Società | Sanitätsreform

"Was bezweckt Oswald Mayr?"

Empörung über Sanitätsdirektor Oswald Mayr im Krankenhaus Sterzing: Unsere Geburten sind versicherungsmäßig abgedeckt, unterstreicht der ärztliche Leiter Franz Ploner.

Albin Thöni ist auch in der Pension ein vielbeschäftigter Mann. In den vergangenen Tagen  war der ehemalige Primar der Sterzinger Gynäkologie zwischen Mailand und München unterwegs. Zeit, sich bei der Diskussion über die Sanitätsreform am Laufenden zu halten, bleibt da wenig. Doch ein Zeitungstitel entging dem leidenschaftlichen Anwalt seines ehemaligen Krankenhauses nicht: Das Millionen-Risiko, von dem die Südtiroler Tageszeitung in Zusammenhang mit Geburten in Sterzing und Innichen berichtete. „Wir machen uns große Sorgen“, bestätigte Sanitätsdirektor Oswald Mayr darin eine „tickende Zeitbombe“ in den Geburtsabteilungen von Sterzing und Innichnen. Sollte dort einer Mutter oder einem Neugeborenen etwas passieren, würde die Versicherung nicht zahlen. Der Grund?  Beide Geburtenabteilungen würden nicht die gesetzlich vorgeschriebenen Strukturkriterien erfüllen, wird Mayr zitiert.

„Solche Aussagen kann man nicht auf sich beruhen lassen“, empört sich Albin Thöni. „Es ist unerhört, welche Argumente jetzt auf den Tisch gebracht werden.“ Hintergrund der Causa ist das vieldiskutierte vierköpfige Team aus Anästhesie, Pädiatrie, Geburtshilfe und Hebamme, das laut staatlichen Richtlinien in allen Geburtenabteilungen 24 Stunden anwesend sein müsste. Wie salto.bz bereits vor mehr als einem Monat berichtet hatte, ist damit auch ein versicherungstechnischer Aspekt verknüpft. Doch: Ungesetzt werden muss die Anforderung erst innerhalb 2016. Und wie Thöni meint: Aufgrund ihrer Realitätsferne sei ohnehin stark in Zweifel zu ziehen, ob die Bestimmung überhaupt zur Anwendung kommen wird. „Wenn ja, müssten 150 von italienweit 500 Geburtenabteilungen geschlossen werden“, sagt der pensionierte Gynäkologe, der mit seinen Wassergeburten in ganz Italien Bekanntheit erlangt hatte. Die Sicherheit einer Geburt hängt für ihn in jedem Fall nicht von der Rund-um-Anwesenheit von drei Fachärzten ab. „Die wesentliche Figur neben der Hebamme ist der Gynäkologe“, sagt er. Vor allem Pädiater würden ohnehin nur in Ausnahmefällen vom Gynäkologen hinzugerufen. Das zeige sich auch im Trentino, wo kleine Geburtenabteilungen wie Cavalese überhaupt keine Kinderärzte angestellt hätten.

„Wir sind versicherungsmäßig abgedeckt“

Dass Oswald Mayr aber ausgerechnet Sterzing und Innichen vorführe, wenn bis auf Bozen bislang keine der anderen Geburtenstationen im Land die vorgesehene Vierer-Besetzung aufweise, empfinden sowohl der ehemalige Sterzinger Primar als auch der aktuelle ärztliche Leiter des Krankhauses Franz Ploner als Affront. Was ist mit Schlanders? Was ist mit Meran, wo ein Neonatologe im Aktivdienst vorgesehen wäre, fragt Primar Ploner. „Warum wird auf zwei Abteilungen herumgehackt, wenn alle andere rechtlich ebenfalls nicht in Ordnung wären?“ Vor allem aber: Was bezweckt Oswald Mayr mit solch unwahren Aussagen? Denn sicher ist für den ärztlichen Leiter, dass die Geburten in seinem Krankenhaus versichert sind. „Wir haben einen institutionellen Auftrag laut Landesgesundheitsplan von 2002, und damit sind wir versicherungsmäßig abgedeckt“, stellt er klar.

Auch künftig lässt sich Franz Ploner diesbezüglich keine grauen Haare wachsen. Laut den Staat-Regionen-Richtlinien gelte für Krankenhäuser wie Sterzing kein Aktivdienst, sondern die Vorgabe: „deve essere garantita l’assistenza“. „Und dafür gibt es viele Modelle, von denen wir einige auch jetzt schon anwenden“, sagt der Primar. Also keine Angst vor den staatlichen Bestimmungen – sondern vielmehr davor, was auf Landesebene daraus gemacht wird.