Politik | HDS

Handel im Verband

Der ehemalige Landesrat Werner Frick ist seit September nicht mehr beim hds. Die Hintergründe einer Trennung, die alles andere als freiwillig erfolgt ist.

Am Nachmittag des 25. November 2015 verschickt der Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol (hds) eine Pressemitteilung mit einer äußerst knappen, aber durchaus explosiven Botschaft:

„Sehr geehrte Vertreter der Medien, wir informieren Sie, dass der ehemalige Direktor, Vizedirektor und Berater des hds, Werner Frick, seit einigen Monaten nicht mehr für den Verband tätig ist.“

Unterzeichnet ist Mitteilung von hds-Präsident Walter Amort und hds-Direktor Bernhard Hilpold.
Dass man einen langjährigen SVP-Landesrat mit zwei Zeilen aus jenem Verband verabschiedet, der jahrzehntelang mit dem Namen Werner Frick politisch und persönlich eng verbunden war, lässt mehr als nur erahnen, dass hier einiges nicht stimmt.
Schaut man sich zudem den zeitlichen Ablauf an, dann wird aus dieser Vermutung Gewissheit. Denn Werner Frick und der hds haben sich bereits im Sommer getrennt.
Drei Monate lang sickerte davon aber nichts durch. Und jetzt eine lapidare Zwei-Zeilen-Mitteilung.

Unversöhnliches Ende?

Ich möchte dazu nichts sagen“, meint Werner Frick gegenüber salto.bz. Auch hds-Präsident Walter Amort ist zurückhaltend. „Es sind noch einige Fragen offen“, sagt Amort, „deshalb haben wir die Trennung auch lange nicht kommuniziert“.
Tatsache ist, dass die Trennung keineswegs einvernehmlich erfolgt ist und Werner Frick den Verband alles andere als freiwillig verlassen hat. Es ist das überraschende Ende einer politischen Liaison, die anscheinend von Anfang an alles andere als glücklich war.
Werner Frick war vor seinem Einstieg in die Landespolitik Direktor des Hotelier- und Gastwirteverbandes (HGV). 20 Jahre lang von 1988 bis 2008 sitzt Frick für die SVP im Landtag und in der Landesregierung. Als Wirtschaftslandesrat gestaltet er die Handelspolitik Südtirol maßgeblich. Einer seiner engsten Verbündeten ist dabei von Anfang an der Kaufleuteverband, wie der hds damals noch hieß.
Es ist kein Zufall, dass 2003 ausgerechnet Fricks Ressortdirektor Dieter Steger zum neuen hds-Direktor gekürt wird. Kurz nach den Landtagswahlen 2008 kommt es dann zur doppelten Rochade. Werner Frick scheidet aus dem Landtag aus und Dieter Steger zieht in den Landtag ein. 2009 legt Steger dann das Amt des hds-Direktors nieder und sein Nachfolger im Verband wird ausgerechnet Werner Frick.
Doch der Bozner Jurist bleibt nicht lange hds-Direktor. Nach einer Klage verliert Dieter Steger 2011 vorzeitig sein Landtagsmandat und kehrt deshalb auf seinen Direktorenposten zum hds zurück. Werner Frick wird zum Vizedirektor zurückgestuft.

Berater anstatt Direktor

Im Oktober 2013 wird Dieter Steger wieder in den Landtag gewählt. Frick geht davon aus, dass er damit wieder zum hds-Direktor aufsteigt. Doch das Verhältnis zwischen Präsident Walter Amort und dem ehemaligen SVP-Landesrat ist keineswegs so rosig, wie es scheint. Werner Frick ist durch und durch Politiker auch als hds-Direktor. Dem Präsidenten missfällt aber diese Art der Direktionsarbeit. Dazu kommt noch: Mit dem Ausbrechen des Rentenskandals kommt auch Werner Frick in die Schusslinie der erzürnten Öffentlichkeit. Ein Politrentner als Direktor ist für den hds zu diesem Zeitpunkt kein Aushängeschild.

Werner Frick, Hds-Direktor, Vizedirektor und Berater: Abgang mit Misstönen.

So ernennt der Verband am 28. Oktober 2014 auf Vorschlag des Präsidenten Walter Amort den Brixner Bernhard Hilpold zum neuen Direktor. Werner Frick hingegen erhält im Jänner 2015 einen äußerst gut dotierten Berater-Vertrag.
Im vergangenen Jahr dürfte sich die Situation dann zugespitzt haben. Deshalb läuft der Beratervertrag vorzeitig aus und Werner Frick verlässt überraschend mit 1. September 2015 den hds.

Streitpunkt Geld

Dass der Verband die Trennung so lange zurückgehalten hat, liegt an einem möglichen Arbeitsstreit, in dem es um viel Geld geht. Laut Informationen gegnüber salto.bz stehen vonseiten Fricks finanzielle Forderungen an den Verband in Höhe von 300.000 Euro im Raum. Auch von einer möglichen Klage ist bereits die Rede. Werner Frick selbst dementiert das: „Es gibt keine Klage, sondern Gespräche“. Auch Walter Amort formuliert das ähnlich: „Es gibt einige Punkte, die noch zu klären sind, aber ich hoffe immer noch, dass wir uns einvernehmlich einigen können“.

Hds-Präsident Walter Amort: „Einige Punkte, die noch zu klären sind.“

Einer der zentralen Punkte in der Auseinandersetzung: Werner Frick ist der Auffassung, dass er als Vizedirektor freiwillig auf das Direktorenamt verzichtet hätte. Er verlangt jetzt, dass ihm dieser Verzicht auch finanziell entschädigt wird. Dazu kommen noch einige andere Forderung. Hds-Präsident Walter Amort bestätigt gegenüber salto.bz die laufenden Verhandlungen mit Werner Frick. Sagt aber gleichzeitig: „Über konkrete Summen rede ich nicht“.
Handeln tut man lieber im Stillen. Vor allem bei den Kaufleuten.