Hans Piffrader & seine 192m² Travertin

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Waltraud Astner Mi., 26.11.2014 - 21:24

Die Entstehungsgeschichte dieses Reliefs (unter Einbeziehung von Entwürfen usw.) könnte man am besten in einem Museum darstellen. In ein solches möge man das Relief bringen , dann wir auch die Historisierung am deutlichsten vermittelt. Das Kriegsmuseum in Rovereto würde sich dazu vielleicht eignen.

Mi., 26.11.2014 - 21:24 Permalink
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Christoph Moar Mi., 26.11.2014 - 23:19

Antwort auf von Waltraud Astner

Ja, diese Einschätzung kann ich verstehen und respektieren. Ich selbst kann ihr aber nur bedingt folgen. Ich brauche kein Kunstwerk, das in einem akademischen Umfeld, fern seiner Konzipierungs- und Entstehungsgeschichte verfrachtet wird. Wenn es gelingen würde, den Raum, den nach mancher Vorstellung das Relief heute beherrscht, für die Bürgerinnen und Bürger, für die Kinder von Bozen zurückzuerinnern, dann hätte ich nach meinem Verständnis viel mehr erreicht.
Heute geht es bei musealen Konzepten hauptsächlich darum, dass man einen niederschwelligen Zugang zu den Exponaten ermöglicht - der Rovereto Ansatz wäre für mich anders. Die Stadt ist zwar spannend, die Ergänzung mit dem Mart sehr attraktiv, aber: was hat Piffrader in Rovereto verloren? Dann lieber Klausen, dort hat er einen Bezug, zeitlebens. Aber so gesehen: was spricht gegen ein offenes Museum im urbanen Raum? Wenn, dann wohl nur die "Beleidigung", die aus diesem Werk ausgeht. Ist es wirklich ein Ding der Unmöglichkeit, diese Beleidigung umzukehren? Kann nur Entfernung oder Schleifung Satisfaktion bieten?

Mi., 26.11.2014 - 23:19 Permalink
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Manuel Kasslatter Do., 27.11.2014 - 08:52

Antwort auf von Waltraud Astner

ich finde den vorschlag von frau Astner sehr gut, für mich sogar der beste bis dato, zumal noch zu viele Emotionen durch das relief, insbesondere durch das abbild vom dux hoch zu ross, geweckt werden. auch finde ich das projekt, das Arendt-zitat darüber zu blenden, von der idee her nicht schlecht, nur passt dies meiner meinung nach überhaupt nicht in das umfeld des kunstwerks: für mich ist es ein skandal, "niemand hat das recht zu gehorchen" auf ein finanzamtgebäude zu projizieren!

Do., 27.11.2014 - 08:52 Permalink
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Benno Kusstatscher Mi., 26.11.2014 - 22:55

Finanz- und Gerichtgebäude würden zusammen ein interessantes Museumsgelände geben. Wenn man den Duce nicht von den Ämtern trennen soll, warum denn nicht die Ämter vom Duce?

Mi., 26.11.2014 - 22:55 Permalink
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Christoph Moar Mi., 26.11.2014 - 23:05

Antwort auf von Benno Kusstatscher

In der Tat ein interessanter Ansatz, Benno. Ich denke, dass die Dreierkonstellation, ja der große Platz zwischen den Gebäuden inmitten der Stadt, gar ein wesentliches Element des architektonischen Gesamtkonzeptes ist. Will man aus der Situation etwas gewinnendes machen, darf aus meiner Sicht das ganze Umfeld mit einbezogen werden. Und vor allem: es muss von den BürgerInnen rückerobert werden. Ich brauche kein akademisches Kunstwerk, das irgendwo hängt und vor sich hin mottet. Lieber ist mir ein im Kontext sichtbares kritisches Werk, ein Park, das von Kindern täglich zum Skaten und Radfahren genutzt wird, Grünflächen, die gemütliche Studenten zum Bücherlesen einladen, und vor allem eins: Leben. Schau dir den Gerichtsvorplatz an, wenn die Kids ihren Fahrradführerschein machen: herrlich. So lässt sich dem Platz auch Normalität einhauchen, und menschenverachtende Ideologie zurückdrängen.

Ob wir die Finanzbediensteten in den Räumen brauchen? Vermutlich nicht, eine Zweitnutzung wäre da durchaus eine Idee wert. Das Gericht verlagern? Stell ich mir schwieriger vor, das Raumprogramm findet man nicht so ohne weiteres woanders wieder. Aber den Duce nicht von den Ämtern trennen? Wie du liest (wenn Du es geschafft hast, dich durch meinen Blogbeitrag bis zum Schluss zu kämpfen) könnte ich mir vorstellen, dass die zentrale Kachel durchaus auf der Kippe stehen könnte. Die Skizze der weiblichen Italia vor der Pappnase hätte was.

Mi., 26.11.2014 - 23:05 Permalink
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Profil für Benutzer Benno Kusstatscher
Benno Kusstatscher Mi., 26.11.2014 - 23:26

Antwort auf von Christoph Moar

Bis zum bitteren Ende, Christoph, ja :-) Genau diese Kacheln könnte man gleich unter dem Ding ausstellen. Den Ötzi gleich mit dazu, meinetwegen. Nachdem Bozen auf der Suche nach einem vernünftigen Bibliotheksgebäude gescheitert ist und in der Zone als auch am frei werdenden Bahnhofsgelände etliches an Flächen haben, würde ich den Richtern schon etwas Mobilität zumuten wollen.

Mi., 26.11.2014 - 23:26 Permalink
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Profil für Benutzer Mensch Ärgerdichnicht
Mensch Ärgerdi… Mi., 26.11.2014 - 23:32

Sehr interessanter Artikel. Diese ganze Geschichte würde samt Relief in einem Museum passen, dazu noch einige Bilder oder Kurzfilme vom heutigen Salò und Predappio um zu zeigen wie der Kult des Diktators und der Diktatur sich entwickelt haben....

Mi., 26.11.2014 - 23:32 Permalink
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Sebastian Felderer Do., 27.11.2014 - 07:32

Bravo Christoph und Mitdenker! Macht euch Benko zum Verbündeten und schafft für Bozen etwas Bemerkenswertes. Ich hätte das Siegesdenkmal in die Mitte des Gerichtsplatzes gesetzt und ihm somit einen geeigneten Platz im urbanen Museum geschaffen. Gerichtssaal und Finanzämter wären im Bahnhofareal verkehrstechnisch besser untergebracht.
Denker, bieten den Spekulanten die Stirn und macht aus Bozen die Landeshauptstadt !

Do., 27.11.2014 - 07:32 Permalink