Kammerpräsidentin Boldrini erfährt Solidarität
Schon im Mai 2013 musste sich die Präsidentin der Abgeordnetenkammer, Laura Boldrini, einiges gefallen lassen. Ihre Kritik an der Gewalt gegen Frauen in Italien und die darauf folgende Forderung, ein Gesetz zum besseren Schutz vor Angriffen voranzutreiben, stießen auf eine harte Front. Schon damals sagte Boldrini, sie habe seit ihrer Tätigkeit als Kammerpräsidentin "hunderte Drohbotschaften und Beleidigungen erhalten und hinnehmen müssen." Bekleidet eine Frau eine öffentliche Funktion, löst dies sexistische Reaktionen aus, so Boldrini.
Nun ist es wieder so weit, und die Angriffe nehmen kein Ende. Beppe Grillos initiierten Shitstorm auf Facebook verurteilt Boldrini entschieden. Grillo fragt etwa: "Cosa succederebbe se ti trovassi la Boldrini in macchina?" Entwürdigende Antworten flattern herein, Beleidigungen jeglicher Form hätte sie über sich ergehen lassen müssen, sagt Boldrini in der Sendung "Che tempo che fa." Und nun nimmt auch sie sich kein Blatt mehr vor den Mund: Viele der Urheber dieser Kommentare seien "potentielle Vergewaltiger."
SVP-Solidartität
Die Solidaritätsbekundungen für Boldrini häufen sich. SVP-Landesfrauenreferentin und Kammerabgeordnete Renate Gebhard fordert "sexistische Angriffe im Parlament müssen häufiger zur Anzeige gebracht werden." Dass ein Abgeordneter des Movimento 5 Stelle im Rahmen der parlamentarischen Arbeit folgende Aussage getätigt habe: „Voi donne del PD siete qui, perché siete brave solo a fare i pompini“, sei unter jeglicher Würde.
„Voi donne del PD siete qui, perché siete brave solo a fare i pompini“,
Gebhard weiß wovon sie spricht, Demütigungen und sexistische Äußerungen gibt es immer wieder. Sie erklärt: "Es ist ein Skandal, welche beleidigenden, abwertenden und entwürdigenden Aussagen sich die weiblichen Abgeordneten im römischen Parlament immer wieder anhören müssen." Boldrini ist kein Einzelfall, das wissen alle. Boldrini hat sich diesmal nicht an die Regeln von Beppe Grillo gehalten, den Movimento 5 Stelle eingebremst. Wollte vergangene Woche das Gesetz zur IMU weiterbringen. Das gefiel Grillo nicht, und dafür sollte Boldrini büßen. Grillo macht es auf seine Art und die scheint vielen Italienern zu gefallen. Gewalt in Italien ist das Übel aller Dinge, eine Gewalt die Boldrini bekämpfen will.
Rentate Gebhard: "Die verbalen und physischen Angriffe, die Sitzstreiks und die Sprechchöre sind des Parlamentes nicht würdig und tragen nicht zu einer effizienten Arbeit im Sinne der Bürgerinnen und Bürger sowie der Demokratie bei."
Auch der parlamentarische Maulkorb
war ein Angriff auf die Demokratie. Dass nun die Bildrini sexistische Beleidigungen erfährt, zeugt für ein in der Parteienlandschaft transversales Kulturdefizit. Leider nicht nur bei den 5stelle. Aber bitte vergessen wir nicht, dass Boldrini die erste Kammerpräsidentin ist, die die "Tagliola" angevendet hat und die Opposition mundtot gemacht hat. Bitte hören wir auf andauernt Begriffe wie Demokratie zu verzerren. Als ob die Parlamentarierinnen keine Meinungsfreiheit hätten.
Frauen in öffentlichen
Frauen in öffentlichen Positionen sind auch hier in Südtirol immer wieder Zielscheibe von menschenverachtenden, von primitivem Maskilismus strotzenden Kommentaren, die etwas über die Autoren und Autorinnen (…), vor allem aber etwas über die politische (Un)Kultur in einem Land aussagen.