Der Golfspieler: Abschied von Rudolf Rimbl
Manche Szenen vergisst man nie. Es war vor über 20 Jahren. Der Autor arbeitete für das damalige Wochenmagazin „südtirol profil“ an einer Coverstory über das Haus „Athesia“. Die Familie-Ebner unansprechbar, vereinbarte man einen Termin mit jenem Mann, der den Ebner-Verlag so kannte, wie kaum ein anderer: Rudolf Rimbl.
Im Büro des renommierten Bozner Wirtschaftsberaters fragte der Journalist dann vorsichtig nach der letzten noch nicht in der Handelskammer hinterlegten Bilanz des Medienhauses. Rudi - so wurde er von fast allen genannt - Rimbl wies umgehend seine Sekretärin an, die Bilanz zu holen und händigte sie dem Unterfertigten aus.
Das Glück kaum fassend, kam die Ernüchterung beim ersten Blick auf das Papier. Rimbl hatte mir nicht die noch nicht hinterlegte Athesia-Bilanz, sondern den neuesten Jahresabschluss meiner eigenen Zeitung ausgehändigt. Als der Unterfertigte sichtlich verdattert wieder aufschaute, blickte er in ein breites schelmisches Grinsen seines Gegenübers.
Das war Rudi Rimbl. Ein Spieler, einer, der für jeden Scherz zu haben war und der – trotz harten Geschäfts – ein bisschen ein Spitzbub geblieben ist.
Rimbl und Holzeisen
Der 1938 geborene Rudolf Alois Rimbl war einer der ersten Südtiroler Wirtschaftsberater, der mit internationalem Kundenstamm über den lokalen Gartenzaun schaute. Klein und exklusiv ist sein Studio bis zum Ende geblieben. Dass Rimbl vor vielen Jahren mit der jungen und durchaus unbequemen Renate Holzeisen sich eine durchaus würdige Nachfolgerin in die Kanzlei geholt hat, macht deutlich, dass der Mann auch etwas von Strategie verstand. Und dass er auch keine Angst hatte anzuecken.
Von seinem Verwandten Balthasar Rimbl, der zwischen 1917 und 1929 Provikar des deutschen Anteils der Diözese Trient gewesen war, hatte Rimbl ein Anteilspaket am Athesia-Verlag geerbt. Rimbl wurde noch unter Toni Ebner Senior zum Wirtschaftsberater des Südtiroler Medienhauses. War Toni Ebner der journalistische und politische Kopf bei Athesia, so war Rudi Rimbl der Mann, der im Verlag den wirtschaftlichen Überblick hatte und alle Fäden in der Hand hielt. Dass das Medienhaus Athesia heute finanziell so gut dasteht, dafür hat Rudi Rimbl einen Hauptanteil geleistet. Geschickt, gewieft und mit dem nötigen Schuss Arroganz und Härte manövrierte der Berater das leicht angestaubte Verlagsschiff in die Neuzeit.
Rimbl und Athesia
Rudi Rimbl war aber durchaus auch Unternehmer. Seine Arbeit für Athesia zahlte sich auch für ihn persönlich aus. Denn im Laufe der Jahre stieg Rimbl geschickt zu einem der größten, privaten Aktionäre bei Athesia auf. Bis das Jahr 2004 kam.
Schon zur Jahrtausendwende begann es im Weinbergweg zu kriseln. Zu energisch und zu offensiv kamen die Gelüste von Michl und Toni Ebner und deren Familien zu Tage, die absolute Macht im Verlag zu übernehmen. Hatte die Familie Ebner zwar ein ansehnliches Anteilspaket bei Athesia, so war es ihr durch einen weiten Streubesitz und Schutzklauseln im Unternehmen doch nicht möglich, das Unternehmen wirklich allein zu lenken.
Als man 2004 die Athesia von einer GmbH in eine Aktiengesellschaft umwandelte, tat man genau das. Michl und Toni Ebner sicherten sich geschickt jene Vormachtstellung, die die Familie Ebner heute zum faktischen Alleinherrscher im größten Medienunternehmen des Landes macht.
Dazu begann Michl Ebner immer offensiver, auch private Geschäfte im Umfeld der Athesia zu machen. Bei allen diesen wirtschaftlichen Unternehmungen war Rudi Rimbl im Weg. Der langjährige Berater wusste zu viel und hatte einen zu großen Durchblick. Deshalb kam es zur Trennung.
Rudi Rimbl trat bei der Umwandlung der Athesia zur Aktiengesellschaft als Gesellschafter zurück. Er behielt nur mehr – um seine alten Mitstreiter ein bisschen zu ärgern – ein kleines Aktienpaket. Rimbl verdiente durch den Ausstieg mehrere Millionen Euro. Doch wer mit ihm über das Kapitel Athesia sprach, der merkte schnell, dass er sich aus dem Geld nichts machte. Zu deutlich überwogen die Kränkung und der Ärger über die Entwicklung in dem Unternehmen, das er jahrzehntelang wirtschaftlich maßgeblich mitgeleitet hatte.
Rimbl und die Musik
Rudi Rimbl lebte durchaus seinem Stand gemäß nobel. Seine Herkunft aus bescheidenen Verhältnissen verhehlte er aber kaum. Zudem hatte er – der sich gerne weltmännisch und mondän gab – eine andere große, der breiten Öffentlichkeit weniger bekannte Leidenschaft. Er spielte Ziehharmonika. Alles außer Volksmusik.
Wie ernst er diese Leidenschaft nahm, zeigt sich daran, dass er die Anteilsmehrheit eines Meraner Aufnahmestudios und Musikverlages besaß. Dort nahm er dann auch mehrere Kassetten und CDs auf. Das war die andere Seite des Rudi Rimbl.
Rudolf Alois Rimbl ist vergangene Nacht (31.03.2014) in Bozen im Alter von 75 Jahren verstorben.