Rosa Thaler: „Es wird alles verdreht“

Die Hinterbliebenenrenten wurden von 60 auf 0 gestellt, erklärt Rosa Thaler. „Nicht von 60 auf 100“. Fakten werden, verdreht sagt die ehemalige Regionalratspräsidentin.

"Zitieren Sie mich bitte so wenig wie möglich, sonst kommen wieder die Drohbriefe." Rosa Thaler ist mit ihrem Latein am Ende, die von der Tageszeitung Dolomiten "verbreiteten Halbwahrheiten" möchte sie dennoch nicht unkommentiert stehen lassen. "Ich verstehe nicht, warum man jetzt wieder alles neu aufwärmt und verdreht.“

Dass die Quoten im Familyfonds als Eigentum der Politiker zu betrachten sind, sei nun mal rechtlich so beschlossen, „im Todesfall sind sie natürlich Eigentum der Erben.“ Dass Angehörige nun plötzlich 100 Prozent kassieren würden und nicht mehr 60 Prozent, dem widerspricht Thaler energisch: „Das Recht auf übertragbare Leibesrente (Hinterbliebenenrente) ist auf die gesamten kapitalisierten Ansprüche zur Gänze gestrichen worden. Ich hatte das doch mehrmals erklärt.“ Also kein Zusatznutzen für Hinterbliebene von PolitikerInnen? „Nein, die Hinterbliebenenrenten wurden für den kapitalisierten Teil von 60 auf 0 gestellt. Und nicht von 60 auf 100.“  (Damit präzisiert Thaler die Aussage von Rai Südtirol, Südtirol News und Salto.bz - siehe letzten Absatz)

„Das Recht auf übertragbare Leibesrente (Hinterbliebenenrente) ist auf die gesamten kapitalisierten Ansprüche zur Gänze gestrichen worden.

Ein Beispiel: Würde der in aller Munde stehende Hanspeter Munter versterben, fallen seine FamilyFonds-Anteile an seine Hinterbliebenen zurück. Was sich reduziert, ist der monatliche Rentenanspruch und zwar "von teilweise 6.100 Euro brutto, die  in Vergangenheit an Witwen ausgeschüttet wurden, auf 2.400 Euro brutto", erklärt Thaler.

Herumgewirbelt und verdreht auch eine weitere "Aufdeckung", über die Rosa Thaler nur schmunzeln kann. Martha Stocker und Arnold Schuler küren am heutigen 26. März die Titelseite der Tageszeitung Dolomiten, Thaler schüttelt den Kopf. "Sie haben mit abgestimmt, das Gesetz war unter Dach und Fach. Was hätten sie denn tun sollen?  Es beschäftigt sich doch nicht jeder bis ins Letzte mit jedem Gesetzesbeschluss."

Im Gespräch mit Michael Deltedesco sagt Rosa Thaler am 10. Oktober 2013:

Ihnen ist fast etwas Historisches gelungen: Die Kosten der Politik deutlich zu senken …
Das Thema ist ja schon seit vielen Jahren mehr oder weniger heftig diskutiert worden. Bevor die Suppe überkochen konnte, wollte ich die gesamte Materie grundlegend ändern. Das bedeutete nicht nur eine reine Kürzung der Entschädigungen, sondern eine transparente Handhabe bei der Vorsorge und den Außendienstvergütungen. Ich war von Anfang an bemüht, alle politischen Gruppierungen so gut wie möglich in die Diskussion einzubinden. Und man kann getrost glauben, dass es alles andere als leicht war, zwischen den einzelnen Interessen zu vermitteln. Umso mehr bin ich stolz darauf, dass wir ein Gesetz verabschieden konnten, das mittlerweile auch Wegweiser für andere italienische Regionalräte ist.

Dass niemand von den Einsparungen spricht - Rosa Thaler ist verbittert. "An den Fakten ist doch niemand mehr interessiert." Stattdessen wird Volksaufwieglern wie Hansjörg Kofler Gehör geschenkt, PensPlan in die Pfanne gehaut ("PensPlan hat doch Null von der ganzen Sache"), Köpferollen in der Landesregierung gefordert.

Bestätigung bekommt die Politikerin von Riccardo dello Sbarba. Der Grüne Landtagsabgeordnete ist auf der Suche nach Recht und Ordnung, indem er die Chronologie der Entscheidungen zu den Rentenbeschlüssen rekonstruiert. Laut Dolomiten seien u.a. Martha Stocker und auch Arnold Schuler, "die engsten Vertrauten des Landeshauptmannes" (so das Tagblatt) und ihre Rolle bei den Beschlüssen ebenfalls zu klären. Dello Sbarba deckt auf, Rosa Thaler verwundert das. "Er ist doch auch mit seinem Einzahlungsbescheid zu PensPlan gegegangen."

Zu den Hinterbliebenenrenten sagt Dello Sbarba: „Ich habe alle Listen vorliegen, 2011 waren die Hinterbliebenenrenten höher. Witwe Gamper erhielt 2011 1.498 Euro, 2014 sind es 1.388 Euro. Die Witwe Dalsass erhält 2011 4. 621 Euro, 2014 sind es 4.000 Euro. Die Frau des verstorbenen Alexander Langer erhielt  2011 2.594 Euro,  2014 sind es 2360 Euro."
Mussten von der Region  2011 monatlich 227.243 Euro für die Hinterbliebenenrenten bezahlt werden, sind es 2014 213.042 Euro. „Es wurde viel gespart“, sagt Rosa Thaler. Interessiert das noch in all der politischen und medialen Schlammschlacht?

 

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Mensch Ärgerdi… Mi., 26.03.2014 - 10:22

"Umso mehr bin ich stolz darauf, dass wir ein Gesetz verabschieden konnten, das mittlerweile auch Wegweiser für andere italienische Regionalräte ist."
Ohne Zweifel! Dieses Gesetz strotzt direkt nach "Italianitá"!
Bei allen gebührenden Respekt für Frau Thaler, aber wir Bürger sind schon so oft angelogen geworden, dass sich die werten Politiker nicht wundern zu brauchen wenn sich nicht ernst genommen werden. Ob gespart worden ist oder nicht werden wir erst sehen wenn die heutigen Politiker und ihre Verbliebenen nicht mehr sind. Wer weiß wie viele Gesetze es bis dahin noch geben wird, denken wir nur an die per Referendum abgeschaffte öffentliche Parteifinanzierung die promt in Wahlkampfskostenrückerstattung umgetauft wurde.

Mi., 26.03.2014 - 10:22 Permalink
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Oskar Egger Mi., 26.03.2014 - 12:51

Bei dieser detaillierten Klärung bleiben für mich mindestens 2 Fragen offen:
Kann es sein, dass von dem Beschluss etliche Begünstigte nur z.T. wussten?
Wie kann man einen Rentenanspruch, zu dessen Natur das Risiko des Todes gehört (hier geht es, wohlgemerkt nicht um eine Abfertigung) derart verbiegen? Hab ich da was ganz falsch verstanden?
Wie kann es sein, dass Ottonormalverbraucher bis ins Greisenalter arbeiten muss und ein Politiker (auch über die EU Kommissare lohnt es sich nachzugoogeln), der sozusagen als Herr im Haus über Gut und Böse bestimmt, noch relativ rüstig zu Renten kommt, die er so nie eingezahlt haben kann? Hab ich da auch was ganz falsch verstanden?

Mi., 26.03.2014 - 12:51 Permalink