Umwelt | Abfallwirtschaft

Plastiksammlung: Wie viel landet in ausländischen Schloten?

Wird 66 Prozent des Bozner Plastikmülls im Ausland verbrannt statt wiederverwertet? Vollkommen falsch und abwegig, sagt Stadträtin Patrizia Trincanato.

Die erweiterte Plastiksammlung kostet Bozens Umweltstadträtin Patrizia Trincanato zweifelsohne einiges an Nerven. Seit die Blauen Glocken in der Landeshauptstadt nicht allein mit Kunststoffbehältern und Getränkeflaschen, sondern auch mit Joghurtbechern, Eierschachteln, Chipssäckchen und  allen erdenklichen Variationen von Kunststoffverpackungen gefüttert werden dürfen, ist mehr oder weniger Feuer auf dem Dach. Zu kompliziert, zu wenig stoffliche Wiederverwertung, zu wenig Futter für den Müllverbrennungsofen, lautet die nicht abreißende Kritik, die nun der Alto Adige mit neuem Brennstoff versorgte.

66 Prozent des Plastiks, das die BoznerInnen fein säuberlich in den Wertstofftonnen entsorgen, wird nicht wiederverwertet, sondern verbrannt, schrieb das Blatt am Dienstag. Und zwar nicht etwa im Bozner Verbrennungsofen, wo der gute Brennstoff gebraucht würde, sondern in Öfen in Österreich und Moldawien. Wozu also die ganze Mühe des Trennens, die gerade beim Plastik mit einem Zuwachs von stolzen 174 Prozent am ausgeprägtesten ist? Damit jemand anderer die Abgase unseres Plastikmülls einatmet, fragt der Alto Adige.

Vollkommen falsch und abwegig, widerlegt die Umweltstadträtin solche Zahlen. Wahr ist laut Patrizia Trincanato nur, dass die Menge an Plastikmüll auch dank der Erweiterung der gesammelten Typologien in den vier Monaten seit Umstellung des Bozner Müllsystems um 170 Prozent angestiegen ist. Der Anteil nicht wiederverwertbaren Plastiks liege dagegen derzeit bei 40 Prozent. „Er ist aber bereits vor Einführung des neuen System bei 30 Prozent gelegen“, sagt Trincanato. Darüber hinaus würde zehn Prozent der als nicht wiederverwertbar ausgeschiedenen Menge in einer zweiten Durchsicht noch einmal als Wertstoff aussortiert.

Was dann noch zur Verbrennung übrig bleibe, liegt laut der Stadträtin im Normbereich. Also viel Rauch um nichts? Was wirklich zähle, sei die Tatsache, dass der Anteil des Restmülls, der entsorgt wird, um 44% reduziert werden konnte, lenkt Trincanato auf eine andere Spur. „Außerdem müssen die BoznerInnen dank des neuen Systems nicht mehr für die Entsorgung des Mülls zahlen, der von außerhalb nach Bozen gebracht wurde.“ Ob sie sich damit trösten lassen, dass ihr getrennter Müll nun in Öfen außerhalb des Landes verbrannt wird?