Falsche Familien
Ida Lanbacher kann es nicht mehr hören. Am Samstag, 28. September, redet sie als Präsidentin der Südtiroler Plattform für Alleinerziehende Klartext. Im Haus der Familie, am Ritten. Das Thema des Abends: Familie und Bildung. „Das sind keine falschen Alleinerziehenden, das sind de facto Familie, die sich falsch erklären.“ Das ist Lanbachers Wortmeldung, sie sitzt ganz vorne im Publikum. Am Podium unter anderem Arno Kompatscher, unter anderem Birgit Dissertori.
Welche Vorteile für wen?
Dass Alleinerziehende so viele Vorteile in Südtirol genießen, mit diesem Mythos will Lanbacher ein für allemal aufräumen. „Wir haben konkret überlegt, wer die Falschen sind, die Unterstützungen bekommen, Beiträge gewährt kriegen. Ja meinen Sie, eine Alleinerziehende kann ein Haus bauen, eine Wohnung kaufen?“ Den Schachzug spielt die Präsidentin, selbst seit 20 Jahren alleinerziehend, der Politik zu. „Wenn jemand um einen Mietbeitrag ansucht, oder ums Haus bauen dann muss es da klarere Grenzen geben. Das muss ich doch feststellen können, wer die Wahrheit sagt, und wer nicht.“ Auf keinen Fall könne es länger angehen, „wirkliche Alleinerziehende für eine Misstand der Politik verantwortlich zu machen.“
Rein ins finanzielle Schlupfloch
Menschen sind findig und Schlupflöcher schnell gefunden. Geht es um finanzielle Vorteile, wie Mietzuschuss oder ein Darlehen im Wohnbau, vergisst familie schnell wer ihre Mitglieder sind. Lanbacher spricht von „effektiv 25.00 Kindern, die in Südtirol in alleinerziehenden Haushalten wohnen, 20.000 Kinder leben in de facto Familien.“ Geht es dann um den Schwimmbadbesuch, den Ausflug mit der Gondelbahn und den Eintritt ins Museum „genießen genau diese 'falschen Familien' Vorteile. Denn die Familienkarte gibt es oft ja nur für Papa, Mama und Kind.“
Tradition im Wahlkampf
Der Katholische Familienverband Südtirol plädiert unterdessen die "traditionelle Familie" stärker zu unterstützen, „genau da sind die falschen Familien drinnen und worüber sprechen sie? Über die falschen Alleinerziehenden.“ Familie wird in verschiedenen Kontexten gelebt, wie - entscheiden Menschen. Dass daraus eine finanzielle Schlammschlacht wird, wer mehr Beiträge und bessere Unterstützung einfährt, ist politikgemacht. „Es ist schon tragisch“, sagt Lanbacher, „eine Familienform, die es sonst schon schwierig hat, wird in diesemWahlkampf weiter in Missgunst gebracht.“ Ja, was ist falsch, was ist echt? Ida Landbacher sagt es deutlich: „Alleinerziehende sind vielen Mehrfachbelastungen ausgesetzt. Kinderbetreuen, Arbeiten, Haushalt – ich möchte mehr Respekt für diese Menschen in Südtirol.“