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Grüß Göttin!

Von der (Tiroler) Freiheit in der Kunst, in der Meinung, in der Rede erzählt die Aktion einer Bezirkshauptmannschaft bei unseren nächsten Nachbarn:
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„stol“ brachte gestern die Nachricht (http://www.stol.it/Artikel/Panorama-im-Ueberblick/Panorama/Nordtirol-Die-Goettin-gruesst-nicht-mehr), dass das ziemlich berühmt gewordene „Grüss Göttin“-Schild fortan nicht mehr an der Tiroler Autobahn stehen und die Reisenden grüßen darf.  Die Künstlerin Ursula Beilers hatte es 2008 an der Inntal-Autobahn bei Kufstein Nord aufgestellt. Das Schild hat, wie vorherzusehen war und wie’s wohl auch die Absicht der  Künstlerin war – es ist ja eine der noblen Aufgaben von Kunst, zu provozieren und aufzurütteln – heftigste Reaktionen hervorgerufen, in der engen Heimat zumal, wo „kaum ein Kunstprojekt der letzten Jahre für so viel Diskussionen gesorgt hat“ (http://tirol.orf.at/news/stories/2662583/.

Nun musste der Diskussionsstoff auf Betreiben der Bezirkshauptmannschaft (man lese gern noch einmal…) weg, mit der „Begründung“, das Schild könne „Vandalismus und Verkehrsunfälle“  verursachen. Ja richtig, wie konnte das auch vergessen werden: Kultivierte Menschen denken sofort an „Zerstörung“, wenn sie einen freundlichen Gruß lesen, und Verkehrsunfälle… na ja, da müssten aber viele Plakate und Anzeigen der „klassischen“ Werbung unverzüglich verschwinden, wenn sie daran gemessen werden, welche Reaktionen sie in den männlichen Betrachtern hervorrufen. Allerdings: Wenn ich mich ein bisschen anstrenge, kann ich die Beweggründe der BezirkshauptMANNschaft durchaus nachvollziehen, denn wo Diskussionsstoff für Unruhe sorgt, besteht, zugegeben, immer Gefahr, dass das eine oder andere Weltbild ins Wanken geraten könnte, und mit ihm die einen oder anderen fein austarierten Machtverhältnisse. Da wehrt man den Anfängen doch lieber gleich.

Ich persönlich finde das Schild sehr sympathisch, und ich könnte mir nicht vorstellen, wem es nicht – mindestens – ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, und jedenfalls zum Nachdenken anregt. Innehalten ist ja immer gut, besonders, wenn man in Eile ist. Im Übrigen ist „Göttin“ genauso sehr wie „Gott“, oder sind beide nicht. Wenn also "Grüß Gott" gut geht, dann muss "Grüß Göttin" das mindestens genauso tun. Wo es nicht gut geht, und sich jemand daran stört, ist die Welt nicht in Ordnung.

Ich persönlich würde ja sowieso vorschlagen, dass die Idee der Künstlerin Beilers aufgegriffen werde und Südtirol seine Bewohner, Gäste, Reisende und Durchreisende flächendeckend und konsequent mit „Grüß Göttin“ begrüßt, willkommen heißt und verabschiedet. Er ist doch ein sehr sympathischer Gruß, der der Göttin, und jedenfalls ziemlich charmant (und dabei habe ich noch gar nicht erwähnt, dass ja vor allem in den Dolomiten, Südtiroler Kronjuwel und gewissermaßen seine „Brutstätte“, einst zahlreiche Göttinnen gewohnt und gewirkt haben sollen. Aber das ist eine andere Geschichte).

In diesem Sinne: Ein freundliches "Grüß Göttin" in die Runde!

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Sylvia Rier Mo., 18.08.2014 - 13:11

... womit du den Kreis, lieber Oliver, ganz im Sinne von "Grüß Göttin" geschlossen hättest, oder :) ? "Der Gutmensch möchte aber das von ihm Kritisierte verbieten, denn er weiß es besser als der dumme Bösmensch, dem es an Intellekt, Bildung oder beidem fehlt. Diese militante Besserwisserei ist gefährlich, denn mit dieser Ideologie rechtfertigt man es, Macht über andere, moralisch und geistig scheinbar unterlegene Individuen auszuüben, zum Wohle der Gemeinschaft."

Mo., 18.08.2014 - 13:11 Permalink
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gorgias Mo., 18.08.2014 - 13:32

Antwort auf von Sylvia Rier

Gutmenschen sind jene die Gottesbilder aus political correctness gendermainstreamen möchten und sich darüber aufregen und persönlich beleidigt sind, wenn Menschen am nicäanischen Glaubensbekenntnis festhalten und nichts von weiblichen Götter wissen wollen.

Mo., 18.08.2014 - 13:32 Permalink
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Christoph Moar Mo., 18.08.2014 - 14:19

Antwort auf von gorgias

Lol.

Das nicäanischen Glaubensbekenntnis und die Dreeinigkeit Gottes sagen nichts darüber aus, ob jemand Gott als weiblich betrachten darf oder nicht. Ist das nicht spannend zu wissen, dass „Ruach“, das hebräische Wort für den Heiligen Geist, weiblich ist? Weiter oben schrieb ich schon mal darüber. Kann man jetzt natürlich vortrefflich pro/contra diskutieren, wie es zum Beispiel auch hier (http://www.ardmediathek.de/radio/NDR-Kultur-Glaubenssachen/Der-Heilige-…) vor gar nicht langer Zeit getan wurde.

Mo., 18.08.2014 - 14:19 Permalink
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gorgias Mo., 18.08.2014 - 21:44

Antwort auf von Christoph Moar

mag das hebräische Ruach doch weiblich sein doch das nicäanische Glaubensbekenntnis wurde auf griechisch oder Latein ausgesagt und dann versteht man es wie es das Christentum es vorsieht. Und dort ist vom weiblichen nicht mehr viel übrig.

Mo., 18.08.2014 - 21:44 Permalink
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Christoph Moar Mo., 18.08.2014 - 22:22

Antwort auf von gorgias

Ist es nicht witzig, dass selbst im Griechischen Neuen Testament nicht von *dem* heiligen Geist gesprochen wird (τὸ πνεῦμα ἅγιον), sondern nur von heiligem Geist (πνεῦμα ἅγιον) ohne Artikel die Rede ist? Im Hebräischen ist der Heilige Geist also Weiblich, im Griechischen Testament ein Neutrum. Eine Zuweisung an Gott des männlichen Geschlechts würde ich im nicäanischen Glaubensbekenntnis nicht zu deuten versuchen.

Mo., 18.08.2014 - 22:22 Permalink
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Frank Blumtritt Mo., 18.08.2014 - 23:31

Antwort auf von gorgias

Dass man dem Glauben der Menschen Respekt zollen soll ist ja schön und gut. Dass ein Atheist ein Dogma einer Religion nicht anzweifeln dürfen soll (weil er sonst ein "Gutmensch" ist), finde ich weniger gut. So gesehen dürften wir auch die religiösen Ansichten und resultierenden Massaker der ISIS-Armee nicht anzweifeln, oder ist das etwas anderes??

Mo., 18.08.2014 - 23:31 Permalink
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Martin Daniel Sa., 23.08.2014 - 09:55

"Grüß dich!", wär' kürzer, gender- UND weltanschauungsneutral. Manchmal, wenn Schüler nachmittags statt mit "Guten Morgen" mit "Grüß Gott" salutieren, antworte ich: "...wenn ich ihn sehe"!
Der Berliner Philosoph Michael Schmidt-Salomon dekonstruiert die deutsche Sprache und legt ihre religiösen Beeinflussungen offen:
http://books.google.it/books/about/Die_Kirche_im_Kopf.html?id=TpdQGQAAC…

Sa., 23.08.2014 - 09:55 Permalink