Gesellschaft | Hetze

"Io non sono un razzista"

Anzeige gegen den Bozner Giorgio Artioli, der italienweit wegen seines Posts im Fall Aylan für Aufsehen sorgte. Er selbst verteidigt sich auf Facebook.

„Südtirol kann stolz sein“, erklärt Flüchtlingshelfer Armin Mutschlechner in einem aktuellen Barfuss-Interview zum landesweiten Engagement zahlreicher Freiwilliger in den vergangenen Wochen und Monaten. Italienweit macht die Provinz dagegen am abgelaufenen Wochenende Negativ-Schlagzeilen. Grund dafür: Ein Facebook-Post des Bozners Giorgio Artioli zum Tod des  3-jährigen syrischen Jungen Aylan, dessen Bild an einem Strand im türkischen Bodrum um die Welt ging. „Con la politica italiana ci sarebbe costato 50 euro al giorno, meglio così non ci costa niente e speriamo che succeda ancora”, schrieb Artioli, der übrigens nicht mit der gleichnamigen Landtagsabgeordneten verwandt ist, wie Elena Artioli umgehend unterstrich.  

Ein Fall, der vor allem nach einem Bericht der Bloggerin und Journalistin Selvaggia Lucarelli in der Zeitung Il Fatto Quotidiano italienweit für Diskussionen sorgte. Mittlerweile wurde die Aufforderung der Journalistin an die Quästur von Bozen erhört: Der Facebook-User wurde von den Behörden identifiziert und wegen Verletzung des Mancino-Gesetzes angezeigt, berichtete auch der Fatto am Montag nicht ohne Stolz.

Der Urheber selbst scheint sich von den juristischen Folgen seines Handelns nicht abschrecken zu lassen – und wurde erneut auf Facebook aktiv. „Io non sono razzista“ ist die wichtigste Botschaft, die er in einer Art offenen Brief an Selvaggia Lucarelli wiederholte. Als Beweis dafür zählt er unter anderem auf, dass sein Vater die erste Firma in Südtirol hatte, in der zwei Männer aus Ghana angestellt wurden. Auch er selbst hätte oft mit Migranten zusammengearbeitet – „se vuole le faccio nomi e cognomi e puo chiederle se sono mai stato un RAZZISTA come dice lei“. Seine Meinungsäußerung rechtfertigt der Bozner vielmehr mit seiner generellen Ablehnung von Politik.

„Riguardo a quello che a scritto dei miei post postati (e forse non li ha guardati tutti ) io sono contro a tutta la politica Italiana perche posto di tutto contro ogni partito che sia di destra che sia di centro o che sia di sinista giallo verde rosso blu ecc. ecc.“

Ein Post voll von Rechtschreibfehlern, wie auch der Verfasser selbst unter Verweis auf seine mangelnde Schulbildung entschuldigt.

„Scusatemi tutti per i miei errori di ortografia ho sempre lavorato e mi sono fermato solo alla terza media con pochissima voglia di studiare allora ma tantissima voglia di lavorare ERO E SONO SEMPRE STATO UN GRAN LAVORATORE. Se le interessa avere un collocuio in privato  con me sa benissimo dove trovarmi io sono sempre disponibile sappia inoltre che questa notte sono stato minacciato di morte tramite cell io non ho paura ma se mi dovesse succedere qualcosa ci penseranno i miei figli a ritenerla responsabile di cio che a fatto per darsi visibilita.“

Es ist nicht nur der Flüchtlingsstrom selbst, der viel aussagt über den Zustand unserer Welt, über ungleiche Chancen und den Überlebenstrieb des Menschen. Es sind auch die Reaktionen darauf, die uns - auch dank Sozialer Netzwerke - zeigen, was alles an Gutem da ist. Und nicht erlauben, darüber hinwegzuschauen, was gesellschaftlich noch zu tun ist.