Wirtschaft | Sitzung der Landesregierung

Sel und Tiwag sollen Memc retten

Vorweihnachtlicher Hoffnungsschimmer für die 450 Mitarbeiter der Meraner Siliziumherstellers Memc. Die Landesregierung hat am Montag die Basis für günstigere Energielieferungen geschaffen. Nun sind die SEL und die Tiroler Tiwag dran.

Update: Länderübergreifender Einsatz zur Rettung von 450 Arbeitsplätzen bei der Meraner Memc: Die Nordtiroler Energiegesellschaft Tiwag und ihr Südtiroler Pendant SEL soll dafür sorgen, dass das seit zwei Jahren halbgeschlossene Unternehmen zu günstigerer Energie kommt und im kommenden Mai oder Juni seinen Betrieb wieder aufnehmen kann. Das ist einer der Beschlüsse, für die Luis Durnwalder sein Krankenbett verlassen hat, um nach seinem Herzinfarkt vom vergangenen Dienstag die Sitzung der Landesregierung zu leiten.

350 der insgesamt 450 Memc-Mitarbeiter sind seit zwei Jahren in Lohnausgleichskasse, weil eine vor allem für die Solarbranche tätige Produktionsschiene geschlossen wurde. Eine Reduktion der hohen Energiekosten in Südtirol wird seit langem als Rettungsanker für das Meraner Werk  mit seiner energieintensiven Produktion gehandelt. Nun hat die Landesregierung die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um kostengünstigere Energie aus Österreich zu importieren. Dafür sollen die Tiwag, die SEL mit Unterstützung des italienischen Netzbetreibers Terna in einer gemeinsamen Gesellschaft zusammenarbeiten, an der die Memc selbst zu 48 Prozent, die SEL zu 18 und die Tiwag zu 33 Prozent beteiligt werden. Die Nordtiroler sollen dabei die notwendigen Leitungen von Gries bis zum Brenner zur Verfügung stellen, die SEL soll diese dann bis Brixen weiterbauen.

Wie Landeshauptmann Luis Durnwalder erklärte, wird es aber noch weitere zwei bis zweieinhalb Jahre dauern, bis die Stromlücke am Brenner tatsächlich geschlossen wird. Um eine möglichst rasche Wiederaufnahme der Produktion im Mai zu ermöglich, soll die Landesenergiegesellschaft der Memc bereits davor billigeren Strom liefern. Darüber hinaus soll die SEL die Arbeiten vorfinanzieren. Als Gegenleistung lockt ein Teil der 70 Megawatt Strom pro Stunde, die nach Fertigstellung der Leitung stündlich über den Brenner fließen sollen. Denn die Multinationale Memc wird laut Durnwalder nur knapp die Hälfte davon brauchen; den Rest kann die SEL an andere Kunden verkaufen. Vorausgesetzt, dass Rom grünes Licht für das außergewöhnliche Rettungspaket gibt. Bleibt zu hoffen, dass am Ende die Memc-Führung im US-amerikanischen Missouri den Einsatz zu würdigen weiß – und die Tore der Fabrik im kommenden Frühjahr tatsächlich wieder für alle Mitarbeiter geöffnet werden. 

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Oskar Egger Mi., 18.12.2013 - 07:40

Die schlechte Lage der Arbeiter und Angestellten bedarf, glaub ich, keiner Worte, genauso wie im Falle Hoppe. Die Tatsache, dass dieses äußerst gefährliche Unternehmen direkt vor den Toren Merans still liegt, beruhigt andererseits. Kein noch so gut ausgerüsteter Zivilschutz kann mit den Folgen einer Bhopal-Katastrophe nämlich umgehen. Auch das betrifft Arbeiter und Angestellte. Mit den horrenden Summen, die in den letzten Jahren für Erweiterung/Erneurung ausgelegt wurden, anstelle des Großprojekts "wir verlegen die Leitungen unter die Etsch", hätte man für die Belegschaft, mit einer guten Rente, vielleicht eine Lösung gefunden und für die Bevölkerung.

Mi., 18.12.2013 - 07:40 Permalink