Società | Resistenza

"So etwas darf nicht mehr passieren"

Mit einer Demonstration wollen Kultur- und Studentenvereine an 70 Jahre Widerstand und Befreiung erinnern. Am 25. April ziehen sie gemeinsam durch Bozen.

Sie sind jung und sie wollen ein Zeichen setzen. Gegen Faschismus, Totalitarismus, Rassismus und die “sinnlose ethnische und sprachliche Trennung”. Aus diesem Grund haben sich der Verein Meran Resiste, das interethnische Kollektiv Diverkstatt aus Bruneck und der Bozner Studierendenverein Kikero zusammen getan und werden am kommenden Samstag eine Demonstration veranstalten. Am 25. April jährt sich nämlich die Befreiung Italiens vom Faschismus zum 70. Mal.


“Auf dass wir nie mehr einen Tag wie den 25. April brauchen”

“Gleichheit, Solidarität und Gerechtigkeit sind keine Werte der Vergangenheit”, erklärt Michael Schwalt von Meran Resiste, “sondern es ist wichtig, dass diese Grundsätze heute aktualisiert werden.” Daher müsse vor allem der Jugend die Symbolik des 25. April vermittelt werden. Und die Bedeutung, die der Widerstand sowohl auf italienischer als auch auf deutscher Seite für Südtirol immer noch hat. “Antifaschismus muss dabei als nicht direkt politisch verstanden werden, sondern als eine Ideologie gegen eine totalitäre Weltanschauung”, präzisiert Schwalt.

Der Flyer der Demonstration. Bild: Facebook

Den Organisatoren geht es insbesondere darum, die deutsch- und italienischsprachige Bevölkerung zusammenzuführen und gemeinsam die Vergangenheit aufzuarbeiten: “So etwas wie Faschismus darf es nicht mehr geben”, ist man sich einig. Und dafür müssen Begegnungsmöglichkeiten her. Die Demonstration soll eine solche sein. Denn:“Es gibt nur wenige Gelegenheiten für die beiden Sprachgruppen, sich zu treffen”, bedauert man beim Kultuverein Diverkstatt. “Und ich traue mich zu sagen, dass der 25. April bei den Südtirolern deutscher Muttersprache weniger stark präsent und verankert ist”, so Gianluca Da Col. Auch weil auf italienischer Seite der Tag der Befreiung häufig von politischen Parteien instrumentalisiert werde. Das Organisationsteam distanziert sich deutlich davon: “Wir sind gegen jeglichen parteipolitischen Missbrauch des 25. Aprils. Es ist ein Fest für alle, und nicht nur für gewisse Seiten.”


Geänderte Route, selbes Ziel

Einer der Initiatoren der Demonstration ist die Bozner ANPI (Associazione Nazionale Partigiani d’Italia; Nationale Vereinigung der italienischen Partisanen). Orfeo Donatini, der ANPI-Präsident in Bozen, ist sich sicher: “Es braucht viele solcher Momente, die die Menschen vereinen.” Vereint marschiert wird wie gesagt am Samstag, 25. April. Um 15 Uhr startet die Demonstration vor der Universität Bozen und wird dann an den Talferwiesen mit einem großen Fest ausklingen. Ursprünglich wollte man den Zug über die Cesare-Battisti-Straße zum Siegesplatz führen. Doch dann hatte die Quästur Sicherheitsbedenken angemeldet. Denn eben dort, in der Battisti-Straße wurde am vergangenen Wochenende der neue Sitz der neofaschistischen CasaPound eröffnet. Daher die Anweisung vonseiten der Sicherheitskräfte, den Demonstrationszug über die Freiheitsstraße umzuleiten. “Wir werden die Situation aufmerksam verfolgen”, heißt es aus der Quästur. Doch seien keine Spannungen zu erwarten.

Wäre das Vorbeimarschieren am Sitz der “Faschisten des Dritten Jahrtausends” aber nicht ein starkes Zeichen gewesen? “Sicher. Aber die Entscheidung haben nicht wir getroffen, sondern die Quästur. Der Grund dafür ist uns nicht wirklich transparent mitgeteilt worden”, berichten die Organisatoren. Und auch wenn kaum zu vermeiden sei – angesichts der zahlreichen faschistischen Überbleibsel in der gesamten Stadt – “bei einem antifaschistischen Protestzug durch Bozen irgendjemandem auf die Füße zu treten”, das Ziel der Organisatoren bleibt: an den Widerstand, die Resistenza und den Antifaschismus erinnern, die Bevölkerung einbeziehen, die Angst aus der Stadt vertreiben. Friedlich.