Gesellschaft | Jubiläum

„Ohne Leerstand kein Wohnungsproblem“

Das Wohnprojekt im Fischerhaus in Vintl wird ein Jahr alt: Das Haus der Solidarität vergibt Wohnungen an Menschen in prekären Situationen. Sabine Bachmann berichtet.
Fischerhaus in Vintl
Foto: Alessio Giordano/HdS
  • Ein Jahr ist vergangen, seit das Haus der Solidarität (HdS) gemeinsam mit der Gemeinde Vintl (Pustertal) im Fischerhaus ein neues Wohnprojekt eröffnete. Nun feiert das HdS nicht nur das gelungene Bestehen des Projekts, sondern auch einen wichtigen Schritt in Richtung bezahlbaren Wohnens.

     „Der Wohnungsmarkt ist katastrophal.“

  • Sabine Bachmann: „Es braucht Anreize vonseiten der Provinz, damit Menschen ihre Wohnungen nicht einfach so leer stehen lassen.“ Foto: HdS

    „Das Fischerhaus, das als Unterkunft für Menschen in prekären Situationen dient, wurde wiederbelebt und erfüllt seit einem Jahr erfolgreich seine Rolle als Übergangsunterkunft in Zeiten eines angespannten Wohnungsmarktes“, teilt das HdS in einer Mitteilung an die Medien mit. Die Gemeinde Vintl hat das Fischerhaus für acht Jahre dem Haus der Solidarität übertragen. In den vier Wohneinheiten haben acht Personen eine Bleibe gefunden. Derzeit sind also keine Wohnplätze verfügbar. 

    „Das HdS hat das Fischerhaus gemietet und vergibt die Wohnungen an Menschen mit Migrationshintergrund, die hier in Südtirol arbeiten, keine andere Wohnung finden konnten und nun hier an das HdS ihre Miete bezahlen. Grund dafür sind zum einen Ressentiments und zum anderen Wohnungsmangel. Geplant ist, dass sich das HdS langfristig als Zwischenmieter zurückziehen kann und die Mietverträge direkt mit den Bewohnern abgeschlossen werden können“, erklärt Sabine Bachmann vom HdSAlessandra Degli Esposti, Mitglied der Hausleitung des HdS, sagt: „Wir hoffen, dass weitere Gemeinden dem Vorbild Vintls folgen und ähnliche Projekte entwickeln, um leistbares Wohnen für alle zu ermöglichen.“

  • Wohnungsnot trifft Ausländer härter

    Das Haus der Solidarität sieht sich in den letzten Jahren mit einer erheblichen Zunahme von Anfragen von Wohnungssuchenden konfrontiert. „Der Wohnungsmarkt ist katastrophal, besonders für Menschen mit Migrationshintergrund, weil sie über kein privates Netzwerk verfügen, über das in Südtirol häufig eine Wohnung gefunden wird. Gleichzeitig gibt es in Südtirol immer noch gewisse Rückhalte, wenn jemand eine andere Hautfarbe oder noch keine optimalen Sprachkenntnisse hat“, erklärt Bachmann. 

    „Eine Wohnung als Ausländer zu finden, ist sehr schwierig, auch mit einem guten Arbeitsvertrag.“

    Das im Besitz der Gemeinde stehende Fischerhaus stand bereits für lange Zeit leer. „Das HdS hat in Zusammenarbeit mit der Gemeinde das Haus saniert und für die aktuellen Bewohner angepasst“, so Bachmann. Die große Anzahl leerstehender Immobilien im Land besorgt die Mitarbeiterin des HdS. „Es braucht Anreize vonseiten der Provinz, damit Menschen ihre Wohnungen nicht einfach so leer stehen lassen. Wenn die leerstehenden Wohnungen genutzt werden würden, dann gäbe es auch kein Wohnungsproblem.“

  • Das Fischerhaus: Hier wohnen seit einem Jahr acht Menschen mit Migrationshintergrund. Foto: HdS

    Es gebe zwar nachvollziehbare Gründe, eine Immobilie nicht zu nutzen, aber es sei zu leicht, die Wohnung leer stehen zu lassen, und häufig zu schwierig, sie zu vermieten. „Vermieter sind sich bei rechtlichen Aspekten oft unsicher, hier würde bereits eine bessere Beratung helfen, wie man beispielsweise am besten Mietverträge aufsetzt“, sagt Bachmann. Ziel müsse es sein, das Vertrauen der Wohnungsbesitzer zu stärken, ihre Immobilien zu vermieten. Außerdem seien verstärkt Investitionen in die Sanierung von Altbauten notwendig. 

    „Eine Wohnung als Ausländer zu finden, ist sehr schwierig, auch mit einem guten Arbeitsvertrag. Deswegen sind wir sehr froh, hier ein Zuhause gefunden zu haben“, erklärt ein Bewohner des Fischerhauses„Mit dem Haus der Solidarität hat die Gemeinde einen verlässlichen und vertrauenswürdigen Partner gefunden, um das Haus wieder mit Leben zu füllen“, bestätigt die Vintler Gemeindereferentin Maria-Luise Fink