Cronaca | Übergriff

“Eine feige Attacke”

In Bozen soll es vergangene Nacht erneut eine politisch motivierte Gewalttat gegeben haben. Das Opfer beschuldigt CasaPound. Lang: “Bozen hat ein Faschismusproblem.”

In der Nacht auf Samstag (16. Juli) soll es in Bozen erneut zu einem gewalttätigen Übergriff von Sympathisanten der neofaschistischen CasaPound gekommen sein. Es ist ein junger Bozner, der über Facebook anklagt: “Casa pound mi ha appena pestato in via Mendola”, schreibt der 19-jährige Davide Gallo am Samstag gegen 2 Uhr morgens auf seinem Profil. Unter den Zeilen veröffentlicht er ein Foto, das ihn selbst mit blutüberströmten Gesicht zeigt. Ersten Informationen zufolge soll Gallo mit einer Gruppe von Freunden in der Mendelstraße im Stadtteil Gries unterwegs gewesen sein, als neben ihnen ein Auto anhielt. Mehrere Personen sollen ausgestiegen sein und auf Gallo und seine Freunde losgegangen sein und tätglich angegriffen haben. Auslöser für die Attacke dürfte, so die Aussagen des Opfers, das Partisanenlied Bella Ciao gewesen sein, das er mit seinen Begleitern gesungen hatte. Unter den Aggressoren wollen die zwei Mitglieder von CasaPound identifiziert haben. “Das sei ihre Zone und wir dürften uns nicht erlauben, gewisse Lieder zu singen” sollen sie – immer laut Gallo – während des Vorfalls gesagt haben.

Falls sich die Angaben bestätigen, wäre bereits das zweite Mal heuer, dass ein junger Bozner Opfer wegen “Bella Ciao” eines politisch motivierten tätlichen Übergriffs von CasaPound wird. Erst im Jänner war ein Minderjähriger zusammengeschlagen worden weil er beim Vorbeigehen am CasaPound-Sitz in der Cesare Battisti Straße die Melodie auf seinem Handy abgespielt haben soll. Als einer der Angreifer wurde Davide Brancaglio, damals noch Stadtviertelrat von CasaPound identifiziert und angezeigt worden. Davide Gallo will jedenfalls nicht schweigen. Er hat sich bereits an die Carabinieri gewandt, die die Ermittlungen aufgenommen haben.

Über Facebook verbreitet sich das Foto samt Erzählung des Opfers inzwischen rasend. Neben zahlreichen Solidaritätsbekundungen hat inzwischen auch Roland Lang reagiert. In einer Aussendung spricht der Obmann des Südtiroler Heimatbundes dem Opfer “dieser feigen Attacke” seine volle Solidarität aus und verurteilt der erneuten “politisch motivierten, rechtsextremen Gewalt” scharf: “Bozen scheint ein fruchtbarer Boden für die faschistische Ideologie zu sein, dies haben die letzten Gemeindewahlen einwandfrei bewiesen. Irgendwo auch kein Wunder, wenn Casapound-Rädelsführer in den Schulen hetzerische Propaganda machen, faschistische Denkmäler stillschweigend renoviert werden und Mussolini und Hitler von diesen Ewiggestrigen im Radio ungestraft verherrlicht werden dürfen. Bei solcher faschistischer Saat kann man nur politische Gewalt ernten”, so Lang. Er fordert: “Wegschauen bringt nichts, Faschismus muss aktiv bekämpft werden.”