Umwelt | Überetsch

Standort bringt Bauern in Bedrängnis

Die Umweltverbände fordern, dass für neue Speicherbecken keine Bäume fallen müssen. Der Gemeinderat von Kaltern will den Altenburger Wald nun verschonen.
 Speicherbecken „Sattlrain“ in Montiggl
Foto: HPV
  • Für die zwei geplanten Speicherbecken im Altenbuger Wald von Kaltern soll nun ein alternativer Standort gefunden werden. Das hat der Gemeinderat mit zwölf Ja-Stimmen, einer Nein-Stimme und zwei Enthaltungen vergangene Woche entschieden. Nach dem vehementen Widerstand der Umweltverbände musste der Gemeinderat offenbar einlenken und hat das zuständige Bodenverbesserungskonsortium zweiten Grades damit beauftragt, bis Ende Mai einen alternativen Standort für die Speicherbecken zu finden.

    „Weiterhin nur die Gewinnmaximierung zu forcieren, wäre in Zeiten des Klimawandels verantwortungslos.”

    Die Initiativgruppe „Unser Wald“ zählt inzwischen rund 90 Personen, die sich gegen den Bau der Becken im Wald aussprechen. Insgesamt sechs Speicherbecken für landwirtschaftliche Zwecke will das Konsortium bauen, mit einem Gesamtvolumen von 340.000 Kubikmetern. Finanziert werden soll das 30-Millionen-Euro-Projekt zum Teil mit 9,7 Millionen Euro über einen Staatsfonds des nationalen Stausseplans (“Piano nazionale invasi”). Im Überetscher Gemeindeblatt argumentiert Landwirtschaftsreferent Stefan Vorhauser mit der Anpassung an den Klimawandel. „Es geht darum, Regenwasser in niederschlagsreicher Zeit zu sammeln und den Abfluss aufgrund der Versiegelung zu entschärfen.“

  • Besichtung mit der Initiativgruppe „Unser Wald“: Auch im Montiggler Wald soll ein Speicherbecken errichtet werden. Foto: Karlheinz Sollbauer

    Das gesammelte Wasser soll neben den Apfel- und Weinanlagen auch für öffentliches und privates Grün sowie für Löschwasser zur Verfügung stehen. Zudem soll das gesamte Bewässerungssystem vernetzt werden. Um das Streitthema Speicherbecken aufzuarbeiten und wieder Ruhe in das Gemeindeleben zu bringen, hat der Gemeinderat außerdem eine Arbeitsgruppe eingerichtet, in der sowohl Umweltverbände als auch das Bodenverbesserungskonsortium vertreten sind. Allerdings sind nicht alle mit der Arbeitsgruppe zufrieden: Gegen den Beschluss des Gemeinderates wurden 16 Einsprüche eingereicht – eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Einsprüchen gegen einen einfachen Gemeinderatsbeschluss.

    „Wassermanagement wird immer wichtiger, aber dieser Beschluss ist unzureichend, weil der Schutz des Waldes fehlt”, erklärt Anna Maria Ramoser, Vizeobfrau des Vereins für Kultur und Heimatpflege in Kaltern und aktiv in der Initiativgruppe „Unser Wald“. „Gerade weil der Klimawandel unübersehbar voranschreitet, müssen gesunde Mischwälder in niederen und mittleren Höhen erhalten bleiben. Das ist die erste und wichtigste Schutzmaßnahme gegen den Klimawandel“, so Ramoser.

    „Wir versuchen etwas weiterzubringen, uns der Umwelt anzupassen und nicht einfach etwas zu verbieten.“ 

    Die Umweltverbände fordern, dass Speicherbecken daher außerhalb des Waldes gebaut werden. „Beispielsweise ist es in anderen Regionen wie zum Beispiel in der Toskana üblich, dass Landwirte auf ihren eigenen Flächen kleinere Becken errichten. In Südtirol ist der Wald kostengünstiger als eine landwirtschaftliche Fläche”, sagt die Vizeobfrau des Vereins für Kultur und Heimatpflege. „Unabhängig davon ist eine nachhaltige Lösung und somit die Erhaltung unseres Waldes unerlässlich. Weiterhin nur die Gewinnmaximierung zu forcieren, wäre in Zeiten des Klimawandels verantwortungslos.”

  • Weinberge im Überetsch: Bereits 2011 wurde eine vom Amt für Gewässernutzung finanzierte Studie durchgeführt, um mögliche Standorte für Speicherbecken zu finden. Foto: Patrick Federi/Unsplash
  • Der Präsident des Bodenverbesserungskonsortium II. Grades „Kaltern an der Weinstraße“, Günther Gallmetzer, sieht das anders: „Wir versuchen etwas weiterzubringen, uns der Umwelt anzupassen und nicht einfach etwas zu verbieten. Es geht um ein Gesamtprojekt für das integrierte, nachhaltige Wassermanagement für das ganze Überetsch im Sinne der Allgemeinheit und betrifft die gesamte Bevölkerung: zum Schutz von Kalterer See und großen Graben, zur Sicherung der Trinkwasserressourcen, um Löschwasser für den Zivilschutz zur Verfügung zu haben, zur Bewässerung von öffentlichen und privaten Grünflächen, für den Unwetterschutz und weiteres;“ 

    Das Projekt betreffe also nur zu einem Teil die Landwirtschaft. „Es wird von uns ehrenamtlich weitergebracht, zum Wohle aller. Zudem ist die öffentliche Finanzierung gegeben. Die Standorte werden aufgrund der besten technischen Voraussetzungen, aber auch im Hinblick auf einen möglichst geringen Eingriff in die Natur und in Abstimmung mit den zuständigen Ämtern gewählt“, erklärt Gallmetzer. 

    Einen alternativen Standort für die geplanten Speicherbecken im Altenburger Wald kann er noch nicht nennen. „Wo sich dieser dann befinden soll und kann, hängt von vielen Faktoren, von Gesetzen und Bestimmungen sowie von technischen Voraussetzungen ab und kann nicht willkürlich gewählt werden. Alle Aspekte müssen vorher mit den zuständigen öffentlichen Stellen und Ämtern bezüglich der Voraussetzungen geprüft werden. Sobald wir soweit sind, werden wir diese Alternative in der Arbeitsgruppe der Gemeinde, die uns damit beauftragt hat, präsentieren“, so der Präsident des Bodenverbesserungskonsortiums. 

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Peter Gasser Do., 09.05.2024 - 11:23

Antwort auf von Dominikus Ande…

Dieser Logik folgend müsste ein Speicherbecken zur Beschneiung von Schipisten also auf Schipisten errichtet werden (ist keines!), ein Wasserbecken zum Brandschutz für Häuser/Dörfer also auf Wohnkubatur, ein Speicherbecken zur Stromproduktion von Industriegebieten also in Industriegebieten errichtet werden.

Seltsame Logik.

Do., 09.05.2024 - 11:23 Permalink
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Dominikus Ande… Fr., 10.05.2024 - 09:37

Antwort auf von Peter Gasser

Der scheinbaren Logik dieser Argumentation möchte ich nicht weiter folgen, sondern eher eine ganze einfache Frage in den Raum stellen: Wie viele Hektar an Rebflächen sind, sagen wir einmal, in den letzten 50 Jahren dazugekommen, ohne dass jemals die Frage gestellt worden wäre, wie viel mehr Wasser zu deren Bewässerung nötig ist? Würden da vielleicht 5 % davon ausreichen, um die nötigen Speicherbecken unterzubringen?

Fr., 10.05.2024 - 09:37 Permalink
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Factum Est Sa., 11.05.2024 - 12:05

Antwort auf von Dominikus Ande…

Ach die Logik der Landwirte ist doch „Uns gehört mit kleinen Ausnahme der öffentlich Grund“. Man merkt es wenn die Beregner auf öffentliche Strassen spritzen, man merkt es beim Ausbringen ihrer Pestizide, man merkt es wenn Sie öffentliche Strassen mit ihren Schleppern befahren ohne Steuer dafür zu zahlen. Das man merkt es könnte fast unendlich fortgeschrieben werden.

Sa., 11.05.2024 - 12:05 Permalink
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Josef Fulterer Di., 14.05.2024 - 06:26

Der Bau der Speicherbecken erfordert in vielen Fällen, einen unverantwortlich-hohen Einsatz von schwerem CO2 ausstoßendem Gerät + das Abdichten mit einer ... Plastikplane.
Statt die Ausreißer der KLIMA-KRISE "mit allerlei Hilf-losem Flickwerk zu bekämpfen," sollten die dafür verantwortlichen Politiker "endlich die Weichen stellen!"

Di., 14.05.2024 - 06:26 Permalink