Michl Ebners Gletscher-Expansion
Die Verträge sind unter Dach und Fach. Seit Freitag sind zwei Drittel der Schnalstaler Gletscherbahnen AG in Hand des Medienhauses Athesia und des Tiroler Großunternehmers und langjährigen Präsidenten des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) Peter Schröcksnadel. 5 Millionen Euro soll das neue Tourismus-Duo über eine 50:50 Beteiligungsgesellschaft für die Gletscherbahnen AG mit insgesamt zwölf Liften samt Berghotel, zwei Skihütten sowie drei Kraftwerkehingeblättert hingeblättert haben. Das erklärte Ziel? Das strukturschwachen Schnalstal zu neuem Leben zu erwecken. Denn auf dem in den Siebziger Jahren von Leo Gurschler erschlossenen Gletscher blieben seit Jahren zunehmend die Skifahrer aus; eine Entwicklung, die zuletzt auch zum Entschluss geführt hat, den traditionellen Sommerskilauf einzustellen. Also höchste Zeit für neue Partner, mit denen eine Neuausrichtung des Tourismus im Schnalstal angegangenen werden kann, wie Gletscherbahnen-Präsident Florian Kiem zitiert wird. Umso mehr, als die bisherigen Mehrheitseigentümern rund um die Familien Pohl bereits seit längerem ihre Anteile verkaufen wollten.
Dass der bekannte ÖSV-Chef Schröcksnadel und sein Südtiroler Counterpart Michl Ebner also keine g’mahte Wiesen vorfinden, scheint ihnen vollkommen klar zu sein. „Wir wissen, worauf wir uns mit dieser Übernahme einlassen“, erklärte Schröcksnadels Sohn Markus der Tiroler Tageszeitung. „Es wird ein hartes Stück Arbeit sein und einige Zeit beanspruchen, das in den vergangenen Jahren aus welchen Gründen auch immer verlorengegangene Terrain wieder aufzuholen.“
Warum sich die Tiroler Familie, die mit ihren Vereinigten Bergbahnen in Österreich bereits neun Skigebiete führt, überhaupt auf das Südtiroler Abenteuer einlässt, bringt Papa Peter auf den Punkt: „Wahrscheinlich bin ich auf der Welt schon überall herumgekommen, wo es einen Quadratmeter Schnee gibt, aber so einen herrlichen Flecken Erde wie hier in der Bergwelt von Schnals findet man nicht leicht“, wird Schröcksnadl von der TT zitiert. „Hier sehe ich ausgedehntes Potential für ein spannendes Tourismusprojekt.“
Ebner: "Wir wollen arbeiten"
Gar so hymnische Töne sind von Michl Ebner zwar nicht zu vernehmen. Doch ob im Stol-Video oder auf RAI Südtirol – der Athesia-Chef lässt keinen Zweifel dran, dass seine Gruppe in den kommenden Jahren nicht nur so manchen Euro im Tal lassen wird, sondern sich auch operativ voll einbringen will. „Wir sind ein Unternehmen, das arbeiten will und nicht nur Beteiligungen halten“, erklärte er. Und: Um das Gletscher-Skigebiet zu verändern, verbessern und zu entwickeln, gäbe es „erhebliche Nachinvestitions- und Anpassungsnotwendigkeiten“.
An Erfahrungen dafür mangelt es der Athesia ja mittlerweile nicht. Auch wenn die Gruppe immer noch vor allem als Verlagshaus bekannt ist, hat sie ihr touristisches Standbein mit zwölf Alpina Tourdolomit-Filialen, dem eigenen Reiseveranstalter Aveveo und ihrer Beteiligung am Meraner Thermen-Hotel beachtlich ausgebaut. Bei der Expansion auf den Gletscher soll dieses Know How nun mit den Erfahrungen des Tiroler Seilbahn- und Skigebietunternehmers gekreuzt werden. Der machte gegenüber der RAI kein Hehl draus, dass sein Einstieg in Südtirol auch ein endgültiges Adé für sein defizitäres Engagement für die Innsbrucker Patscherkofelbahn bedeutet. „Im eigenen Land gilt man halt bekanntlich wenig und fördert höchsten Neid“, sagt Peter Schröcksnadel dort. „Woanders wird man dagegen mit offenen Armen empfangen.“