Environment | Abteilung Wasserschutzbauten und Naturschutz

Auwald entlang der Etsch

Am Ufer der Etsch wächst ein Auwald und dieser ist ökologisch wertvoll. Die Abteilung Wasserschutzbauten will davon nichts wissen.
Note: This article is a community contribution and does not necessarily reflect the opinion of the salto.bz editorial team.

Die Pappeln, Weiden und Erlen, welche längs der Etsch wachsen, sind Arten des Auwaldes, genauer eines Weichholzauwald. In der Karte der Vegetation von Südtirol, herausgegeben von der Autonomen Provinz Bozen, ist die Etsch als Auwald eingezeichnet. Doch der Auwaldstreifen längs der Etsch lichtet sich immer mehr. Teile des Auwaldes wurden im Zuge der Revitalisierung gerodet und in den Jahren 2013/2014 sind viele Bäume aus Hochwasserschutzgründen gefällt worden. Davon betroffen waren vor allem Pappeln. Doch ist die Pappel ein Baum, der sehr stabil steht und sogar Überschotterungen übersteht. Es ist nicht damit zu rechnen, dass ein Hochwasser im Etschtalboden eine Pappel umwirft.

Man will davon nichts wissen, dass Ufergehölze ökologisch wichtige Funktionen erfüllen.

Eine diesbezügliche Landtagsanfrage wurde von der Abteilung Wasserschutzbauten nicht beantwortet. Eine großangelegte Studie in Niederösterreich zeigt die ökologische Funktion der Ufergehölze auf, dazu gehört auch die Stabilisation des Bodens durch die Gehölze. Darin wird auch festgestellt, dass Ufergehölze die günstigste Form des Uferschutzes sind, da sie keiner Pflege bedürfen. Daneben wirken sich Ufergehölze durch Beschattung und Filterwirkung positiv auf das Gewässer und die Wasserqualität aus.

Unterhalb der Brücken an der Etsch finden sich oft pflegeaufwendige Grasböschungen, welche jährlich gemäht werden müssen. Dort wird keine Bewaldung geduldet, obwohl die Brücken so dimensioniert sind, dass die Wahrscheinlichkeit von Verklausungen sehr gering ist. Die neuen Brücken an der Mebo sind hoch und breit und gewährleisten den Durchfluss von Spitzenhochwässern. Die Ufergehölze halten ebenfalls mitgeführtes Totholz zurück. 

Der „Auwald“ ist ein monotoner Streifen nach Auffassung der Abteilung Wasserschutzbauten.

An den Landtag wurde die Frage gestellt, inwieweit die Auwaldvegetation als schützenswerter Lebensraum an der Etsch bei den Arbeiten der Abteilung berücksichtigt wird. In der Antwort wurde der Begriff Auwaldvegetation unter Anführungszeichen gesetzt, als ob man den Begriff „Auwald“ nicht verwenden wollte. Es handle sich nur um einen schmalen Streifen, wird behauptet. Doch ist dieser schmale Streifen ca 60 km lang und an jedem Ufer 10 bis 20m breit, an der breitesten Stelle 80m. Die Auwaldfläche längs der Etsch ist in Summe sehr groß. In einer Broschüre der Abteilung Wasserschutzbauten über die Revitalisierung, wird der Auwald als monotone Struktur bezeichnet.

Die Abteilung weiss aber, dass der Auwald Lebensraum für Rote Liste Arten ist.

Dabei weiß die Abteilung Wasserschutzbauten, dass dieser Auwald Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten ist. Es wurden umfangreiche Erhebungen gemacht, von 2002 bis 2004 unter dem Projekt „Lebensraum Etsch“. Dabei wurden insgesamt 1595 Tier- und Pflanzenarten erhoben, darunter z.B. 49 Schmetterlingsarten und 45 Kurzflügelkäferarten der Roten Liste. Insgesamt waren es 249 Arten, welche in der Roten Liste als potentiell gefährdet, gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht aufscheinen. Die Ufergehölze längs der Bäche und Flüsse sind als Lebensraum für bedrohte Arten im Landschaftsleitbild ebenfalls klar erwähnt. Für die Biodiversität ist der Auwald längs der Etsch von großer Bedeutung, zumal der Etschtalboden von Apfelmonokulturen und Siedlungen geprägt ist.

Anstatt diesen Auwald zu schützen, wird er immer kleiner und weggebaggert.

Im Zuge der Revitalisierung gingen Auwaldflächen verloren. An der Meboausfahrt Lana wurde ein Fahrradrastplatz errichtet. Wo vorher ein breiter Auwaldsteifen ausgebildet war, findet sich heute eine Fläche mit verschiedenen Dingen, die man gerne in die Landschaft stellt: ein Baumhaus aus Weiden, Bänke, eine alte Trambahn und Täfelchen. Die Täfelchen illustrieren den Verlust an Auwäldern und Feuchtgebieten im Etschtal im Laufe der Geschichte. Dass Auwald diesen Täfelchen und den hübschen Dingen weichen musste, steht nicht geschrieben.

Die Revitalisierung, welche die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie ist, sieht das Fließgewässer als Ganzes, Auwälder und Ufergehölze sind ein wichtiger Teil des Ökosystems Fließgewässer. Die „monotone“ Etsch wird für Fische umgestaltet, wobei auf die ökologische Funktion der Ufergehölze nicht eingegangen wird. Damit der Lebensraum für Fische verbessert wird, werden Ufergehölze weggebaggert, das Bachbett modelliert und wertvolle Lebensräume am Gewässer zerstört.

Die Kassen der Abteilung Wasserschutzbauten sind prall gefüllt, dank der Umweltgelder. Mit diesen Geldern wurden wider besseres Wissen naturnahe Flächen an der Etsch zerstört.