Bruttosozialglück im Vinschgau
Die politischen Vertreter der vier Vinschger Gemeinden Schlanders, Mals, Laas und Latsch haben sich auf Schloss Goldrain getroffen und gemeinsam beschlossen, eine Gemeinwohlregion Vinschgau aufzubauen. Für das Gemeinwohl arbeiten öffentliche Körperschaften wie es Gemeinden sind, ohnehin, was ist also gemeint?
Die Bilanz
Der Bildungswissenschaftler und Begleiter des Projekts des Europäischen Sozialfonds, Armin Bernhard, sieht drei große Schritte auf die Gemeinden zukommen. Zuerst müssten die Verwalter, Angestellten und Gemeinderäte ihre Bereiche daraufhin abklopfen, ob sie den Gemeinwohlkriterien entsprechen. Also wie ökologisch, gendergerecht, sozial verträglich wird der jeweilige Bereich verwaltet, etwa der Schulbereich: Mit wem gibt es Verträge, welche Lieferanten hat man eingebunden. Alle Monate wird es ein Treffen geben, bis die Ergebnisse im Herbst 2013 vorgestellt werden.
Glücksindex
In Zusammenarbeit mit der Eurac werden sogenannte Glückskriterien erstellt. Wie lässt sich Zufriedenheit messen, welche Kriterien müssen berücksichtigt werden, um den individuellen und kollektiven Wohlstand auch jenseits des Bruttonationaleinkommens zu erfassen. Solche Kriterien sind Wohlbefinden, Gesundheit, Bildung, der Lebenstandard. Alle diese Umstände ergeben abgemessen in Zahlen den Gemeinwohlindex. Prominentes Beispiel dafür ist der kleine Himalaya-Staat Bhutan, wo das Staatsziel ausdrücklich Bruttosozialglück heißt. Nun muss dieser Index auf die Vinschger Gemeindeebene heruntergebrochen werden.
Vinschger Geld
Die geplante Regionalwährung soll auf unterschiedliche Weise in Umlauf gebracht werden. An Zeitbanken und Tauschbörsen gilt die Zeit an und für sich als Währung. Eine Stunde wird heute und auch in zehn Jahren gleich verrechnet werden und verliert nie an Wert. Vor allem im Dienstleistungssektor lassen sich Tauschgeschäfte hervorragend umsetzen.
Das eigentliche Regionalgeld wird komplementär zum Euro ausgegeben und hat den Zweck, die Wertschöpfung in der Region aufzuwerten. Der Vinschgau wie manch anderer ländlicher Raum blutet langsam aus, sagt Armin Bernhard, die Leute hätten es sich zur Gewohnheit gemacht, in den Städten einzukaufen. Mit der Einführung einer regionalen Währung will man diesen Prozess aufhalten und dafür sorgen, dass der regionale Handel unterstützt wird. So ist 1 Euro einen Gutschein wert und kann bei allen beteiligten Betrieben eingelöst werden. Zur Zeit versuchen Bernhard und sein Team, die Banken für die Regionalwährung zu begeistern. Denn steuerrechtlich würden sich keine Hürden ergeben, zu ändern seien einzig die finanzbürokratischen Bedingungen.
Regionalwährungen
Es gibt bereits eine Vielzahl mehr oder weniger erfolgreicher Regionalwährungen. Ein Kriterium, das maßgeblich über den Erfolg entscheided ist die Umlaufsicherung. So kommt auch die im Moment erfolgreichste Regionalwährung, der Chiemgauer ( http://www.chiemgauer.info ), auch nicht ohne Umlaufsicherung aus.