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Gesellschaft | Sport als Spiegel

Rohstoff Sinner

Jannik Sinner ist eine außergewöhnliche Sportlerpersönlichkeit. Und der Rohstoff eines Projekts in dem auch er zum Rädchen wird.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Jannik Sinner
Foto: tiebreaktennis.it
  • Sinner ist der wertvolle Rohstoff eines knallharten Unternehmens, in dem viele Rädchen ineinandergreifen greifen müssen.

    Südtirol, Italien, die Tenniswelt und wer immer es möchte, sonnt sich gerade in der Erfolgsgeschichte eines jungen Tennisspielers aus Sexten, der von Sieg zu Sieg hechtet. Es scheint sich bei Jannik Sinner - schon der Name ist Programm - tatsächlich um einen tiefsinnigen Charakterkopf zu handeln, der seine Bekanntheit auch nutzt, um ethisch fundierte Botschaften zu senden und Fragen zu stellen.

    Der Rest des Phänomens hat viele fragwürdige und auch abstoßende Seiten. Sinners Werdegang ist das Ergebnis eines klar definierten Projekts, einer gezielten Investition in ein Talent. Sinner ist der wertvolle Rohstoff eines knallharten Unternehmens, in dem viele Rädchen ineinandergreifen greifen müssen, um "Erfolg" zu haben, nach brutalen Auswahlprozessen und tausenden Abzweigungen, bei denen immer alles stimmen muss.

    Für einen Sinner, der es schafft, werden tausende und abertausende Kinder gedrillt und müssen täglich "funktionieren", angetrieben von engagierten Eltern, einem gnadenlosen Leistungsumfeld und von der Gier nach "Erfolg", der sich heutzutage nur mehr in Geld ausdrückt. Ein Zeichen der Zeit und eigentlich eine fragwürdige Form von Kinderarbeit, nicht nur im Sport.

    Da ist es dann nur konsequent, "Steueroptimierung" zu betreiben, um den output für das Sinner-System zu steigern. Der Star selbst wird zum Rädchen im Optimierungssystem, in dem viele Optimierer gut mitschneiden. Spielt der Rohstoff bei diesem Spiel nicht mit, wird das Projekt zur Fehlinvestition und die Maschine wendet sich einem neuen Rohstoff zu.

    "Erfolgreiche" Sportler sind das Sinnbild unserer Gesellschaft, die "Leistung" verabsolutiert und bereit ist, dafür hohe gesellschaftliche und menschliche Kosten auf sich zu nehmen, ohne die Sinnhaftigkeit zu hinterfragen. 

    The show must go on.

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Profil für Benutzer Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler Mo., 20.11.2023 - 16:31

Antwort auf von Waltraud Mittich

Ich zähle mich nicht zur linken Intelligentsia, auch nicht zur rechten, weil ich im Grund ein Grenzgänger zwischen verschiedenen Weltanschauungen und damit ein Eklektiker im Sinne des Paulus von Tarsus bin: Prüft alles und behaltet das Gute! (1 Thess 5,21 EU). Die Auswüchse des modernen Leistungssports verurteile ich, weil ich sie für unmoralisch und als einen großen Schaden für eine solidarische Gemeinschaft halte, die sogenannte gendergerechte Sprache verurteile ich ebenso, weil sie unlogisch ist, die Sprache zerstört und das Erlernen der Sprache für Ausländer und Schüler unnötig erschwert, ohne den geringsten Beitrag für die notwendige Gleichberechtigung der Frauen zu leisten. Es handelt sich in diesem Sinne wohl eher um ein äußerst löchriges Feigenblatt, damit man sich gut fühlen kann, ohne Gutes getan zu haben.

Mo., 20.11.2023 - 16:31 Permalink
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Profil für Benutzer Klemens Riegler
Klemens Riegler Mo., 20.11.2023 - 23:19

Ein durchaus interessanter Beitrag von Lobis! Regt an, nicht auf.
Auch die Kommentare hier erweitern den ursprünglichen Ansatz ... sehr toll!
Und zum Schluss hilft auch noch der Hartmut Staffler nach: Frei nach Apostel Paulus: "Prüft alles ... meidet das Böse"

Mo., 20.11.2023 - 23:19 Permalink