Lichtblick für Lichtenberg?
“Wir können nichts mehr machen”, sagte der Prader Bürgermeister Karl Bernhart noch vor einem Monat, als er zur bevorstehenden Rodung der Palabirn-Bäume in der kleinen Fraktion seiner Gemeinde, Lichtenberg, gefragt wurde. Dort stehen auf einem Anger elf der in Südtirol einzigartigen Bäume. Als bekannt wurde, dass sie einer neuen Feuerwehrhalle und geförderten Wohnbauten weichen sollen, raffte sich im Vinschgau eine Baum-Lobby zusammen. Umweltschützer schrieben offene Briefe an die Prader Gemeindeverwaltung, mit vor dem Palabirn-Anger angebrachten Schildern wurde auf das drohende Schicksal der Palabirn-Bäume aufmerksam gemacht, verärgerte Bürger machten ihrem Unverständnis medial Luft. Zuletzt sprangen auch die Grünen im Landtag auf den Palabirn-Karren auf und forderten Umweltlandesrat Richard Theiner auf, tätig zu werden und sich für den Erhalt der Bäume einzusetzen.
Doch das Schicksal der Palabirn-Bäume schien unwiderruflich besiegelt. In mehreren Medien-Interviews gestand Bürgermeister Karl Bernhart ein, dass die Sache verzwickt sei und er sie praktisch von seinem Vorgänger Hubert Pinggera vererbt bekommen hätte. In dessen Amtszeit wurde der Bauleitplan für die Zone ausgewiesen. Nach der Wahl Bernharts zum neuen Bürgermeister im Mai 2015 wurde der Umwidmungsprozess weitergeführt und die Bauvorhaben Feuerwehrhalle und geförderter Wohnbau ermöglicht. “Weil alles schon in die Wege geleitet ist, können wir nichts mehr machen”, sagte Bernahrt Ende Oktober im Gespräch mit der ff.
Doch nach den inzwischen immer lauter werdenden Protesten, kontert der Bürgermeister nun. Die Politik sei gar nicht untätig geblieben, und es gebe sehr wohl Aussicht auf Rettung. In gleich zwei Medien des Landes kommt Karl Bernhart am Donnerstag Morgen zu Wort und kritisiert: Weder die Umweltschutzgruppe Vinschgau noch die Grünen hätten mit der Gemeindeverwaltung das Gespräch gesucht, sondern Halb- und Unwahrheiten verbreitet. Mit einer will er gleich aufräumen: Es würden gar nicht alle elf Palabirn-Bäume gerodet. “Sieben bleiben fix stehen”, wird der Prader Bürgermeister mehrfach zitiert. Denn diese sieben Bäume befinden sich auf einer öffentlichen Grünzone – daher seien sie von dem Bauprojekt für die neue Feuerwehrhalle und Wohngebäude gar nicht betroffen.
Für diese sieben Palabirn-Bäume hat Bernhart auch schon eine klare Zukunftsvision: Sie sollen als Naturdenkmal unter besonderen Schutz gestellt und weiterhin blühen dürfen. Auch zwei weitere Bäume will der Bürgermeister vor dem Kahlschlag bewahren. Diese stehen auf der dem geförderten Wohnbau zugewiesenen Fläche und sollen in das neue Wohnbauprojekt integriert werden. Dafür will die Gemeindeverwaltung den Durchführungsplan entsprechend abändern. Unterm Strich müssten somit also nur zwei der elf Palabirn-Bäume ihre Blätter und Äste lassen. Und Bürgermeister Bernhart kann sich sogar vorstellen, weitere Bäume zu pflanzen.