Angelika Margesin: „Natürlich gibt es einen Plan B“
Bei den SVP-Frauen knistert es. Frau sein ist in der Politik nicht erst seit Quotenzeiten eine Herausforderung.
SVP-Landesfrauenreferentin Angelika Margesin bleibt nüchtern und sachlich, die Kandidatur der Frau Mawe sei nie ganz sicher gewesen, einen Plan B hätte es immer gegeben. Natürlich täte es ihr leid, sollte die Schwedin „die wirklich eine Bereicherung und eine tolle Kandidatin ist“ nicht zu den Wahlen antreten dürfen. „Aber wir haben immer gewusst, dass die Sache mit der Staatsbürgerschaft nicht hundertprozentig durchgeht.“
Waltraud Deeg, Arbeitnehmerkandidatin der SVP aus dem Bezirk Pustertal sieht das ganz anders. Zum einen sei es „eine Frechheit wie mit uns Frauen umgegangen wird, wir sind doch kein Spielball, wir sind ernst zu nehmende Kandidatinnen.“ Zum anderen schockiere es sie, dass es eine Plan B gegeben hätte. „Davon hab ich nie etwas gewusst, und wie ich höre auch nicht Frau Mawe.“ Margesins Aussage, die Quote sei zu erfüllen („sonst müsste ja ein Mann von der Liste gestrichen werden“) lässt Deeg nicht gelten: „Wir sind keine Lückenbüserinnen und schon gar nicht sind wir austauschbar. Also ich möchte kein Plan B sein.“
Lesen Sie mehr zur Frauenquote der Südtiroler Volkspartei, hier.
Der Fehlstart der SVP Frauen hatte früh begonnen. Die unterschiedlichen Vorwahlsysteme in den einzelnen Bezirken brachten ungleiche Frauenverhältnisse hervor. Frauenquote im Pustertal ja, im Eisacktal nein, erst Mitte August wurden definitiv alle SVP-Frauen bekannt gegeben. „Ja“, sagt Margesin und lässt doch etwas Kampfesbereitschaft für die Mitbewerberinnen auf der Liste erkennen, „der Start war wirklich nicht einfach, deshalb hoffe ich jetzt, dass Marie Mawe bleiben kann. Noch ist nicht aller Tage abend.“ Auf der Südtiroler Tageszeitung war heute schon von "Mawes Aus" zu lesen.
Schadenfreude aus dem Hintergrund? Ganz und gar nicht, meint Elena Artioli, die ebenfalls von einer "geplatzten Kandidatur" spricht. "Ein wahltaktischer Trümmerhaufen" sei die SVP für sie allemal. Es bleibe zu hoffen, dass die Sammelpartei erkenne, dass "es in diesem Land viele kompetente und engagierte Menschen gibt, die hier geboren und aufgewachsen und mindestens gleich heimatbewußt wie die freundliche Lappländerin sind."
"Ein fieses Spiel"
Auf der „12 Frauen für Südtirol“-Liste scheint Marie Mawe noch auf. Waltraud Deeg steht eine Kundgebung im Pustertal am morgigen Samstag, 31. August bevor, eigentlich will sie über Sachthemen reden, das Spiel um Personen ist ihr zuwider. Ihren Zorn, ihren Unmut und ihre Enttäuschung verbirgt sie nicht länger: „Ich möchte nur sagen, wir Frauen sind fleißig, wir rennen viel, ich glaube, wir verdienen es uns wirklich nicht, wie mit uns umgegangen wird. Wenn ich schaue wie die Leute in den letzten Wochen auf die Kandidatur von Marie reagiert haben, dann hat mich das schon schockiert. Schnell noch ein Foto mit der hübschen Schwedin. Ist das alles was zählt?“
Wer spielt in der SVP mit wem? Sollte Mawes Kandidatur von Anfang an eine unsichere Sache gewesen sein, hätte man dann gleich die Finger davon lassen sollen, wäre das ehrlicher gewesen? Deeg sagt dazu: „ Die Marie ist für mich als Person durchaus in Ordnung, sie ist eine Bereicherung auf der Liste, aber das, was grad passiert ist ein übles und fieses Spiel. Ihr gegenüber und allen anderen Frauen auf der Liste auch.“
Gut gebrüllt Frau Deeg
"Sonst müsste ja ein Mann von der Liste gestrichen werden". Wie fürchterlich, wie unvorstellbar - und schon gar nicht, weil der Schlamassel ja keineswegs hausgemacht ist, und männlich hausgemacht schon gar nicht... Aber natürlich, solange wie die Frauen gute Miene zum bösen Spiel machen...