Wirtschaft | Demokratie

"Wir sind mit den Aktien hausieren gegangen"

Weinbauer Sigmund Kripp aus Partschins mischt sich in die Diskussion um die Plose Seilbahn ein. „Wir haben die Bevölkerung eingebunden, das war wesentlich.“

Gemeinsam denken ist möglich, gemeinsam handeln und wirtschaften auch. Die Direkte Demokratie soll schuld sein am Abstimmungsergebnis des Brixner Referendums vom Sonntag, 21. September? Nein, Sigmund Kripp schüttelt den Kopf.

Die Erneuerung der Panoramaseilbahn Partschins – Gigglelberg mitten im Naturpark Texelgruppe liegt fünf Jahre zurück. Baron Sigmund Kripp vom Schlossweingut Stachlburg hat das Projekt von Anfang an mit angetrieben. „2007 haben wir die Aktiengesellschaft gegründet, 2009 wurde die Seilbahn eröffnet. Und das ganze Dorf hat mitgemacht.“

"Alle sind zufrieden mit unserer Seilbahn. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt"

 

"Wir haben Aktien verkauft"
15 Jahre an Vorarbeit gingen ins Land,
„natürlich galt es die Leute zu überzeugen, die Bauern, dass sie den Grund hergeben, zum Beispiel. Harte Diskussionen hat es auch bei uns gegegeben, heftige Positionen waren das. Es war nicht immer leicht, aber als Vizepräsident der Seilbahn AG bin ich, und viele andere auch durch das Dorf gerannt und wir haben Aktien verkauft.“

Kripp ist überzeugt: Weil die Bürgerschaft in Partschins von Anfang an in das Projekt miteinbezogen wurde, ist die Seilbahn fest verankert im Dorf. „4,5 Millionen Euro hat die Bahn gekostet, 1,2 Millionen haben wir im Dorf gesammelt, 400.000 Euro hat die Gemeinde gespendet.“ Bei 1.300 Partschinser Haushalten nennen 222 eine oder mehrere Aktien ihr Eigen. 500 Euro kostete eine Aktie. „Touristen haben Aktien gekauft, die Metzgerei, der Bäcker, das ganze Dorf eben.“

Es war nicht immer leicht, aber als Vizepräsident der Seilbahn AG bin ich, und viele andere auch durch das Dorf gerannt und wir haben Aktien verkauft.“

"Es braucht die Direkte Demokratie mehr denn je"
Eine 25 Personen-Bahn steht in Partschins, von 633 Metern wird hinauf gefahren auf 1.544 Höhenmetern und noch einmal betont es der rührige Unternehmer: „Die direkte Demokratie ist eigentlich das einzige Mittel um so ein Projekt wirklich auf solide Füße zu stellen. Und genau das hat in Brixen von Anfang an gefehlt.“ Die Bürger wurden nicht einbezogen, „es wurden ihnen Lösungen präsentiert, die sie nicht wollten.“

Mediale Waffenungleichheit
Dass die Buslösung in Brixen gesiegt hat, wundert Kripp gar nicht. Auf die Leute eingehen, ihre Ideen berücksichtigen, gemeinsam etwas vorantreiben - das schaut für ihn anders aus und er formuliert vorsichtig: „Als ein Medium dann auch noch Eigeninteresse angemeldet hat, das war schon sehr undemokratisch. Die Leute haben das einfach gespürt, diese Waffenungleichheit.“ Unter Druck seien die BrixnerInnen gestanden, mündige BürgerInnen wollen entscheiden, nicht gezwungen werden.

Was ist mit der Zahnradbahn in Brixen?, vorgeschlagen von Hartmuth Staffler

Das „Totschlagargument Arbeitsplätze“ kam dazu, meint Kripp, dann noch die „erpresserische“ Aussage von Alessandro Marzola: Ohne Hotels, keine Seilbahn – der Weinbauer aus dem Vinschgau gibt den Brixnern einen Tipp: „Sie müssen neu anfangen, argumentieren und die Leute einbinden, denn diese Buslösung, die steht auf dem Papier und kostet sogut wie nichts. Im Grunde wollen die Bürger eine bessere Lösung.“ Eine, hinter der sie stehen können, eine, die gemeinsam getragen werden kann.

 

 

 

 

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gorgias Fr., 26.09.2014 - 13:03

Das ist der richtige Geist. Wenn man in Brixen und in den Medien bestimmte Personen reden hört, könnte man meinen, die direkte Demokratie hat letzten Sonntag nicht funktioniert, weil die Leute nicht so abstimmen wie sie sollen.

Fr., 26.09.2014 - 13:03 Permalink
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Ingo Dejaco Fr., 26.09.2014 - 22:07

Was für ein sinnloser Vergleich ist das denn?! Wie viele Häuser werden denn in Partschins überflogen??? Das war nämlich das Hauptproblem vieler Brixnerinnen und Brixner. Auf den "Tipp" von außen, der viele Realitäten, Argumente und Geschichten einfach ausblendet, kann man in Brixen sehr gerne verzichten.

Fr., 26.09.2014 - 22:07 Permalink