Harmonischer Kompromiss?
Der in Florenz lebende Künstler und Musiker Albert Mayr kommt nur mehr hin und wieder in seine Zweitwohnung nach Bozen, die Stadt seiner Kindheit und Jugend. Oder auf den Ritten. Seit beinahe einem halben Jahrhundert beschäftigt er sich mit dem Thema Zeit und mit Musik, vor anderhalb Jahrzehnten hat der Sohn von Josef Mayr-Nusser, ausgehend von der Bergstation der Seilbahn am Rittner Horn, einen rhythmischen Wanderweg realisiert. Es ist ein Wanderweg für Zeit-und-Musik-Freaks, bei welchem der Wander-Rhythmus entlang der vorgesehen Tafeln berechnen werden kann.
Harmonischer Weg nennt sich Mayrs Kunstprojekt – erstellt mit Genehmigung der Landesregierung Nr. 3953 –, und es begleitet intelligente Wanderer von der Schwarzseespitze bis zur Senke vor dem Unterhornhaus.
Vor ein paar Wochen wurde Albert Mayr von Markus Untermarzoner (Präsident der Rittner Horn Bergbahnen AG) mitgeteilt, dass „die Tafeln des Harmonischen Wegs entfernt werden müssten, wegen Unfallgefahr“. Dazu wurde Mayr ein Schreiben einer Anwaltskanzlei mit der gleichen Aufforderung zugeschickt. „Zwar findet Herr Untermarzoner, dass die Tafeln des Harmonischen Wegs eine Gefahr für Leib und Leben der Wanderer, Skifahrer, usw. darstellen und möchte sie entfernen lassen. Ich möchte betonen, dass in den 14 Jahren kein Unfall stattgefunden hat“, ärgert sich Mayr über den Sicherheitsvorwand des Präsidenten. Untermarzoner bestätigt gegenüber salto.bz „dass die für den Harmonischen Weg vorgesehene Strecke in den Wintermonaten stark von Skifahrern, Wanderern und Rodlern genutzt wird“ und dass „nach dem schweren Rodelunglück 2019 mit tödlichem Ausgang alle Bereich im Einzugsgebiet der Rittner Horn Bergbahnen auf mögliche Gefahren untersucht wurden“. In einer der Beschreibungen wurde auch darauf hingewiesen, „dass spitze oder schnittige Teile, welche Teil des Harmonischen Weges sind, eine mögliche Gefahr darstellen.“ Zudem fehlt dem Kunst- Musik- und Zeitweg „eine Versicherung, wie diese bei anderen Themenwegen möglich ist“, meint Untermarzoner.
„Ich habe angefragt, ob der Tourismusverein bereit wäre, als Trägerverein für den Harmonischen Weg zu fungieren“, kommt Mayr nun der dringlichen Angelegenheit entgegen und hofft auf baldige Unterstützung von Rittner Seite. Am 14.Oktober soll der Ausschuss darüber entscheiden.
„In allen Punkten kann man eine gemeinsame Lösung finden“, ist Untermarzoner überzeugt: „So müssen die Kunstobjekte entlang des Weges nicht zwingend entfernt werden, im Gegenteil: durch bessere Pflege bzw. regelmäßige Betreuung und gute Sichtbarkeit, könnten die Kunstwerke an diesem Weg, den Bereich noch mehr aufwerten, zur Freude der interessierten Besucher am Rittner Horn.“
„Es freut mich natürlich, dass Herr Untermarzoner inzwischen eine positivere Einstellung zum Harmonischen Weg hat“, kommentiert der Komponist und Künstler die Aussagen des Seilbahnpräsidenten und fügt hinzu: „Ich will das Risiko-Thema nicht herunterspielen, und sollte von offizieller behördlicher Seite die Aufforderung kommen, den Weg abzubauen, würde ich mich dem nicht widersetzen.“
Wie harmonisch sich die Angelegenheit weiterentwickelt, entscheiden demnächst die Tourismusverantwortlichen. Vielleicht findet sich am Ritten – falls nötig – auch ein Kultur- oder Sportverein, der die Wartung und Pflege des Weges übernimmt.