Wirtschaft | Skiverbindung

Aus der Traum?

Am Dienstag befasst sich die Landesregierung mit der Bahnverbindung zwischen Kastelruth und der Seiser Alm. Der Vorschlag lautet auf Ablehnung.
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Foto: Salto.bz

“Es ist ein Beschlussvorschlag, entscheiden tut die Landesregierung.” Richard Theiner will dem Entschluss, der auf der morgigen Sitzung der Landesregierung ansteht, nicht vorgreifen. Dabei spricht Punkt 20 der Tagesordnung eine deutliche Sprache: “Ablehnung des ergänzenden Eingriffes in den Skizonen ‘Kastelruth’ und ‘Seiseralm’”. Auch wenn die offizielle Entscheidung erst am Dienstag Vormittag fällt – die Zeichen für die Bahnverbindung von Kastelruth auf die Seiser Alm stehen schlecht. Es wäre ein erneuter, herber Rückschlag für die Gemeinde Kastelruth. Genauer gesagt, für das Dorf Kastelruth.

Dort setzen sich seit Jahren Tourismus- und Wirtschaftstreibende für eine Umlaufbahn ein, die von der Ortschaft auf den Puflatsch und damit auf die Seiser Alm führen soll. Aufschwung für das kleine Skigebiet Marinzen – das inzwischen den Betrieb eingestellt hat – sowie den Tourismus bei gleichzeitiger Verringerung des Verkehrsaufkommens zwischen Seis und Kastelruth erhoffen sich Gastwirte, Hoteliers, ein Großteil der Gemeindepolitiker und nicht zuletzt der Liftbetreiber Marinzen GmbH von einer Bahn. Ganz anders die Meinung im Nachbardorf Seis, wo die zahlreichen Vorstöße der Kastelruther zumeist Kopfschütteln hervorrufen. Immerhin gibt es in der Gemeinde bereits eine funktionierende Bahnverbindung auf die Seiser Alm. In der Wintersaison 2003/2004 wurde in Seis die Umlaufbahn Seis-Seiser Alm in Betrieb genommen; vor weniger als einem Jahr die neue Talstation eingeweiht. Vielen Kastelruthern ist die Bahn im Nachbardorf, mit dem man historisch in Rivalität lebt, ein Dorn im Auge. Nur allzu gern hätte man selbst eine Direktanbindung auf die größte Hochalm Europas.

“Die Ortschaften Seis, St. Ulrich und Kompatsch verfügen alle über einen direkten Anschluss an das Skigebiet Seiser Alm. Lediglich die Örtlichkeit Kastelruth hat derzeit keinen Anschluss, hat aber ein kleines örtliches Skigebiet, welches zurzeit jedoch nicht betrieben wird. Um sowohl den Betrieben in Kastelruth die Konkurrenzfähigkeit mit den umliegenden Betrieben, als auch ein Überleben des kleinen Skigebiets zu gewährleisten, ist ein Anschluss an die Seiser Alm nötig.”
(aus dem Masterplan, der im März 2015 vom Gemeinderat Kastelruth genehmigt wurde)

Mehrmals wurde in den vergangenen Jahren im Gemeinderat über eine Verlängerung des Marinzen-Liftes bis auf die Seiser Alm ab- und zugestimmt. Zum letzten Mal Ende Juni dieses Jahres. Denn bisher hatte das Land dem Projekt jedes Mal einen Riegel vorgeschoben. Dass die Bahnverbindung immer noch am Tisch liegt, ist dem neuen Fachplan für Aufstiegsanlagen und Skipisten zu verdanken. In diesem ist die Möglichkeit vorgesehen, zwei Skigebiete zu verbinden.

Bereits Mitte März 2015 hatte sich der Gemeinderat – in dem die Kastelruther Räte gegenüber den Seisern in der Mehrheit sind – knapp für eine direkte Verbindung der beiden Skigebiete Marinzen und Seiser Alm ausgesprochen. Nach der Genehmigung übermittelte Bürgermeister Andreas Colli die von der Marinzen GmbH in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie an das Land. Es sollten einige Monate vergehen bis es Neuigkeiten aus den zuständigen Ämtern gab. Inzwischen bekräftigte der Gemeinderat die Absicht, eine Bahn auf den Puflatsch zu bauen. Am 21. Juni wurde in der Kastelruther Ratsstube der Beschluss 19/2015 vom März des Vorjahres bestätigt. Umsonst, wie es scheint. Denn ein erster Rückschlag folgte am 24. August. Der Umweltbeirat hatte sich mit der eingereichten Machbarkeitsstudie befasst und ein negatives Gutachten zum Projekt abgegeben. Falls die Landesregierung diesem morgen (4. Oktober) Folge leistet und die Bahnverbindung von Kastelruth auf die Seiser Alm ablehnt, dürfte der Traum von der eigenen Bahn für die Kastelruther endgültig ausgeträumt sein.