Robert Oberrauch hat seine Kandidatur für den Bozner Gemeinderat zurückgezogen. Erst vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass der Ex-Hockey-Spieler und Bozner Bürgermeisterkandidat von 2010 – damals verlor er die Wahl gegen Luigi Spagnolli – auf der Bürgerliste seines ehemaligen politischen Konkurrenten Spagnolli antreten wolle. Nun hat er beschlossen, seine Entscheidung rückgängig zu machen.

Il clima che si sta creando attorno alla mia candidatura, che evidentemente non è stata compresa, spiegata e condivisa a sufficienza dal Sindaco e dai miei alleati politici di domani, e il venticello da vecchi politicanti che si sta alzando rispetto a vicende per le quali ho pagato un duro prezzo in termini di serenità e tranquillità per molti mesi e dalle quali sono però uscito a testa alta, mi spingono oggi a rinunciare alla candidatura. (…) Amo Bolzano ed è proprio perché amo Bolzano che ho deciso  di rinunciare alla mia candidatura con effetto immediato.

So erklärt Oberrauch den Entschluss, den er am späten Samstag Nachmittag verkündet. Eine Anspielung auf seine Verwicklung in das Bozner Bunga-Bunga-Strafverfahren. Diese hatte ihm zu unrühmlicher Bekanntheit verholfen und für zahlreiche Kritik gesorgt, als Oberrauchs Kandidatur bekannt wurde. Er wolle nun ein Armdrücken vermeiden. Zwischen seinen Unterstützern, die ihn erneut im Bozner Gemeinderat – in dem Oberrauch seit 2010 für sein Bündnis Forza Bolzano sitzt – haben wollten und jenen Vertretern der “alten Politik”, die seiner Kandidatur mit keinerlei “Enthusiasmus oder Neugier” begegnet seien. Abschließend bedankt er sich beim Bürgermeister Spagnolli, den er einen “amico vero e Sindaco lungimirante” nennt, aber sein Beschluss stehe fest: “So cosa posso dare a Bolzano, ma non intendo farlo a qualunque prezzo.”

Häme erntet nach Bekanntwerden seines Rückzugs nicht nur Robert Oberrauch, sondern auch Luigi Spagnolli. Vor allem die Vertreter des Mitte-Rechts-Lagers lassen kein gutes Haar am Bürgermeister. “Ora Spagnolli è nudo”, tönt es etwa von Alessandro Urzì, der am 10. Mai selbst gegen Spagnolli in den Ring steigt,  “salta il progetto di dare l’illusione di uno spostamento verso il Centro, addirittura verso il Centrodestra”. Die Kandidatur Oberrauchs war nämlich von vielen Seiten als taktischer Schachzug Spagnollis gesehen worden, um seinen PD weg vom ökosozialen Koalitionspartner und in Richtung Zentrum, sprich SVP, zu locken. Urzì will die Gelegenheit nun beim Schopf packen und lanciert einen Aufruf an die zersplitterten Mitte-Rechts-Gruppierungen – SVP inklusive. Gemeinsam solle man sich in den nächsten Tagen an den Tisch setzen, um über eine breite Koalition und ein gemeinsames Antreten bei den Gemeinderatswahlen zu befinden. Ob daran jemand wirkliches Interesse zeigt, bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch sicher: Es bleibt spannend im Bozner Wahlkampfgemetzel.