Chronik | Gewalt

Bobo Widmann: "Kameras und Panikmache sind keine Antwort"

Gibt es in Bozens Nachtleben ein Problem mit gewalttätigen ausländischen Jugendlichen? Nein, sagt Traditionswirt Bobo Widmann – trotz der jüngsten Gewalteskalation in seinem Lokal Batzenhäusl.

Herr Widmann, das Batzenhäusl hat in diesen Tagen eine gute Medienpräsenz...
Bobo Widmann: Ja, daran sieht man, dass Bozen immer noch eine Kleinstadt ist. Ich bin wirklich ganz schön belagert worden für einen Vorfall, der eigentlich nicht wirklich so außergewöhnlich war. Auch wenn es natürlich inakzeptabel ist, dass Leute ohne Grund gewalttätig werden. Beziehungsweise einen Grund wird es schon geben. Man kann halt zumindest davon ausgehen, weil sie Außenseiter sind, und nichts zu verlieren haben bzw. alles in Kauf nehmen.

Waren die drei Gewalttäter Ausländer, wie in Medien berichtet wird?
Es ist von ihrem Aussehen her schon sehr wahrscheinlich, dass sie Ausländer waren. Sie waren eben dunkelhäutig, aber ob sie nun aus Marokko, Albanien oder einfach aus Süditalien kommen, kann ich nicht sagen.

Waren Sie selbst dabei, als es zum Angriff auf Gäste kam?
Ich habe es unten im Sudwerk mitbekommen, dort war ein Konzert und sie haben die Künstler in der Gaderobe bestohlen. Ich war dort noch damit beschäftigt, die Sache zu klären, als es dann draußen auf der Straße zu den Gewaltszenen kam. So wie ich es erlebt habe, war das eine Jugendbande, die versucht hat, Sachen zu entwenden, und als sie dann entlarvt worden sind, sind sie relativ ohne Hemmschwelle aggressiv geworden. Ich verstehe natürlich auch, dass die Leute dann sagen, was soll das? Denn die wollen draußen gemütlich unter Freunden einen Gühwein trinken und haben plötzlich ein Glas im Gesicht.

Nach der breiten Anti-Gewalt-Kampagne der Dolomiten vom vergangenen Sommer scheint das Thema Gewalt und Migranten nun in jedem Fall wieder hochzukochen. Brauchen wir Ihrer Meinung nach bald wieder einen Sicherheitsgipfel?
Von mir aus ist das alles übertrieben. Ich bin jetzt seit 1988 in diesem Geschäft tätig, und das ist das erste Mal, dass ich im Batzenhäusl ein Problem habe. Insgesamt habe ich in all den Jahren vielleicht drei Mal Eskalationen erlebt; dazwischen gab es ab und zu mal kleinere Vorfälle, bei denen zum Beispiel jemand einem anderen Eine schmiert. Aber ich kann von meiner Warte aus wirklich nicht sagen, dass wir in Bozen ein Gewaltproblem haben.

Und wir haben auch kein Problem mit gewalttätigen Migranten?
Es gibt auch genügend andere Leute, die aggressiv sind und stehlen. Ich weiß aber auch, und zwar vor allem von den Erzählungen meiner Kinder, dass es in Bozen mittlerweile Kategorien von Migranten gibt, die zornige junge Männer sind, die ganz offensichtlich sozial nicht integriert sind und sich sicher auch nicht wohl fühlen. Denn klar, sie sehen, hier kennen sich alle und sie gehören nicht dazu, und das kann natürlich auch unterschwellige Aggressionen hochkommen lassen.  Aber die Antwort darauf sind sicher nicht Kameras oder Panikmache, hier braucht es einen anderen Ansatz.

Welchen?
Logisch muss man versuchen, diese Leute zu integrieren, und dann muss man sich auch Fragen stellen, die über unser Gespräch hinausgehen. Zum Beispiel: Lassen sie sich überhaupt integrieren? Aber ich bin der Letzte, der sagt, wir haben einen Ausnahmezustand oder müssen nun Panik machen. Und außerdem: Es gibt wirklich ganz viele Migranten, auch bei mir im Betrieb, die alles andere als aggressiv sind. Also man kann das Phänomen jetzt wirklich nicht auf sie beschränken.