Gesellschaft | Protest

"Wir sehen uns wieder"

Der Täter, der in Bozen einen Minderjährigen brutal verprügelt hat, scheint ausgeforscht: Er stammt aus CasaPound-Kreisen. Hunderte Menschen bei Demo gegen Faschismus.

Aus vielen Landesteilen und auch außerhalb der Provinz waren am Samstag Nachmittag zahlreiche Menschen nach Bozen gekommen, um ein Zeichen zu setzen: Wir wollen keine Faschisten in unserer Stadt. Zu lange habe die Landeshauptstadt zugeschaut und zu lange seien Institutionen und Zivilgesellschaft untätig geblieben, so die Begründung von Bolzano Antifascista, die zur Demonstration geladen hatte. Anlass hatte die jüngste Gewalttat vor dem Sitz der rechtsextremen Bewegung CasaPound in der Cesare Battisti Straße gegeben. Dort war am 13. Jänner ein Minderjähriger krankenhausreif geprügelt worden, weil im Vorbeigehen angeblich die Melodie des Partisanenlieds “Bella Ciao” auf seinem Handy lief. Bis Samstag war allerdings nicht klar, ob der Täter aus den Reihen von CasaPound stammte. Nun dürfte es Gewissheit geben.

Denn am selben Tag, an dem hunderte Menschen – manche Medien sprechen von 4-500, andere von mehr als 800 – friedlich durch die Straßen von Bozen zogen, um sich gegen faschistische Gewalt auszusprechen, wurde bekannt, dass die Spezialeinheit DIGOS den Täter wohl ausgeforscht hat. Es soll sich dabei um einen militanten CasaPound-Aktivisten handeln, der bereits im März vergangenen Jahres in jene Schlägerei verwickelt war, bei der drei junge Aktivisten aus dem linken Milieu zum Teil schwer verletzt wurden. Die Staatsanwaltschaft hat im jüngsten Fall bereits Anzeige erstattet.

Neben der Gewalt, die häufig auch abseits der Öffentlichkeit von Rechtsextremen oder Sympathisanten des rechten Spektrums – und das sowohl auf italienisch- als auch auf deutschsprachiger Seite – passiert, wurde am Samstag auch gegen Rassismus, einen selbsterklärten Faschisten im Bozner Gemeinderat Matteo Salvinis Lega Nord und sämtliche hetzerische Diskurse protestiert. Ausgehend vom Bahnhofspark wanderte der Demonstrationszug über den Dominikanerplatz und die Talferbrücke hin bis zum Matteottiplatz. Ein Höhepunkt der Veranstaltung war, als in der Nähe des Sitzes von CasaPound das Partisanenlied “Bella Ciao” angestimmt wurde. Hermetisch hatte die Polizei den Siegesplatz und den Zugang zur Battisti-Straße abgeriegelt und somit ein Aufeinandertreffen der Demonstranten mit CasaPound-Aktivisten verhindert, die zur selben Zeit ein Fest samt Mitgliederanwerbung laufen hatten. Zufrieden mit der vielleicht unerwartet hohen Teilnehmeranzahl und dem Verlauf der Demonstration zeigen sich die Veranstalter. Und es soll nicht die letzte ihrer Art gewesen sein. “Gegen jegliche Art von Faschismus, Rassismus oder Diskriminierung, wir werden uns auf den Straßen und Plätzen wiedersehen”, verspricht Bolzano Antifascista.

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gorgias Mo., 25.01.2016 - 10:24

In der letzten Ausgabe der ZETT wurde auch darüber berichtet und ich muss sagen ich habe selten so einen ranzigen Artikel gelesen wie jenen.

Den Versuch quasi den Antifaschismus ethnisch aufzuteilen ist eine weitere Besonderheit dieser Wochenzeitung. Und Roland Lang stellt den Antifaschismus dieser Veranstaltung in Frage weil wenn der Anlass ist, gegen eine von einer faschistischen Organisation gehörenden Personen durchgeführten Gewalttat zu protestieren geht, darf die Toponomastik auch nicht fehlen.

Mo., 25.01.2016 - 10:24 Permalink