Wer schafft an in Kunst und Kultur?
Der Brief ist von 30 namhaften Südtiroler Künstlern und Kulturschaffenden unterschrieben und Antwort auf die vorausgegangenen Stellungnahmen von kulturinstitutioneller Seite, etwa der Präsidentin des Museion Marion Piffer-Damiani oder Ressortdirektorin Karin Dalla Torre sowie von Künstlerbund-Präsidentin Helga von Aufschnaiter. Die Kritik sei erwünscht, heißt es von deren Seite, ernstgenommen fühlen sich die briefschreibenden Künstler jedoch nicht.
Zu pauschal und mit Allgemeinplätzen habe man auf ihre Kritik reagiert, auf die Kritik, dass es im Land der Kultur ebenso wenig transparent zugeht wie in anderen Bereichen der Südtiroler Politik. Die Ämterhäufung in den kulturellen Entscheidungsgremien, die Zuschusspolitik mit Gönnerpose, auch die latente Einschüchterungshaltung gegenüber jungen Künstlern, wenn sie sich allzu resistent gegen Vereinnahmung zeigten, seien oft wahrgenommene Haltungen der Kulturpolitik in Südtirol. Das Museion ergab sich als materialisiertes Anschauungsobjekt, an dem sich gewisse Praktiken gut aufzeigen lassen.
„Angefangen hat dieser Diskurs bei einem Podiumsgespräch, das die Unternehmerin Maria Niederstätter veranstaltet,“ erzählt Christine Vescoli, Geschäftsführerin von LiteraturLana und Mitunterzeichnerin des „Briefes der 30“. Die Frage tauchte auf nach den Verantwortlichkeiten der Sammler in Kunstbetrieben. Das Museion als die wichtigste kulturelle Einrichtung im Land, die von einem Stifterrat und der Direktorin geführt wird, eignete sich als Fallbeispiel für die Frage nach dem Zusammenspiel von öffentlich und privat.
Ist es notwendig, stellte der Künstler Walter Niedermayr die Frage ans Podium, dass private Sammler im Stifterrat vertreten sind und können diese ihre eigenen von den öffentlich wahrzunehmenden Interessen trennen? Im Stifterrat des Museion sind die Kunstsammler Heinz Peter Hager sowie Josef Dalle Nogare vertreten, die ihre beträchtlichen Kollektionen weltweit erstanden und mit internationalen Galerien zusammenarbeiten. Welchen Einfluss hätten nun solch großkalibrige Sammler auf das Programm des Museion. Die Frage wurde aufgeworfen, als Medientext ausgesandt und noch immer nicht zufriedenstellend beantwortet.
Im Corriere dell'Alto Adige unterstreicht der Designer und Musiker Benno Simma die Dringlichkeit des Diskureses: „Trovo poco corretto che nel CDA di una struttura pubblica come il Museion ci siano dei collezionisti....ci vorrebbe una maggiore apertura nei confronti di fenomeni artistici non dominanti, poco commerciali e non sempre delle correnti principali.“
Im Stifterrat des Museion sitzen zwar die Sammler, nicht aber die Künstler; hier erhält Gewicht was der Kunstmarkt vorgibt oder rät, und weniger welche Kunst eine Gesellschaft als wichtig erachtet. Die Diskussion um Transparenz und Ernsthaftigkeit in der Südtiroler Kunst und Kultur kommt gerade recht, meint Architekt Christof Mayr-Fingerle im Corriere, zu einer Zeit, in der kulturpolitische Weichen neu gestellt werden. Demokratischere Weichen als bisher.