Politik | In Zeiten wie diesen

26. Februar 1935. Konfinierungskomission

Die Koalitionsverhandlungen mit Post- und Baldwiederfaschisten sind ein Tabubruch.
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  • Am 26. Februar 1935 hat in Bozen die Konfinierungskommission getagt und meinen Großvater Alois Lobis, Erschbaumer in Unterinn, für einen Zeitraum von drei Jahren nach Sant Arcangelo (PZ) verbannt. 

    Grund war ein im Gasthaus Obwegs in Unterinn ausgebrochener Streit mit einem örtlichen Mitglied der faschistischen Partei PNF, Simon Vigl, vulgo Fleier-Simml. Vigl war wohl der Überzeugung, er müsse die an einem Tisch zum Karten versammelten Bauern disziplinieren, weil mein Großvater ein Bein unter dem Tisch heraushängen ließ. Das störte den Dorffaschisten, der im Gasthaus auf- und abstolzierte, um der neuen Zeit und deren neuen Protagonisten etwas Auslauf zu verschaffen. 

    Vigl trat gegen das Bein seines ehemaligen Wohltäters, der vorher als Freund meiner Onkel oft beim Erschbaumer war. Da es beim Fleier nicht gar so großzügig zuging und der Erschbaumerhof zu den großen Höfen in Unterinn gehörte, packte mein Großvater immer wieder Mehl, Speck, Käse und eine Flasche Wein in einen Buckelkorb und gab den Korb dem Simml mit, mit den besten Grüßen an den Vater. 

    Nun war es zu dem Vorfall im Gasthaus gekommen, der Simml hatte dem Bein meines Opas einen kräftigen Tritt versetzt. Dieser stand auf, verpasste dem aufgeblasenen Tribunen eine kräftige Ohrfeige und setzte sich dann wieder hin, um das Kartenspiel fortzusetzen. 

    Wenig später wurde er im Gasthaus von den Carabinieri verhaftet und nach Bozen gebracht, zusammen mit seinem Bruder Peter Lobis, Kohlbauer und Johann Oehler, mit denen er gekartet hatte. Peter Lobis und Johann Oehler wurden wurden ebenfalls in die Verbannung geschickt, beide für jeweils zwei Jahre. 

    Mein Vater war damals ein Jahr alt, meine Großmutter sterbenskrank. 

    Bei der selben Sitzung der Konfinierungskommission wurden Karl Schorn (Bozen), Walter Paregger (Unterinn) und Gernot Weber (Bozen) in die Verbannung geschickt, weil sie eine Weihnachtsbescherung für Kinder organisiert hatten, die nicht der Balilla angehörten. 

    Ebenso wurden Oskar und Peter Morandell, Karl Ambach, Hermann Dissertori und Otto Pugnet (alle aus Kaltern) in die Verbannung geschickt, weil sie anlässlich des Ausgangs der Saar-Abstimmung ein "Freudenfeuer" entzündet hatten. 

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Salto User
nobody Do., 14.12.2023 - 21:15

Sage mir, mit wem Du umgehst und ich sage Dir, wer Du bist. Der Parteiausschuss der SVP (ganz falscher Name) soll sich in Grund und Boden schämen.

Do., 14.12.2023 - 21:15 Permalink