihren Höhepunkt erreichte. Kurz vor 17 Uhr trat der österreichische Innenminister Wolfgang Sobotka vor die Presse und verkündete das offizielle Ergebnis: 50,3 Prozent für Alexander Van der Bellen, 49,7 Prozent für Norbert Hofer. Exakt 31.026 Stimmen Vorsprung haben dem von den Grünen unterstützen Van der Bellen den Sieg und somit den Einzug in die Hofburg beschert. Was folgte war großer Jubel bei den Unterstützern des in Tirol aufgewachsenen 72-jährigen Professors und Erleichterung bei jenen, die sich vor einem rechtspopulistischen FPÖ-Bundespräsidenten Hofer gefürchtet hatten. Auch in Südtirol. Während sich die Grünen freuen (“Sein Erfolg hat den Höhenrausch den populistischen Rechten in ganz Europa vorerst gestoppt und ist ein Fanal der Ermutigung und des Aufbruchs”), gratuliert auch Landeshauptmann Arno Kompatscher Alexander Van der Bellen (“Als Mann von großem Wissen und Erfahrung kann er die Zukunft Österreichs mit Weitblick und Umsicht mitbestimmen”).

Van der Bellen war, um ehrlich zu sein, zugegebener Weise nicht unser Wunschkandidat für den Einzug in die Hofburg.
(Roland Lang, Heimatbund)

Doch wie fallen die Reaktionen auf den äußerst knappen Sieg von Van der Bellen beziehungsweise die ebenso knappe Niederlage von Norbert Hofer auf der anderen Seite aus? Als “großen Erfolg” bezeichnet FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache den Ausgang der Stichwahl. “Norbert Hofer wurde heute ex aequo Sieger mit rund 50 Prozent der Stimmen und in einem Fotofinish um Millimeter gerade noch nicht zum österreichischen Bundespräsidenten gewählt”, schreibt Strache auf Facebook, “und dies, trotzdem das gesamte verkrustete Polit-System sich gegen Norbert Hofer und uns eingehängt haben”. Hofer selbst bittet seine Unterstützer, “nicht verzagt” zu sein und verspricht, weiterhin “meinen Beitrag für eine positive Zukunft Österreich” leisten zu wollen. In einer Flut von Kommentaren in den sozialen Netzwerken bringen FPÖ-Sympathisanten und -Wähler ihren Dank, aber auch ihre Enttäuschung zum Ausdruck. Die auch schon mal in Wut umschlägt. Da ist die Rede von, gefälschten Wahlkarten, manipulierter Auszählung und “Betrug”. So schreibt etwa eine Facebook-Userin: “Herr Ing. Hofer, danke für die beste Wahl meines Lebens! Sie haben den Einzug zwar knapp verpasst, aber nicht den Einzug in unsere Herzen! Ihre Familie, jeder zweite Österreicher steht hinter Ihnen! Dass da was faul war beim Auszählen, weiß jeder. Aber trotzdem und gerade deswegen sind Sie der Sieger!” Eine anderer schreibt: “Was noch alles passieren muss, bis der Rest, auch noch aufwacht... Ich bin froh das ich keine Kinder habe... Dies wird eine sehr ungewisse Zukunft für mein Heimatland Österreich.

Norbert Hofer hat trotz des vereinten Widerstandes der anderen Parteien ein großartiges Ergebnis einzufahren, das die künftige Politik in Österreich nachhaltig prägen wird.
(Andreas Pöder, Bürgerunion)

Nicht wirklich glücklich über dem Wahlausgang ist man nicht nur in Österreich, sondern auch in gewissen Kreisen hierzulande. Etwa bei den Freiheitlichen, wie Pius Leitner stellvertretend schreibt: “Ich hätte mir ein anderes Ergebnis gewünscht, weil ich der Überzeugung bin, dass Norbert Hofer dieses Amt gut geführt und auch für Südtirol neue Impulse gesetzt hätte.” Die Wahl sei schlussendlich “nicht so sehr eine Wahl für Van der Bellen, sondern g e g e n Hofer” gewesen, ist Leitner überzeugt. Er schlägt einen harten Ton an und verurteilt Politiker und Medien, “die Angst vor einem vorbildlichen Demokraten schüren und die realen Gefahren ausblenden (Massenzuwanderung, Islamismus).” “Die linke Jagdgesellschaft (in Österreich und im Ausland)”, so Leitner weiter, “hat zum medialen und parteilichen Halali auf Hofer geblasen und das Sprichwort ‘Viele Jäger sind des Hasen Tod’ hat sich leider wieder einmal bewahrheitet.”

Damit will man sich aber nördlich des Brenners nicht abfinden. Inzwischen sind bereits mehrere Online-Petitionen ins Leben gerufen worden. In einer fordern die Initiatoren sofortige Neuwahlen für einen Regierungswechsel. Nationalratswahlen stehen in Österreich erst 2018 an, bis dahin soll der vergangene Woche angelobte Christian Kern (SPÖ) Österreich als Bundeskanzler regieren. Zum Unmut vieler, die sich in den traditionellen Parteien und der Großen Koalition zwischen ÖVP und SPÖ nicht (mehr) wiedererkennen. Identifikationsschwierigkeiten haben auch die Unterschreiber einer zweiten Petition, die schlicht und einfach meint: “Ich erkenne Van der Bellen als meinen Präsidenten nicht an.” Rund 17.500 Unterschriften sind bislang bereits eingetroffen.