Chronik | Stein an Stein-Prozess

Die Besichtigung

Teil 3: Maximilian Rainer und Klaus Stocker machten im Frühsommer 2006 einen persönlichen und ausgiebigen Lokalaugenschein im Mittewalder Kleinkraftwerk. Zudem gab es einen privaten Interessenten, der das Kraftwerk kaufen wollte

Wenn jemand das Kleinkraftwerk in Mittelwald wirklich kennt, dann ist das dieser ältere Herr im Zeugenstand.
Siegfried Huber hat 57 Jahre lang das Kraftwerk geleitet und betreut. Von 1956 bis 1991 als Angestellter des Erbauers und Besitzers Leo von Pretz. Danach als selbstständiger Elektriker zuerst für die Parcheggi Italia SPA und dann bis Ende des vergangenen Jahres für die neuen Besitzer, die Stein an Stein Italia Gmbh.
„Ich habe die angebliche Besitzerin Petra Windt nie gesehen“, sagt Huber im Gerichtssaal. Er habe immer nur mit dem Bozner Wirtschaftsberater Paul Schweitzer zu tun gehabt.

Stockers Besuch

Wer das Kraftwerk betreten wollte, kam an Siegfried Huber nicht vorbei. Er hatte den Schlüssel und war allein befugt, Besichtigungen in der Anlage zu führen. So hat Huber auch die Gutachter Stefano Indigenti und Michele Morelli bei ihren Kraftwerksbesichtigungen begleitet.
Huber erinnert sich vor Gericht, dass an einem Vormittag im Frühsommer 2006 die beiden Gutachter einen Lokalaugenschein im Kraftwerk machten und gegen Ende auch SEL-Direktor Maximilian Rainer dazu kam. Sowohl Morelli wie auch Indigenti bestätigen im Zeugenstand diese Aussage. Beide erklären, dass Rainer gemeinsam mit ihnen in Franzensfeste zu Mittag gegessen habe. „Dabei hat sich Rainer detailliert nach unserer Meinung erkundigt“, sagt Morelli am Mittwoch.
Was beide Techniker aber anscheinend nicht wissen. Maximilian Rainer kehrt an diesem Nachmittag in das Mittewalder Kleinkraftwerk zurück. Diesmal mit SEL-Präsident Klaus Stocker. Siegfried Huber erinnert sich: „Die beiden haben das Kraftwerk lange und ausgiebig inspiziert und sie zeigten sich dabei sehr interessiert“.

Der andere Käufer

Das Gesamtpaket, das die Parcheggi Italia Spa der SEL ursprünglich angeboten hat, umfasste auch ein Immobilienpaket. Der Großteil dieser Immobilien war an die Greithwald GmbH verpachtet, die auch ein Vorkaufsrecht für die Immobilien hatte. Ein Vorkaufsrecht von dem das Mittewalder Unternehmen dann auch Gebrauch machte, in dem es um 300.000 Euro die Gründe und Gebäude ankaufte.
Günther Engl, der Verwalter des Unternehmens sagte vor Gericht aus, dass sein Unternehmen durchaus auch am Kraftwerk interessiert war. Man hätte gut 300.000 Euro dafür gezahlt. Doch ihnen wurde signalisiert, dass das Geschäft mit der SEL abgeschlossen werde.
„Als ich Jahre später dann in der Zeitung las, um wie viel das Kraftwerk verkauft wurde, habe ich mich unheimlich geärgert“, erklärte Engl im Gerichtssaal.

Der Prozess geht am kommenden Freitag weiter. Dann werden neben dem gesamten SEL-Verwaltungsrat von 2006 auch Wirtschaftsberater Paul Schweitzer, Petra Wind, Verkäufer Johann Breiteneder, sowie Rudolf Stocker und der Osttiroler Treuhänder Martin Kofler als Zeugen angehört.