Wirtschaft | Wirtschaftskrise

Hoppe schließt Werk in St. Martin in Passeier

Neuerlicher Schock für Südtirols Arbeitsmarkt: Die Hoppe-Niederlassung in St. Martin in Passeier schließt mit Ende des Jahres für immer ihre Tore. Betroffen sind 160 Mitarbeiter.

Das Passeiertal steht seit Freitag Nachmittag unter Schock.  Die Schweizer Hoppe AG hat angekündigt ihre Niederlassung in St. Martin mit 160 Mitarbeitern bis Jahresende zu schließen. Die Begründung für diesen drastischen Schritt? Der Bausektor sei zusammengebrochen, daher ließen sich auch fast keine Fenster- und Türgriffe mehr absetzen. Das immer noch gesunde Unternehmen reagiere deshalb mit dem intensivsten „Fitness-Programmin seiner über 60-jährigen Geschichte auf die Marktkrise. Durch eine konsequente Optimierung der Produktion sollen „zukunftsfeste Strukturen geschaffen werden, um langfristig eine gesteigerte Überlebensfähigkeit zu sichern“, heißt es in einer Aussendung des europäischen Marktführers für Beschlagsysteme für Fenster und Türen. 

Die nützt den rund 160 Hoppe-Beschäftigten in St. Martin allerdings nichts mehr. Ein Teil der Produktion ihres Werkes wird nun nach Tschechien abwandern. Die bisher in St. Martin angesiedelte Verwaltung der drei bzw. künftig zwei Südtiroler Hoppe-Werke wird nach Meran umziehen. Das Unternehmen sicherte jedoch zu, „die Abwicklung gemeinsam mit den Südtiroler Sozialpartnern sozialverträglich gestalten zu wollen“.  Möglicherweise könnten einige der Passeirer Hoppe-Angestellten in den zwei weiteren Südtiroler Werken der Gruppe in Schluderns und Laas unterkommen.

Für die beiden Vinschger Werke scheint zumindest laut den Informationen von Hoppe keine Gefahr zu bestehen. Demnach soll die vorhandene Grundausrichtung in Schluderns und Laas insgesamt gestärkt werden, was auch positive Auswirkungen auf die Beschäftigung haben werde.  

Wirtschaftlicher Rückschlag für das gesamte Tal

Nichtsdestotrotz ist die Schließung des Passeirer Werks ein schwerer Schlag für das ganze Land. Entsprechend betroffen waren auch die ersten Reaktionen. Die Bürgermeisterin von St. Martin Rosmarie Pamer befürchtet einen wirtschaftlichen Rückschlag für das ganze Tal. Entsetzt auch die Gewerkschaften, die offenbar ebenfalls unvorbereitet von der Entscheidung des Konzerns überrascht wurden.  Ex-Gewerkschaftschef und SEL-Landtagskandidat Lorenza Sola nahm die schlechte Nachricht zum Anlass für eine Botschaft an die künftige Landesregierung: Diese müsse umgehend nach ihrer Formierung das Thema Beschäftigung angehen. Wesentlich sei dabei der Fokus auf alternative Wirtschaftsformen, die nicht auf dem ungebremsten Rennen quantitativer Konkurrenz, sondern auf Qualität basiere und echte Perspektiven für die Entwicklung Südtirols bieten könne, so Sola.

Die im Schweizer Müstair beheimatete Hoppe-Holding beschäftigt in neun Werken in Europa und den USA insgesamt rund 3.000 Mitarbeiter. 1965 hatte sie mit ihrer Ansiedelung in Südtirol ein Kapitel Industriegeschichte geschrieben und zählt im Passeiertal und im Vischgau bis heute zu den wichtigsten Arbeitgebern. Zumindest bislang. 

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Michael Bockhorni Sa., 09.11.2013 - 13:35

sinnvoll wären regelungen wir die pflicht einer rechzeitigen ankündigung von großen entlassungen bzw. werksschließungen gegenüber der arbeitsmarktverwaltung bzw. landesregierung sowie errichtung von arbeitsstiftungen in denen die belegschaft für 3-4 jahre bei ihrer arbeitsplatzsuche unterstützt, umgeschult bzw. weiterqualifiziert wird (bei 80% lohnbezug).

Sa., 09.11.2013 - 13:35 Permalink