„Das darf es nie mehr geben“
Es hat ein wenig gedauert, bis man beim Dachverband für Natur und Umweltschutz und beim Landesfischereiverband alle Rückmeldungen eingeholt hat. Ein gutes Monat nach den massiven Frostberegnungen Anfang April steht das Urteil für die Vorsitzenden der beiden Vereinigungen Klauspeter Dissinger und Meinhard Mayr nun jedoch fest: So eine Situation darf es nie mehr geben! Worum es geht? Um Bäche, die vor allem in der westlichen Landeshälfte infolge von Totalausleitungen zeitweise vollkommen trockengelegt wurden – mit fatalen Folgen für den Fischbestand und die gesamte Lebewelt der Gewässer. Allein an einem einzigen Gewässer seien in letzter Minute von freiwilligen Helfern an die 2.000 gestrandete Forellen geborgen worden; für hunderte weitere sei die Hilfe dagegen zu spät gekommen.
Eine Zuspitzung, die sich durch das Zusammentreffen eines niederschlagsarmen Jahres und der Überkonzessionierung der heimischen Gewässer ergeben hat. Für die Fischer des Landes sowie den Dachverband für Natur- und Umweltschutz hat der Notstand einen längst überfälligen Handlungsbedarf deutlich gemacht. Denn aufgrund der viel zu großzügig verteilten Ableitungskonzessionen an die Apfelwirtschaft habe Südtirol nicht nur aus Umweltsicht ein Problem. Auch rechtlich schiebe die Europäische Union mit der Wasserrahmenrichtlinie Totalausleitungen an Gewässern einen klaren Riegel vor. Dieses Prinzip übernimmt auch der Südtiroler Wassernutzungsplan. Obwohl darin für die landwirtschaftliche Nutzung Ausnahmen für eine verpflichtende Mindestrestwassermenge von zumindest 2 l/s pro Quadratkilometer Einzugsgebiet vorgesehen sind, gilt auch in dem Fall die Pflicht zur Erhaltung eines guten ökologischen Qualitätszustands des jeweiligen Gewässers, schreibt der Dachverband.
„Hier sind Politik und Verwaltung dringend gefordert“, sagt Mainhard Mayr. Laut dem Präsidenten des Landesfischereiverbandes braucht es einen Lösungsansatz, der einerseits zukünftige Totalausleitungen strikt unterbindet. „Andererseits muss eine nachhaltige Wasserversorgung für die Landwirtschaft durch strategische Planung ermöglicht werden – etwa durch den Bau von Speichern in Trockengebieten“, schlägt er vor. Damit verbunden werden sollten auch konkrete Restwasserauflagen für alle Gewässer, fordert Klauspeter Dissinger. Bis zur Umsetzung der dafür nötigen Managementpläne hat der Vorsitzende des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz auch eine unmittelbare Lösung in petto: Der Wassernutzungsplan sehe vor, dass der Landeshauptmann im Falle von begründeten Bedürfnissen im Bereich der Umwelt vorübergehend höhere Restwassermengen vorschreiben kann. „Totalausleitungen können also sowohl kurz- als auch langfristig verhindert werden“, sagt Dissinger. Zumindest wenn der politische Wille dazu besteht.
Es ist ein schlimmer Tod, das
Es ist ein schlimmer Tod, das langsame Austrocknen zu erleben. Ich glaube, sowas rächt sich.