Politik | Grüne

Auf Wiedersehen

Die Grünen bringen sich für die Landtagswahlen in Position und verabschieden sich von ihrem bisherigen Führungsduo. Für Brigitte Foppa könnte das Adieu nur vorübergehend sein.

Es ist ein schönes Gefühl, ein Gefühl der Erleichterung, nun die Verantwortung abzugeben, sagt Brigitte Foppa an diesem Samstag, kurz vor Mittag im Bozner Büro der Grünen. In drei Stunden beginnt im Festssaal der Gemeinde Bozen die Landesversammlung der Partei, die sie gemeinsam mit Sepp Kusstatscher durch die vergangenen vier Jahre geführt hat. Dann wird das Duo nicht nur den Vorsitz zurücklegen und ihn interimsmäßig an Riccardo Dello Sbarba weitergeben. Auf der Tagesordnung der Landesversammlung steht auch jenes Anliegen, für das Foppa das gesamte vergangene Jahr gegen Windmühlen zu kämpfen schien: die Basiswahlen für die kommenden Landtagswahlen.

Der Widerstand, der dem Führungsduo bei diesem Anliegen in den Parteigremien entgegenschlug, ist einer der Gründe dafür, dass Foppa Ende vergangenen Jahres beschloss, den Parteivorsitz nach Ablauf ihres Mandats niederzulegen. Heute soll der Weg für die Basiswahl doch freigegeben werden. Zwar liege dem Beschlussantrag auch ein Gegenbeschlussantrag vor, sagt Foppa. Doch es scheint so gut wie sicher, dass auch die Grünen im Mai Mitglieder und Sympathisanten über ihre Landtagskandidatinnen und Kandidaten entscheiden lassen.

In welcher Form genau das geschehen soll, muss noch geklärt werden.  Bestimmend wird dabei das neue Führungsgremium für die Abwicklung der Vorwahlen sein, das auf der heutigen Landesversammlung gewählt wird.  Getauft wird das neue Gremium auf PEPE  – kurz für: Programmare le elezioni primarie eco sociali. Neben der organisatorischen Hilfestellung im Führungsvakuum der kommenden Monate soll es auch dazu beitragen, junge  Menschen für die Vorwahlen zu aktivieren. Deshalb, so zumindest die Idee,  wird die Hälfte seiner Mitglieder unter 35 Jahre alt sein.

Starkes politisches Statement

Fest steht laut Foppa bereits, dass die Basis über die sechs Kandidatinnen und Kandidaten der Listenspitze bestimmen soll und es eine doppelte Vorzugsstimme  geben wird. Sprich: Wer sich an den Vorwahlen beteiligt, muss jeweils eine Frau und einen Mann wählen. Trotz aller Unsicherheiten, die Vorwahlen mit sich bringen, ist die scheidende Parteivorsitzende und Bozner Gemeinderätin  davon überzeugt, dass letztendlich alle von einem solchen Wahlmodus profitieren. „Die Wahl, wer an der Listenspitze steht, enthält ein starkes politisches Statement“, sagt sie. „Und ich finde es wunderbar, wenn die Basis entscheidet, welches Statement es sein soll."

Laut den derzeitigen Plänen wird dieses Statement künftig auch stärker mit der Parteilinie übereinstimmen als bisher. Denn erstmals wollen die Südtiroler Grünen mit ihrer bisherigen Tradition brechen, die ehrenamtliche Parteiführung und die politische Vertretung im Landtag personell getrennt zu halten. „Sobald die Listespitze steht, soll diese auch die Parteispitze stellen“, sagt Foppa. Somit könne bereits während des Wahlkampfes Zweigleisigkeiten vermieden werden. Nach den Wahlen soll dann aus den gewählten Mandataren die neue Führung gewählt werden.

Ob sie selbst sich auch einer Basiswahl stellen will, entscheidet Brigitte Foppa in den kommenden Wochen – „wenn die Bedingungen stimmen“.  Dass sie ein Landtagsmandat prinzipiell reizen würde, ist aber kein Geheiminis. Denn, wie sie meint: „Eine Frau wie ich im Landtag, das wäre doch interessant.“

 

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kurt duschek So., 24.03.2013 - 11:13

Brigitte Foppa ist zurückgetreten, da sie es leid war, nur "ehrenamtliche Arbeit " zu machen, kurz gesagt, sie will in den Landtag und auch bezahlt werden. Dies sind die offensichtlichen Gründe ihres Rücktritts als Sprecherin.
Wenn eine Landesversammlung nur mehr über Formalien, Vorgehensweisen und Personalfragen entscheidet, wenn Programme, Ideen und Zukunftsvisionen keine Rolle mehr spielen und auch nicht behandelt werden, dann war diese Landesversammlung für mich entäuschend.
Zusätzlich stellt sich die Frage: Wenn jetzt der Jugend mit Regeln zu Einfluss und Macht innerhalb der GRÜNEN verholfen wird, warum hat man so lange darauf gewartet? Liebe Foppa, warst du untätig oder habe ich nichts bemerkt?
Auch ich wünsche mir eine schlagkräftige und aktive Jugend bei den GRÜNEN. Ich habe mich nie und werde mich auch in Zukunft nie um Posten bewerben. Ich werde meine Ideen und Vorstellungen im öko-sozialen Bereich mit Freunden beim Golf- und Tennisspiel weiter ausbauen und besprechen und für mich behalten.
Meine Schlussfolgerung zur Landesversammlung: Die Entscheidungen für die Jugend sind richtig, kommen aber sehr spät!
Es fehlen Programme, denn "fleischfreie Tage" und die "Rettung von Telefonkabinen" überzeugen mich in keiner Weise.
Der "Kampf um ein Landtagsmandat" ist auch bei den Grünen entbrannt und Brigitte Foppa soll sagen, dass dies ihr Ziel ist um endlich nicht mehr "ehrenamtlich arbeiten" zu müssen.

So., 24.03.2013 - 11:13 Permalink
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Klaus Egger So., 24.03.2013 - 11:34

Antwort auf von kurt duschek

Lieber Kurt, ich bin sicherlich nicht der Anwalt von Brigitte und so einen braucht sie auch nicht. Doch warum können wir ihr nicht einfach zugestehen, dass man nach jahrelangem Kampf gegen die eine oder andere Windmühle, nicht auch einfach Richtung wechseln will? Du schreibst, deine Ideen wirst du beim Golf- und Tennisspielen ausbauen und für dich behalten. Was ist, wenn Brigitte ihre Ideen und Visionen eben nicht für sich behalten will, aber bei ihrer bisherigen Arbeit zu wenig Gehör fand? Die Entscheidung für die Jugend, die du auch selbst nennst, und die Vorwahlen sind doch die besten Beispiele. Von Brigitte immer gefordert, von vielen aber nicht gehört. Jetzt im Vollrisiko werden diese Wege gegangen. Nun kann man nur mehr Optimist sein und hoffen, dass die Rechnung aufgeht.

So., 24.03.2013 - 11:34 Permalink
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kurt duschek Mo., 25.03.2013 - 08:45

Antwort auf von Klaus Egger

Lieber Klaus,
Brigitte braucht keinen Anwalt, ich bin nicht beleidigt und erkenne sehr wohl, dass der Jugend der Weg geöffnet werden sollte. Habe leider die Tagesordnung und Beschlußanträge am Freitag um 19.51 erhalten und am Samstag erst um 12:00 Uhr gelesen, eine etwas späte Information finde ich für so wichtige Entscheidungen.
Wie klingt dieser Vorschlag?......ab dem 10. Listenplatz sollten die Kandidaten mindestens 35 Jahre alt sein.
Dies wäre in meinen Augen ein klares Signal an die jungen und interessierten Kandidaten und gleichzeitig wird auch niemand verprellt. Wir hätten uns viel Zeit erspart und über Programme und Zukunft der Grünen sprechen können.

Mo., 25.03.2013 - 08:45 Permalink
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Klaus Egger Mo., 25.03.2013 - 09:05

Antwort auf von kurt duschek

...wird es, so empfinde ich zumindest, nie geben Kurt. Auch ich empfand viele Details als nicht stimmig, als kompliziert, sogar als gefährlich. Ich für mich habe aber seit jeher ein Lebensmotto: "Probleme und unterschiedliche Ansichten gibt es bei allen Entscheidungen wo mehr als ein Mensch beteiligt ist. Was für mich zählt um weiter zu kommen, ist aber der Blick auf das große Ganze, nicht das Wühlen am Boden in Details." Ich für meinen Teil bin zufrieden mit dem großen Ganzen.

Dass die Anträge so spät raus sind, war aber wirklich ein grober Schnitzer und nicht gentlemanlike. Warum das so passiert ist, kann ich nicht nachvollziehen. Will ich auch nicht groß interpretieren. Dies war aber sicherlich mit ein Grund für die große Mißstimmmung.

Lieber Kurt, du bist der beste Beweis, dass zunehmendes Alter mit abnehmender Energie überhaupt nicht proportional zusammen hängt. Lass uns nach vorne schauen und den Laden auf Kurs halten.

Mo., 25.03.2013 - 09:05 Permalink
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Georg Peintner So., 24.03.2013 - 11:34

Antwort auf von kurt duschek

Auch für mich ist bei der Landesversammlung nicht alles so gelaufen, wie ich es gerne gehabt hätte - dennoch erscheint mir die Kritik von Kurt überzogen und insgesamt zu hart. Brigitte zu unterstellen, dass sie endlich "verdienen" will, ist wohl ein Witz und kann nicht ernst gemeint sein. Ihr idealistischer Einsatz für die Grüne Sache sollte nicht so diffamiert werden. Ich denke, Solidarität mit der Grünen Bewegung (in Südtirol) verträgt sich schlecht mit solchen nach außen getragenen Polemiken. Kritik muss fair und konstruktiv bleiben, ansonsten zeichnet sie ein Bild, das nicht sehr atraktiv, aber auch nicht "wahrer" ist. Es wäre besser Kurt, du würdest deine öko-sozialen Vorstellungen hier darlegen (nicht nur beim Golfen) und persönliche Unterstellungen für dich behalten. Aber es kann ja sein, dass nur ich nicht verstehe, wozu solche Angriffe gut sein sollen. Habe vielleicht die falsche Vorstellung von Transparenz. Alles Grüne!

So., 24.03.2013 - 11:34 Permalink
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Marco Dalbosco So., 24.03.2013 - 11:47

Ich bin mit dem Ergebnis der Landesversammlung auch nicht ganz zufrieden, aber die unterschiedlichen Positionen waren klar definiert und die Anwesenden haben entschieden.
Sie haben sich für die Erneuerung entschieden, aber nur teilweise. Die Formen sind anders (Vorwahlen u.a.m.), die Personen sind jedoch die selben (Heiss, Dello Sbarba, Foppa).
Ob sich nun weitere interessierte und interessante Personen für die Vorwahlen finden werden, steht noch offen. Ich werde mich auf jeden Fall bemühen, damit neue Köpfe und neue Gesichter einen frischen Wind in die Bewegung bringen und die formale Wende auch eine substantielle wird.

So., 24.03.2013 - 11:47 Permalink
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Profil für Benutzer Christoph Franceschini
Christoph Fran… So., 24.03.2013 - 12:47

Mir blutet das Herz. Habe nur die Fernsehbilder gesehen, aber die Grüne Landesversammlung mutete an, wie die Vollversammlung in einem Altersheim.
Basiswahl Super, geil. Warum aber stellt aber niemand die entscheidenden Fragen.
1. wer darf wählen?
Die 52 grünen Parteimitglieder (Zahl ohne Gewähr, vielleicht sind es ein paar mehr oder weniger).
Oder jeder/e die zum anderen Südtirol gehört?

2. wer steht zur Wahl?
Jene die die gewissensprüfung des sogenannten pepe geschafft haben & die Unbedenklichkeitserklärung bekommen oder auch andere, die unbequemer sind und einiges an dieser grünen Partei auszusetzen haben? (Z.b Renate Holzeisen)

3. Riccardo Dello Sbarba & Hans Heiss gelten als Fixstarter. Brigitte Foppa hat es sich anscheinend durch ihre ehrenamtliche Arbeit verdient unter den sechs Spitzenkandidaten zu sein. Weil es als Gegengewicht ethisch/ geschlechtlich/ stadt land dann auch noch Patrizia trincanato braucht, werden am Ende 2 Plätze übrig bleiben die die Basis wählen darf?

4. Würde man mir erklären, was die grünen heute sind: eine verbotspartei? Eine Recyclinghof ehemaliger svp-Politiker? Oder das was sie einmal waren: der Sammelpunkt von Freigeister, eine liste für das andere Südtirol, in dem sich Künstler und Andersdenkende & all jene trafen, die durch den offiziellen Rost fallen?

Ich weiß, dass das harte Worte sind, aber ich fühle mich seit über 30 Jahren politisch in dieser Bewegung zu Hause. Nur die inhaltlichen & politischen kubaturverschiebungen haben dieses Haus für mich fast schon unbewohnbar gemacht.

& es gibt Hunderte von Mitstreitern die so denken!

So., 24.03.2013 - 12:47 Permalink
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Profil für Benutzer Klaus Egger
Klaus Egger So., 24.03.2013 - 13:04

Antwort auf von Christoph Fran…

Lieber Christoph,
auf Frage 1 gibt es schon (befriedigende) Antworten - auf Frage 2 auch - auf Frage 3 ist deine Interpretation leider falsch - Frage 4 kann ich nicht kommentieren, es ist dein (verständliches) Recht so zu denken. Somit wurden die Fragen schon gestellt, auch schon Antworten gefunden ohne Dogmas und eine ernsthafte und ehrliche Verjüngung in den Gremien hat auch stattgefunden. Vielleicht gibst du der Partei nochmals eine letzte Chance?

So., 24.03.2013 - 13:04 Permalink
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Profil für Benutzer Marco Dalbosco
Marco Dalbosco So., 24.03.2013 - 14:14

Antwort auf von Christoph Fran…

Lieber Christoph, zu 1 und 2: nein die Wahl (aktiv und passiv) steht jedem offen, der sich zu einigen Prinzipien bekennt. Den 3. Punkt sehe ich auch als sehr problematisch aus den Gründen, die du nennst. Andererseits kann man wohl sagen: Wenn die Basis oder die Leute doch lieber auf Nummer sicher gehen und die drei bekannten Namen wählen, dann sagt das etwas über den Konservatorismus nicht nur der Partei sondern auch ihrer Wähler aus (wobei das in anderen Parteien nicht anders ist). Dieses Schema kann man nur sprengen, wenn sich Kandidaten finden, die durch ihre Persönlichkeit überzeugen. Momentan ist niemand in Sicht, aber eine kleine Chance hat sich doch eröffnet. Zu 4: Zum Teil gibt es wenige, die durch den "offiziellen Rost fallen", da die Sdt. Gesellschaft viel offener ist als vor 30 Jahren (und die SVP schlauer geworden ist). Der Recyclinghof hat zum Teil ganz gut funktioniert. Wenn das neue Modell mehr bringt, dann war die harte und offene Diskussion am Samstag (endlich eine echte Auseinandersetzung und nicht nur die Absegnung von bereits ausgehandelten Entscheidungen!) nicht umsonst. "Das Chaos ist groß, alles ist bestens" (Mao Tse Tung)

So., 24.03.2013 - 14:14 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Daniel
Martin Daniel So., 24.03.2013 - 19:04

Antwort auf von Christoph Fran…

Lieber Christoph,
jeder, der bereit ist (ev. auch ordentlich etwas zu veraendern) kann sich der Wahl stellen. Und jeder kann Kandidaten zu gewinnen suchen und moeglichst viele, die sich dem anderen Suedtirol zurechnen, zu ihrer Wahl anstiften. Diese Kandidaten koennen dann auch fuer jene Inhalte stehen, die dir am Herzen liegen. Wenn richtig gepusht, koennen es diverse Leute mit Profil in die ersten 6 schaffen - auch vor einzelnen etablierten Persoenlichkeiten. Lanciere doch jemanden,
dies mein gefuehlter jugendlicher Aufruf aus dem Altersheim!

So., 24.03.2013 - 19:04 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Daniel
Martin Daniel So., 24.03.2013 - 19:05

Antwort auf von Christoph Fran…

Lieber Christoph,
jeder, der bereit ist (ev. auch ordentlich etwas zu veraendern) kann sich der Wahl stellen. Und jeder kann Kandidaten zu gewinnen suchen und moeglichst viele, die sich dem anderen Suedtirol zurechnen, zu ihrer Wahl anstiften. Diese Kandidaten koennen dann auch fuer jene Inhalte stehen, die dir am Herzen liegen. Wenn richtig gepusht, koennen es diverse Leute mit Profil in die ersten 6 schaffen - auch vor einzelnen etablierten Persoenlichkeiten. Lanciere doch jemanden,
dies mein gefuehlter jugendlicher Aufruf aus dem Altersheim!

So., 24.03.2013 - 19:05 Permalink