Politik | Nominierung

Verwaltungsgericht: Neuer Job für die Frau des Senators?

Lässt es sich in einem kleinen Land nicht vermeiden, dass sich private und berufliche Wege kreuzen? Warum sich Anwalt Karl Zeller und seine Lebensgefährtin Alda Dellantonio künftig regelmäßig am Bozner Verwaltungsgericht treffen dürften.

Das Rennen scheint gemacht: Zwei Stellen sind am Bozner Verwaltungsgericht aufgrund des Ausscheidens der Richter Hugo Demattio und Marina Rossi Dordi neu zu besetzen. Für den deutschsprachigen Posten hatte der Landtag bereits Mitte Jänner zwei Vorschläge nach Rom geschickt: Die Wahl, ob Edith Engl und Veronika Meraner das Rennen machen soll, wurde dem Ministerrat überlassen. Die Bewerbung für den italienischsprachigen Posten ging dagegen direkt über das Regierungskommissariat nach Rom.

Dort entschieden sich Enrico Letta und seine MinisterInnen am vergangenen Freitag für die aktuell bei der Region tätige Juristin Edith Engl. Gleichzeitig nominierte der Ministerrat eine weitere Kandidatin aus den (dem Vernehmen nach drei) Bewerbungen für den Italienern vorbehaltenen Posten am Bozner Verwaltungsgericht: Alda Dellantonio. Ein Name, der vor allem in Meran ein Begriff ist, wo die Juristin als Direktorin am Rechts- und Vertragsamt der Gemeinde tätig ist. Noch interessanter ist allerdings der private Status der nominierten Verwaltungsrichterin: Sie ist die Lebensgefährtin von SVP-Senator Karl Zeller, mit dem sie ein gemeinsames Kind hat.

Was das mit ihrer beruflichen Laufbahn zu tun hat? Diese Frage beantwortet nicht zuletzt Landtagsabgeordneter Alessandro Urzì, der in der Dienstag-Ausgabe des Alto Adige eine dringliche Anfrage zu Dellantonios Nominierung ankündigt. Ein Schritt, den er nicht als Anzweifelung ihrer Professionalität, sondern in Zusammenhang mit ihrer Beziehung zu einem der höchsten Exponenten der SVP verstanden wissen will. Immerhin hatte der Alto-Adige-nel-Cuore-Exponent bereits im Landtag kritisiert, dass es „peinlich sei, wenn das Land die Richter bestimme, die dann über das Land urteilen“. Mit einer Verwaltungsrichterin, die mit einem der Chefverhandler über Südtirols Autonomie Bett und Tisch teilt, wird die Angelegenheit noch verstrickter. Denn einerseits ist bekannt, dass die Nominierung in Rom nicht ohne persönliche „raccomandazioni“ funktioniert. Andererseits ist Karl Zeller nicht nur römischer Senator, sondern auch noch aktiver Anwalt mit anerkannter Expertise in Verwaltungsverfahren. Sprich: Er wird seine Lebensgefährtin künftig nicht nur zu Hause, sondern auch am Arbeitsplatz treffen. Allerdings ist in diesem Fall die Rollenverteilung keine Privatsache mehr.

Nachdem in der Vergangenheit bereits Nominierungen wie jene des SVP-Mannes Hans Zelger oder von Margit Falk-Ebner, Frau des Dolomiten-Chefradakteurs Toni Ebner, Staub aufgewirbelt habe, ist abzusehen, dass sich Karl Zeller und Alda Dellantonio noch einige Fragen gefallen lassen müssen. Zumindest unter der Voraussetzung, dass der Oberste Richterrat für die Verwaltungsgerichte die Nominierungen genehmigt. Doch wie es scheint, sieht der SVP-Senator auch in diesem Fall keine großen Probleme auftauchen: „Ich wusste, dass die Sache am Laufen ist, doch ich habe mich aus offensichtlichen Gründen nie persönlich darum gekümmert“, erklärt Zeller im Alto Adige. Genauso offensichtlich sei aber auch sein Stolz auf die Nominierung seiner Lebensgefährtin: „Denn ich weiß, wie geeignet sie für die Aufgabe ist.“