Società | Sicherheit

Offene Fronten

Kriminalität im Land im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. "Keine Panikmache", wünscht sich Regierungskommissärin Margiacchi. Gefühlte Unsicherheit trotzdem da.

Regelmäßig tritt das Komitee für öffentliche Ordnung und Sicherheit zusammen, um über die Sicherheitslage im Land zu befinden. Im Gegensatz zu manch anderem, der unreflektiert nach “mehr Sicherheit” schreit, können die Mitglieder des Sicherheitstischs mit Zahlen aufwarten. Und diese schauen nicht wirklich besorgniserregend aus. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Straftaten südtirolweit um 10 Prozent zurück gegangen, in der Landeshauptstadt gar um 12 Prozent.

Weitere Zahlen präsentierten Regierungskommissärin Elisabetta Margiacchi, Quästor Lucio Carluccio, die Kommandanten von Carabinieri Finanzpolizei und Stadtpolizei Bozen sowie Vize-Präfektin Francesca De Carlini und der Generalsekretär der Landesregierung, Eros Magnago, am Donnerstag Nachmittag. Sie haben die Monate Jänner bis September 2015 mit demselben Zeitraum 2014 verglichen und informierten: Die Raubüberfälle landesweit und in Bozen sind um 20 beziehungsweise 12 Prozent rückläufig. Bei den Diebstählen gibt es in der Provinz ein Minus von 14, in Bozen von 15 Prozent. Den prozentuell größten Rückgang gibt es bei den Einbrüchen zu verzeichnen: Waren es südtirolweit im Vergleich zum Vorjahr 27 Prozent weniger, so gingen sie in Bozen gar um 46 Prozent zurück. Bei den vorsätzlichen Körperverletzungen gab es auf Provinzebene ein Minus von 8 Prozent, in der Landeshauptstadt hingegen einen Anstieg von 6 Prozent. Ebenso haben die Taschendiebstähle zugenommen, um 12 Prozent im gesamten Land, um 7 Prozent in Bozen. Die Stadionverbote stiegen im Vergleich zu 2014 von 2 auf 18 an – auch wegen der Vorfälle am Sommer-Trainingslager des FC Bologna in Kastelruth.

Regierungskommissärin Margiacchi mahnte, nicht vorschnell Panikmache zu betreiben, die Zahlen würden eindeutig die gute Arbeit der Sicherheitskräfte im Land belegen. Deren Einsatz seien die rückläufigen Zahlen zu verdanken, erklärte Quästor Carluccio. Seit Jahresbeginn wurden die bestehenden Kräfte im gesamten Land um 260 zusätzliche Beamte aufgestockt. “Auch wegen den Flüchtlingsströmen”, hieß es. Insgesamt 4.400 illegal eingereiste Personen wurden zwischen Jänner und September von den österreichischen Sicherheitskräften aufgegriffen und den italienischen Behörden übergeben. 661 Personen wurden nach den Kontrollen auf dieser Seite des Brenners wieder nach Österreich zurück überstellt.

Ein besonderes Augenmerk legt das Komitee für Sicherheit und Ordnung nach wie vor auf Bozen. Der Kommandant der Stadtpolizei Bozen, Sergio Ronchetti, berichtete, dass in den vergangenen Monaten ungefähr 70 illegale Niederlassungen geräumt worden seien. An dieser Front soll auch in Zukunft verstärkt gearbeitet werden. Außerdem nehme man die Sorgen und die gefühlte Unsicherheit der Bevölkerung ernst. “Doch mehr als Verbrechensbekämpfung können wir in diesem Falle nicht tun”, meinte Quästor Carluccio. Ein versteckter Appell Richtung Gemeinde und politische wie soziale Kräfte? Der Einsatz von mehr Ordnungskräften reicht eben nicht immer aus, um aus einer Stadt einen lebenswerteren und (gefühlt) sichereren Ort zu machen. Aus diesem Grund kündigte die scheidende Bozner Kommissärin und Vize-Präfektin Francesca De Carlini (sie wird heute, Freitag von Michele Penta ersetzt) eine Reihe von Maßnahmen an, um dem disagio in Landeshauptstadt zu beheben: So soll es künftig mehr Beleuchtung an neuralgischen Punkten wie gewissen Parkanlagen in Bozen geben. Verschönerungsmaßnahmen, neue Straßenpflasterungen, kulturelle Mediatoren und Sozialarbeiter sollen der urbanen und sozialen Verwahrlosung entgegenwirken.