Sport | Olympia 2026

„Finstere Aussichten“

Der HPV kritisiert die baulichen Maßnahmen rund um die Olympiade 2026 in Milano-Cortina. Vor allem die (fehlende) Nachhaltigkeit wird scharf verurteilt.
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Foto: HPV
  • Eine Gerade der alten Bobbahn Cortinas: Die „Pista olimpica Eugenio Monti“ wurde im Jahre 2008 geschlossen Foto: CAI

    Der Heimatpflegeverband (HPV) hat zu den olympischen Winterspielen 2026 in Milano-Cortina eine Pressemitteilung ausgesendet, die die Nachhaltigkeit der Veranstaltung stark bezweifelt. 

    „Olympia in Südtirol ja, aber unter der Voraussetzung, dass man nicht weiterhin Natur zerstört, keine neuen Sportanlagen und keine neuen anderen Strukturen baut und damit auskommt, was vorhanden ist“ sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher im Jahre 2017, ansonsten würde er schwarz sehen. Nach der Errichtung eines Speicherbeckens mit Lawinenschutzdamm in Antholz, den Ausbau der Pusterer Straße und dem Bau, der vom IOC immer wieder kritisierten Bobbahn in Cortina, sei es nun an der Zeit in Bezug auf Olympia schwarz zu sehen.

    Die Bahn würde weiter nur für einige wenige Wochen verwendet werden und einen massiven Eingriff in die Landschaft darstellen.

    Vergangene Woche, am 2. Februar, wurde der Bau der Bobbahn mit der Unterschrift der Infrastrutture Milano Cortina 2020 - 2026 S.p.A. unter das Angebot der Firma Pizzarotti besiegelt. Bei der Ausschreibung des Baus hätten Firmen knapp drei Wochen Zeit dafür gehabt, die rund 2.000 Dokumente (darunter an die 1.700 technische Pläne) zu erarbeiten und ein vollständiges Projektangebot einzureichen, was nur das Unternehmen Pizzarotti schaffte. Ob es im Vorfeld der Ausschreibung bereits Absprachen gab, werde die Geschichte zeigen. Sicher sei aber, dass 120 Milionen Euro an Steuergeldern für die Errichtung einer Bobbahn ausgegeben würden und dies geschehe aus nationalistischen Gründen. Die Bahn würde weiter nur für einige wenige Wochen verwendet werden und einen massiven Eingriff in die Landschaft darstellen. Dies, während sich das IOC wiederholt für die Austragung in einer bereits bestehenden Anlage (wie in Innsbruck-Igl oder Sankt Moritz) ausspreche.

  • Diese Infrastrukturen würden inmitten des Waldes errichtet werden, obwohl es Alternativen gäbe.

    Doch auch anderswo würden viele Milionen für fragwürdige Investitionen ausgegeben werden. Der Preis für den Ausbau der Biathlonanlage „Südtirol Arena“ in Antholz und dazugeöriger Infrastrukturen beläuft sich auf rund 52 Milionen Euro, während in den Jahren davor noch von 28 Millionen Euro Gesamtkosten (2021) oder gar von keinen oder kaum Kosten (2019) die Rede war. Ein Speicherbecken, das in einer lawinengefährdeten Zone errichtete werden solle, weshalb auch ein zusätzlicher Schutzwall zu errichten sei. Diese Infrastrukturen würden inmitten des Waldes errichtet werden, obwohl es Alternativen gäbe. Dies würde, laut Angaben in den Unterlagen der Projektwerber, einen „erheblichen ökologischen Eingriff“ darstellen.  Laut Beschluss des Gemeindeausschusses soll das weltweit operierende Unternehmen WSP „Projekte im Hinblick auf Umwelt - und Energienachhaltigkeitskriterien prüfen“. Ob dieses Unternehmen (unter anderem beteiligt an dem Bau des Shanghai Towers) dafür das richtige sei, sei fraglich. 

    Im Pustertal würde das Geld mehr zum Ausbau der Straße als der Schiene genutzt werden. Damit sich der Zug als konkurrenzfähige Alternative gegenüber dem Auto präsentieren kann, würden etwa Umweltverbände oder Verkehrsexperten seit langem die Riggertalschleife (direkte Bahnverbindung zwischen Schabs und der Brennerbahnlinie; daraus folgen erleichterte Verbindungen und verkürzte Fahrzeiten) fordern. Mit dem Geldern vom Olympiatopf soll dies nun vollendet werden. Der Ausbau der restlichen Bahnstrecke (von Mühlbach bis Innichen) würde aber auf die lange Bank geschoben, im Landesmobilitätsplan scheine der Ausbau unter den Maßnahmen, die bis 2035 umgesetzt werden sollen, nicht auf. Ein guter Teil der Olympiagelder fließe hingegen in den Ausbau der Pustertaler Straße, wie den doppelstöckigen Ausbau der Kreuzung Olang, aus Sicherheitsgründen, wobei vermehrte Sicherheit auch mit einem Kreisverkehr erreicht werden könnte. Ein weiteres Ziel sei es, den Verkehr flüssiger zu gestalten, was zu einer anhaltenden Priorisierung des motorisierten Individualverkehrs im Vergleich zum Bahnverkehr führen würde. Mit dieser Art der Verkehrspolitik würde man das Ziel des Klimaplans, den motorisierten Individualverkehr zu verringern, verfehlen.

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Salto User
nobody Fr., 09.02.2024 - 20:18

Zum Thema: Noch comment. Jeder vernünftige Mensch, der nicht Nutznießer ist, wird sich den selben Reim darauf machen.
HPV hat mich irritiert, ist auch Kürzel für humane Papillomaviren (vulgo "Feigwarzen").

Fr., 09.02.2024 - 20:18 Permalink