RAI: Was hat die Konvention gebracht?
Große Aufmarsch nationaler und lokaler RAI-Führungskräfte am Bozner Mazziniplatz: Ein Jahr nach Unterzeichnung der Konvention zwischen Land, RAI und Ministerratspräsidium zogen RAI-Generaldirektor Luigi Gubitosi, Landeshauptmann Luis Durnwalder und Koordinator Markus Perwanger gemeinsam mit weiteren nationalen und lokalen Verantwortlichen des staatlichen Senders Bilanz über die neue Form der Zusammenarbeit. Ihre wichtigsten Botschaften? Der besondere Status des RAI-Sitzes in Bozen wurde mit der Konvention zwischen Bozen und Rom noch weiter ausgebaut – sei es hinsichtlich seiner politischen Bedeutung für die Aufwertung sprachlicher Minderheiten, sei es in Sachen technologischer Führerschaft. „Bozen ist einer der ersten Provinzen Italiens, in der wichtige technologische Neuerungen wie die Digitalisierung umgesetzt wurden“, betonte Generaldirektor Luigi Gubitosi. Und: Die in der Konvention vereinbarten Punkte wurde trotz verspäteten Starts nahezu alle umgesetzt.
Deshalb stellte die RAI-Spitze am Dienstag Vormittag in Bozen vor allem all jene Neuerungen vor, die n im letzten Jahr angeschoben und umgesetzt wurden. Richtig sichtbar werden sollen sie ab 27. Jänner. Mit diesem Stichtag werden die deutschsprachigen und ladinischen TV-Nachrichten dank modernisierter Studios in neuem Look gesendet. Dasselbe gilt für den Internetauftritt aller drei Redaktionen, der neu gestaltet und in seinem Angebot ausgeweitet wird. Noch weit einschneidender als eine Formatänderung aller Sendungen von bisher 4:3 auf 16:9 ist die Namensänderung, die Ende Jänner in Kraft tritt: Aus dem guten alten RAI Sender Bozen wird fortan die RAI Südtirol. Die ladinische und italienische Redaktion treten jeweils unter Rai Ladinia und Rai Alto Adige auf.
Bereits umgesetzt wurde die Einrichtung einer eigenständigen ladinischen Redaktion mit eigenem Chefredakteur und eines von sieben auf neun Redakteure aufgestockten Teams. Auch der vorgesehene Ausbau der deutschen und ladinischen Sendezeiten in TV und Radio wurde bereits erfüllt. „Allein im deutschsprachigen Radio senden wir nun täglich um 2,5 Stunden länger“, erklärte Koordinator Markus Perwanger. Darüber hinaus wurden mit den berühmten 20 Millionen Euro, die Südtirol im Rahmen des Mailänder Abkommens für die Finanzierung der beiden Minderheiten-Programme übernommen hat, Weiterbildungen der Programmgestalter sowie technische und Effizienzverbesserungen investiert.
40. Geburstag für Minderheitenprogramm
Sichtlich zufrieden mit dem bisher Erreichten gab sich am Dienstag Landeshauptmann Luis Durnwalder. Er zog noch einmal einen geschichtlichen Bogen zurück zu einem weit längeren zurück liegenden Abkommen mit dem römischen Ministerratspräsidium. Damit wurde vor 40 Jahren, im November 1973 garantiert, dass Rom der RAI eine bestimmte Anzahl von Stunden für Sendungen in deutscher und ladinischer Sprache finanziert. Eine Errungenschaft, die laut Durnwalder extrem wichtig für das Überleben der beiden sprachlichen Minderheiten in Südtirol war. Als dann 2009 im Rahmen der Spending Review klar wurde, dass Rom die zuletzt bereitgestellten 15 Millionen Euro kürzen müsse, sei die Idee der Konvention entstanden. Damit wurden 20 der 100 Millionen Euro, in deren Umfang Bozen im Rahmen des Mailänder Abkommens als Alternative zur Kürzung der eigenen Mittel bisherige staatliche Zuständigkeiten übernahm, für die beiden Minderheitenprogramme der RAI reserviert.
Ob die 20 Millionen Euro im ersten Jahr tatsächlich bis auf den letzten Cent für den Bozner RAI-Sitz ausgegeben wurden, wollten zumindest die lokalen RAI-Verantwortlichen nicht explizit beantworten. „Klar ist, dass wir über die paritätische Kommission viel konkretere Möglichkeiten haben, das finanzielle Gebaren nachzuvollziehen als davor“, meint Koordinator Markus Perwanger. Ein wenig in die Rolle der Gewerkschafters für die lokale RAI-Mannschaft schlüpfte Landeshauptmann Durnwalder am Dienstag dann aber bei allen Beteuerungen des „buon feelings“ zwischen Bozen und der RAI-Führung. Er wünschte sich von den anwesenden direttori nicht nur eine direkte Zuständigkeit der Generaldirektion für den Bozner Sitz, sondern auch mehr Personal. „Denn allein wenn wir den Personalstand von Bozen mit jenem von Trient vergleichen, sind wir hier entweder zu fleißig oder zu unterbesetzt“, so Durnwalder.