Sexten: „Südtiroler Gesellschaft hat Tiefpunkt erreicht“
Die lautesten Stimmen gegen die Skiverbindung Rotwand-Helm in Sexten schwiegen am Samstag. Dafür langte nach dem geballten Aufmarsch der Befürworter aus dem Vinschgau eine Solidaritätserklärung für einen der aktivsten Gegner des Projekts ein: Hanspeter Stauder. Die Umweltgruppe Vinschgau zeigt sich angesichts der Berichte über mehrmalige Bedrohungen des Umweltschützers und Frontmann der Sextner Bürgerliste an eigene Erfahrungen erinnert. „Auch in Mals erhalten Menschen Morddrohungen, weil sie sich für eine pestizidfreie Gemeinde, für die Gesundheit und den Erhalt der Natur einsetzen“, sagen die Vertreter der Unweltgruppe.
Ihre Botschaft? Wie auch immer man zu Pistenprojekten oder dem Pestizideinsatz steht: „Dass Menschen bedroht werden, weil sie eine andere Sichtweise haben, ist nicht zu tolerieren“ – und habe nichts mehr mit Demokratie zu tun, in der das Recht auf freie Meinungsäußerung gelten müsse. Gerade die Südtiroler müssten dies aus ihrer Vergangenheit gelernt haben. Denn: „Es gab schon einmal eine Zeit, in der Andersdenkende massiv diskriminiert, ausgegrenzt und verfolgt wurden“, so die Vertreter der Umweltgruppe Vinschgau, die auch die politischen Kräfte im Land auffordern, solchen Auswüchsen eine klare Absage zu erteilen.
Eva Klotz: Aufruf zu langfristigem Denken
Eine politische Absage zur Sextner Grundsatzfrage machte am Samstag die Landtagsabgeordnete der Südtiroler Freiheit Eva Klotz. Sie rief Sextner Bauern und Arbeitnehmer, die nicht direkt an dem Liftgeschäft beteiligt seien, zur Überlegung auf, ob das Projekt tatsächlich langfristig Feriengäste anzieht und Arbeitsplätze sichern kann – „oder ob es nicht klüger ist, sich darauf einzustellen, dass die Skitouristen abnehmen und jene Touristen zunehmen, die wegen der einzigartigen Naturschönheit inmitten des Weltnaturerbes Dolomiten nach Sexten kommen werden“, so die Landtagsabgeordnete.
Wie sie selbst die Frage beantwortet, stellt Klotz nicht außer Zweifel. Sie hat den Stiergarten in Sexten unter fachkundiger Führung von Heimatschützer Peter Ortner selbst erwandert. „Deshalb weiß ich, welches einzigartige naturlandschaftliche Juwel jetzt für immer zerstört werden soll.“