Gesellschaft | Kloster Säben

Kein Hubschrauber-Landeplatz auf Säben

Über der Stadt Klausen thront das beeindruckende Kloster Säben. Seit einem Jahr steht es nun leer und Pläne für die Zukunft werden geschmiedet.
Blick auf Kloster Säben auf dem Rückweg
Foto: Oswald Stimpfl

Vor rund einem Jahr haben die letzten Schwestern der Abtei vom Heiligen Kreuz in Säben das Kloster verlassen. Damit ging die über 335 Jahre währende Präsenz der Benediktinerinnen auf dem „Heiligen Berg“ Südtirols zu Ende. Unumgänglich geworden ist dieser Schritt aufgrund der personellen Entwicklung. Als Sr. Maria Ancilla Hohenegger im Jahr 1996 zur Äbtissin gewählt wurde, gehörten dem Kloster noch 18 Schwestern an, zuletzt bestand die Gemeinschaft noch aus drei Schwestern. Für Südtirols Geschichte hat dieser Ort große Bedeutung, befand sich doch auf dem Säbener Berg der erste Bischofssitz der Diözese, bis er um ca. 960 n. Chr. nach Brixen verlegt wurde. In der Folge wurde Säben zu einer bischöflichen Burg ausgebaut, verfiel aber mit der Zeit zusehends. Nichtsdestotrotz wurde die große Wallfahrt der Ladner, die seit dem 13./14. Jahrhundert alle drei Jahre stattfindet und nach Säben führt, immer abgehalten.

 

Im 17. Jh. begann der Wiederaufbau der Gebäude und im Jahr 1685 kamen die ersten Schwestern vom Benediktinerinnenstift Nonnberg bei Salzburg nach Säben. Formell unterstellt wurde die 1699 errichtete Abtei dem Bischof von Brixen. Nach der Aufhebung des Klosters wurde die Verwaltung deshalb an die Diözese delegiert, deren Ziel es ist, einen Nachfolge-Orden für diese bedeutende Klosteranlage zu finden. Wie Diözesanökonom und der Verwalter des Klosters Franz Kripp auf Anfrage mitteilte, liege die Hauptverantwortung für die Suche nach einem neuen Orden bei Bischof Ivo Muser, der auch die Gespräche führt und diesbezüglich mit dem Zisterzienserorden vom Stift Heiligenkreuz in Niederösterreich in Kontakt steht, welcher allerdings „verhaltenes Interesse gezeigt hat“. Auch mit anderen Ordensgemeinschaften wurde Kontakt aufgenommen, die Gespräche mit dem Zisterzienserorden sind jedoch am konkretesten und werden fortgesetzt. Eine diesbezügliche Entscheidung ist aber noch nicht gefallen und dürfte sich auch noch einige Monate hinziehen.

 

Wir als Gemeinde werden unser Möglichstes tun, dass das Klöster Säben weiterhin als Zentrum des Glaubens genutzt werden kann.

 

Gedanken über die zukünftige Nutzung, vor allem über die Zugangsmöglichkeiten zum Hausberg der Klausner, macht sich aber auch die Gemeindeverwaltung. „Wir als Gemeinde werden unser Möglichstes tun, dass das Klöster Säben weiterhin als Zentrum des Glaubens genutzt werden kann. Es ist ein sehr spiritueller Ort und von großer historischer Bedeutung. Deshalb ist es undenkbar, Kloster Säben als ‚Kommerzgeschichte‘ zu nutzen“, erklärt Peter Gasser, Bürgermeister von Klausen, der betont, dass sich die Gemeinde in der glücklichen Situation befinde, bei der Zukunftsplanung eingebunden zu sein und Ideen zusammen mit der Diözese Bozen-Brixen auszuarbeiten. So steht Klausen mit der Diözese, welche das Kloster verwaltet, im regen Austausch.

 

 

Primär geht es dabei um die Erreichbarkeit des Klausner Hausberges, der für die Bürgerinnen und Bürger dieser Gemeinde eine ganze besondere Bedeutung hat und gerne für Ausflüge und Wanderungen genutzt wird. In diesem Kontext ist auch der Projektvorschlag zu sehen, den die Gemeinde der Landesverwaltung im Rahmen des staatlichen Wiederaufbaufonds PNRR und der Förderung für attraktivere Ortschaften (2.1 Attrattivitá dei borghi M1C3) vorgelegt hatte. Aus den acht eingereichten Projekten erhielt jenes der Gemeinde Stilfs den Zuschlag. Das Projekt der Gemeinde Klausen wurde hinter der Gemeinde Naturns (550 Punkte) mit 520 Punkten an dritter Stelle gereiht. Das Konzept sah den Bau eines Stollens und eines Erlebnisaufzuges vor, über welchen man unterhalb des Klosterkomplexes ins Freie gelangt. Der Stollen sollte als eine Art Museum dienen, in welchem den Besuchern Informationen über die Geschichte des Berges und des Klosters geboten werden. Bei archäologischen Ausgrabungen wurden nämlich Fundstücke geborgen, die teilweise bis in die Jungsteinzeit zurückreichen. Durch Funde belegt ist auch eine römische Siedlung im Bereich der heutigen Liebfrauenkirche und im südlich anschließenden Weinberg des Bischofsbauern, die zwischen 400 und 530 n. Chr. errichtet wurde und bis ca. 700 n. Chr. bestand. Schlacken- und Ofenfunde belegen, dass während dieser Zeit Eisen abgebaut wurde. Auch zahlreiche Grabstätten wurden gefunden.

 

 

Wie Bürgermeister Gasser erklärt, gibt es auch in Klausen viele Bürgerinnen und Bürger – zu denen er auch selbst gehört – die neben dem Kloster leben, aber kaum etwas über dessen Geschichte wissen. Die Idee hinter diesem Erlebnisstollen war, die Besucherinnen und Besucher auf diesen spirituellen Ort vorzubereiten und ihnen damit einen tieferen Einblick auf Kloster Säben zu gewähren. „Natürlich ist die Umsetzung eines derartigen Projektes in erster Linie eine Kostenfrage, wobei eine anderweitige Finanzierung noch nicht in Sicht ist“, so Bürgermeister Gasser zum Stollen-Projekt. Daneben gebe es aber auch weitere Ideen und Vorschläge, wie beispielsweise den Bau einer Zahnradbahn oder einer Seilbahnverbindung. Aus ökonomischer Sicht seien diese natürlich viel günstiger und könnten schneller realisiert werden. Allerdings befinden sich diese baulichen Eingriffe an der Oberfläche und stechen somit sofort ins Auge.

 

Darüber, ob solche Bauten zu diesem denkmalgeschützten Ort passen, scheiden sich die Geister.

 

„Darüber, ob solche Bauten zu diesem denkmalgeschützten Ort passen, scheiden sich die Geister“, so Gasser. Vertiefende Gespräche zu diesen Ideen haben bislang aber noch nicht stattgefunden. Die Kirche zeigt sich jedenfalls offen für Vorschläge über neue Zugangsmöglichkeiten, letztendlich liege es aber an ihr, eine Zustimmung zu erteilen. „Andere Ideen wiederum gehören in den Bereich Gerüchteküche“, hält der Bürgermeister von Klausen fest und spricht damit beispielsweise die Errichtung einer Hotelanlage samt Luxus-Restaurant und Hubschrauber-Landeplatz auf den Säbener Berg an. „Solche Pläne werden sicher niemals Realität werden“, so Gasser. Ein durchaus umsetzbarer Vorschlag hingegen betrifft das sogenannte Bethlehem-Haus, das sich unterhalb des Klosters befindet und in dem früher die Stallungen untergebracht waren. Ein Teil des Gebäudes könnte als Klostercafè genutzt werden – und vor allem sollte in diesem Gastbetrieb die Möglichkeit der Benutzung von Toiletten vorhanden sein. Zwar gibt es im Kloster öffentliche Toiletten, die allerdings im Winter aufgrund der Temperaturen außer Betrieb sind.

 

Wir stehen auch im Kontakt mit dem Amt für Archäologie, was die Funde betrifft, die bei den verschiedenen Ausgrabungen entdeckt worden sind.

 

Angedacht wäre auch die Möglichkeit eines kleinen Souvenir-Ladens, wo klösterliche Produkte angeboten werden könnten. Der restliche Teil des Gebäudes würde sich als Ausstellungsraum für das klösterliche Leben anbieten. Wie Bürgermeister Gasser berichtet, würde man damit auch einem Wunsch der Diözese nachkommen. Alte Klosterwohnungen, die den Schwerstern, welche das Vieh versorgten, als Unterkunft dienten, sind nämlich noch vorhanden und im Vergleich zu den Unterkünften im Kloster sehr groß und sehr hell. Ein Ausstellungsraum würde sich somit anbieten. „Wir stehen auch im Kontakt mit dem Amt für Archäologie, was die Funde betrifft, die bei den verschiedenen Ausgrabungen entdeckt worden sind“, so Gasser. Somit könnte der Ausstellungsraum einen Einblick in die Geschichte geben und unter anderem die Bergwerkstätigkeit im Säbener Berg näher beleuchten.

Übrigens wird im April nächsten Jahres ein Symposium über die Geschichte des Säbener Berges mit internationaler Beteiligung stattfinden. Geplant ist unter anderem ein Informationsabend, bei welchem sich Geschichtsinteressierte über die neuesten Erkenntnisse informieren können. Das genaue Datum und Programm wird rechtzeitig über die Gemeinde Klausen bekannt gegeben.