Chronicle | Gelder

Wer mehr hat, bekommt mehr

Knapp 9.000 Euro pro Einwohner bekommt die Autonome Provinz Bozen aus den Staatskassen – mehr als jede andere Region und Provinz Italiens.

258.706 Millionen Euro hat es 2014 vom italienischen Staat für die Regionen gegeben. Das geht aus dem Bericht “La spesa statale regionalizzata”, den das zentrale Rechnungsamt des Staates jüngst veröffentlicht hat, hervor. Soweit sagt die Summe von 260 Milliarden Euro nicht viel aus. Es sind Gelder, die zum Teil bereits von den Regionen an den Staat in Form von Steuern und Abgaben abgetreten wurden und der Staat an die Regionen überweist. Und unter anderem dazu bestimmt sind, Gehälter, Fürsorge- und anderweitige Dienstleistungen, laufende Ausgaben und Investitionen der Regionen zu finanzieren.

Interessanter wird es, wenn man die Aufteilung unter den einzelnen Regionen und Provinzen genauer unter die Lupe nimmt. Dann zeigt sich nämlich, dass bei den insgesamten Zuweisungen die Region Latium mit 36 Milliarden Euro die höchste Summe aus den Staatskassen erhalten hat. Gefolgt von der Lombardei (knapp 23 Milliarden), Sizilien (21,8 Milliarden) und Kampanien (21,3 Milliarden). Mit 2,11 Prozent und 4,6 Milliarden hat die Provinz Bozen nur einen kleinen Teil des Kuchens abbekommen, aber immerhin 500 Millionen mehr als die Nachbarn im Trentino.

Münzt man allerdings die zugewiesenen Summen staatlichen Geldes auf die Einwohnerzahl der einzelnen Regionen und Provinzen um, hat Bozen als alleiniger Spitzenreiter am weitaus meisten bekommen. Der nationale Pro-Kopf-Durchschnitt beläuft sich auf 3.612 Euro an direkten oder indirekten Zuweisungen aus dem Staatshaushalt. In Südtirol hat man sich 2014 über ganze 8.964 Euro pro Nase freuen dürfen. In Trient sind es immerhin noch 7.638 Euro. Abgeschlagen auf dem letzten Platz liegt die Lombardei mit 2.265 Euro. Der Unterschied von ganzen 6.699 Euro zwischen dem höchsten (Provinz Bozen) und dem niedrigsten (Lombardei) Pro-Kopf-Betrag erklärt sich dahergehend, dass die autonomen Provinzen und Regionen allgemein mehr Kompetenzen als andere Regionen innehaben. Und entsprechend zusätzliche Ausgaben stemmen müssen, die mit den Geldern aus dem Staatshaushalt gedeckt werden. Zum Missfallen jener Regionen, die sich durch die im Verhältnis niedrigeren Zuweisungen aus den Staatskassen benachteiligt fühlen.

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Mensch Ärgerdi… Mon, 02/01/2016 - 13:30

Der Titel ist recht irreführend. Besser wäre "wer mehr tut, braucht auch mehr"! Hat Salto jetzt den Bruno Vespa Styl übernommen?

Mon, 02/01/2016 - 13:30 Permalink
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Christian Mair Mon, 02/01/2016 - 18:25

In reply to by Mensch Ärgerdi…

Die Zahlen beziehen sich auf staatliche Gesamtausgaben/Kopf beinhalten also jegliche öffentlich zur Verfügung gestellte Leistung unabhängig der Zuständigkeit Staat/Region/Provinz. Eine Bias (systematischer Fehler) entsteht aber durch die unterschiedliche Steuerzahlmoral. Während im Süden pro 100 Euro bezahlter Steuer bis zu 65 Euro hinterzogen werden, liegt dieser Wert in Norditalien bei lediglich 11 Euro.

http://www.corriere.it/economia/11_aprile_03/Dalla-banca-dati-del-Fisco…

Mon, 02/01/2016 - 18:25 Permalink
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Christian Mair Mon, 02/01/2016 - 18:36

In reply to by Christian Mair

Makroökonomsich von Bedeutung ist die unterschiedliche Inflationsrate Nord-Süd (http://4trading.it/articoli/37886/il-tasso-di-inflazione-nelle-regioni-…). Italiens Wirtschaft mit einem jahrzehntelangem Nord-Süd-Gefälle zeigt im Kleinen das Nord-Süd-Gefälle Europas.
Welche Lösungen gibt es diese unterschiedliche Wettbewerbs-und Infaltionssituation zu lösen? Antworten auf diese Frage sind entscheidend einen Zerfall und Renationalisierung Europas zu verhindern.

Mon, 02/01/2016 - 18:36 Permalink