Jugendliche und Politik: what's up?
Muss man den Jugendlichen heute alles auf vorgewärmten Löffeln servieren? Diese Frage bildete sich im Kopf der Redakteurin, als sie die Inhalte der Pressemitteilung durchsah: „Jugendliche aller drei Sprachgruppen haben auf Einladung des Südtiroler Jugendrings und des Landesjugendbeirats Werbemaßnahmen entwickelt, um junge Menschen zur Teilnahme an den Landtagswahlen zu motivieren.“ Und diese partizipativ erarbeiteten Ergebnisse würden auf der Pressekonferenz vorgestellt. Vielleicht doch interessant, denkt man für sich weiter, zu erfahren, was junge Menschen von den derzeitigen Wahlkampfzeiten halten, welche Fragen sie an die Poltik haben, ob sie mutig genug sind, um kritisch aufzutreten.
Was dann kam, war weder das eine noch das andere vom Erwarteten, sondern die Präsentation von mehreren bunten Postkarten mit Slogans wie „Wählen ist sexy“ oder „non fare lo struzzo“, aber auch „Gib deiner Stimme einen Wert“ und das ladinische „Va a lité mpede de lamenté!“ Diese Karten sind das Ergebnis eines Wochenendes an dem Jugendliche aller drei Sprachgruppen zusammensaßen, um nach Möglichkeiten zu suchen, wie junge Menschen für Politik und Wahlen sensibilisiert werden können. Ein politisches Aktionspaket für Jugendliche, die Karten und Plakate werden nun im Land verteilt.
Altro che „gioventù bruciata“ denkt man bei sich, während das Auge über das entsprechende Filmplakat mit James Dean im Capitol Kino schweift, wo die Pressekonferenz mit den Vertretern des Jugendrings Michi Peer und Martina de Zordo sowie René Tumler und Landesrätin Sabina Kasslatter-Mur stattfindet.
Nachdem nach der Präsentation der Werbeslogans keine weiteren Ergebnisse mehr folgen, musste die Frage an die Anwesenden gestellt werden, ob Jugendliche heute immer und überall „abgeholt“ werden müssen, ob man es Jugendlichen nicht zu leicht macht, wenn man ihnen die Inhalte vorkaut und in bekömmlichen, trendigen Häppchen serviert.
„Die politische Bildung in den Schulen trägt den aktuellen und vor allem lokalen Ereignissen oft nicht Rechnung,“ meinte Martina de Zordo dazu, sie habe die Erfahrung gemacht, dass wenn entsprechende Rahmenbedingungen vorhanden sind, die Jugendlichen mit Begeisterung gesellschaftspolitisch aktiv wären.“ Auch Sabina Kasslatter-Mur verteidigte die Aktion und die Jugendlichen mit den Worten, dass es manchmal notwendig sei, das Neue auch attraktiv zu gestalten. Einen Jungwähler dürfe man schon ein bisschen ansprechen und neugierig machen. Und auch René Tumler wusste: „Jugendliche sind politisch interessiert, nur wird ihnen oft nicht vermittelt, dass sie selbst aktiv mitgestalten können, beispielsweise wenn es um einen neuen Fußballplatz im eigenen Dorf geht, bei dem sie ebenfalls mitreden könnten.“
Gut, denkt man etwas versöhnt, daran mag etwas Wahres sein, dass Jugendliche heute vieles im Kopf haben und die Generation der politisierten Oberschulstudenten endgültig vorbei ist. Birgit Dissertori, SVP-Kandidatin aus der jugendlichen Ecke meint dann außerdem: „Jugendliche sind von der Politik auch ganz einfach oft enttäuscht, zu oft wurde über ihre Köpfe hinweg entschieden.“ Sie selbst mit ihrer 20-jährigen Erfahrung in der Jugendarbeit kenne viele junge Menschen, die aktiv und gesellschaftlich engagiert unterwegs sind, und es sei nicht falsch einen Schritt auf sie zuzugehen. „Aber man müsse die Jungen auch lassen, wenn sie nicht wollen.“ Oder den Jugendlichen wieder mehr Verantwortung geben, ja auch das.