Politica | Landtagswahlen 2013

Scelta Civica zeigt Gesicht

Von Benussi bis Stenico, von der Arbeitslosen bis zur bekannten Feministin: Die neue politische Kraft Scelta Civica präsentiert einen bunten Reigen an KandidatInnen – und will keinen davon an der Front stehen haben.

Der Samstag Vormittag gehörte heute den Neueinsteigern der diesjährigen Landtagswahlen: Neben dem Movimento 5 Stelle präsentierte auch die im Juni aus der Taufe gehobene Liste Scelta Civica ihre KandidatInnen. Das ambitiöse Vorhaben, das so unterschiedliche ExponentInnen wie Ivan Benussi, Dario Stablum, Alberto Stenico und Nadia Mazzardis vereint? Eine neue Politik jenseits der traditionellen Lager und jenseits von Ideologien und  Personenkult. Eine Politik, die von den echten Problemen der Bevölkerung ausgeht und die es der italienischsprachigen Bevölkerungsgruppe im Land erlaubt, endlich die Autonomie des Landes mitzugestalten. So lauteten zumindest die wichtigsten Botschaften der ingesamt 32 Kandidatinnen und Kandidaten im Don Bosco-Saal des Bozner Rainerums.

Eine neue Kraft der Mitte also, in der sich ExponentInnen der verschiedensten Initiativen finden: Allem voran der Bürgerlisten aus Meran, Bozen und Brixen, des Forum Democratico um Barbara Repetto, aber eben auch aus dem Mitte-Rechts-Lager. Wie gelang beispielsweise der politische Spagat zwischen einem Alberto Stenico und einem Ivan Benussi: „Mit viel Diskussion, Respekt vor anderen Positionen und einigen klaren Bedingungen“, antwortet der langjährige Lega Coop-Vorsitzende. Die da wären? Ein klares Bekenntnis zur Offenheit gegenüber anderen Kulturen und ein ebenso klares Nein zur Instrumentalisierung des Themas Siegesdenkmal, meint Stenico.

Doch es sind bei weitem nicht nur unterschiedliche politische Hintergründe, sondern auch der Mix aus Neueinsteigern und alten Hasen, aus Lebenserfahrungen, Herkunft, Alter oder Geschlecht, die das Wesen der neuen Liste ausmachen, betonte Koordinator Andrea Casolari. Dies zeigte sich auch in den einzelnen Vorstellungen der insgesamt 32 Kandidatinnen und Kandidaten, die zumindest in Stücken an die Videobotschaften erinnerte, mit denen die Grillini zu Beginn dieses Jahres in den Wahlkampf zogen. „Ich bin Versicherungsmakler und habe es satt, Politik immer nur passiv zu beobachten“, sagte der Bozner Vincenzo De Tommaso. „Ich bin hier, um mich nicht so allein zu fühlen, wenn ich gegen Mauern anrenne“, der Leiferer Gemeinderat und langjährige Gewerkschafter Franco Magagna. „Ich bin geschieden mit zwei Kindern und möchte mich für Frauen einsetzen, die ähnliche Schwierigkeiten wie ich haben“, die Köchin Franca Uva.

40 Prozent Frauen

Die Frauen der Liste, die dort 40 Prozent stellen, brachten ihre Standpunkte am Samstag Vormittag generell besonders deutlich zur Sprache: Darunter ihr bekanntestes Gesicht, die Unternehmerin und Präsidentin der Vereinigung SeNonOraQuando Nadia Mazzardis, die vor allem das Thema Mehrsprachigkeit einbrachte, die Peruanerin Leyli Landauro, die „keine Sonderbehandlung durch Parlamentarier nötig hatte, um die nötige Staatsbürgerschaft zu erhalten“, oder die INPS-Angestellte Sigrid Plattner, die ihren Aufruf gegen Gewalt an Frauen auf der Podium mit einer Bekenntnis verband, selbst ein Opfer gewesen zu sein.

Wer dieser KandidatInnen in den kommenden Wochen an der Front stehen wird, wurde auch am Samstag Vormittag nicht deutlich. „Spitzenkandidat gibt es keinen“, meint Alberto Stenico. Obwohl auch er ursprünglich gegen die nun beschlossene alphabetische Reihung der KandidatInnen war, setzte sich die Linie durch, dass die so unterschiedlichen Strömungen auf der Liste nicht durch ein einziges Gesicht vertreten werden sollen. Selbst ein Sessel in der Landesregierung ist zumindest laut Stenico kein erklärtes Ziel von Scelta Civica. Auch wenn der Bozner Gemeinderat Paolo Berloffa  einen klaren Seitenhieb gegen die dortigen Vertreter des politischen Konkurrenten PD losließ, die „nur glauben, die Italiener zu vertreten  und statt dessen auf dem Sofa der Macht Fett angesetzt haben“.

Das Programm selbst will Scelta Civica nach dem heutigen Auftakt nun Schritt für Schritt in den nächsten Wochen präsentieren. Klar gemacht wurde schon heute, dass es dabei vor allem um die realen Probleme der Menschen, um mehr Offenheit und neue Visionen gehen wird. Obwohl sich die Bewegung nicht zuletzt mit ihrem Listenlogo als klare territoriale Kraft präsentiert – „Wir sind neben dem Edelweiß die einzigen, die mit einem stilisierten Schlern einen territorialen Bezug haben, so Koordinator Andrea Casolari – wird mit der „Agenda Monti“ laut Stenico zumindest eine Grundphilosophie der römischen Mutterliste übernommen: "Den Leuten nichts vormachen, sondern Fakten klar auf den Tisch legen."