Economy | Landeswerbung

Lukrativer Heimatmarkt

Nachdem Handelskammerpräsident Michl Ebner den IDM-Werbekurs energisch kritisierte, fließt viel Geld in Richtung Medienkoloss. Wer dabei unbequem ist, wird bestraft.
IDM Südtirol Kampagne
Foto: IDM
Es ist einige Monate her, da krachte es.
Es war Michl Ebner, der Tacheles redete. Die IDM gehört zu 60 Prozent dem Land Südtirol und zu 40 Prozent der Handelskammer. In seiner Funktion als Handelskammerpräsident und Eigentümervertreter machte Ebner der IDM-Spitze unmissverständlich klar, dass es so nicht gehe. Stein des Anstoßes ist die Verteilung der IDM-Werbegelder.
Ebner echauffierte sich darüber, dass die IDM viel zu viel Geld in die Kampagnen ins Ausland stecke und zu wenig für Promotion auf dem Heimmarkt ausgegeben wird. Vor allem in der Corona-Krisen-Zeit forderte der Handelskammerpräsident hier eine klare Umverteilung.
Als Begleitmusik seiner harschen Kritik tat Ebner einen Schachzug, der den IDM-Verwaltungsrat in helle Aufregung versetzte. Ein gewichtiger Teil der IDM ist in den Büros der Handelskammer untergebracht. Der Handelskammerpräsident stellte gleichzeitig die Kündigung des Mietvertrages für diese IDM-Büros in Aussicht. Offiziell Grund: Die Handelskammer würde selbst die Räumlichkeiten brauchen.
Nach Informationen von Salto.bz musste Landeshauptmann Arno Kompatscher persönlich intervenieren und die Situation beruhigen. Am Ende wurde die geplante Delogierung der IDM durch die Handelskammer zurückgenommen.
 
 
Michl Ebners Wink mit dem Zaunpfahl wirkte aber.
Das macht ein Blick auf die IDM-Werbekampagnen und die Verteilung der öffentliche Werbegelder im vergangenen Jahr deutlich. Die Daten und Zahlen, die nach einer Landtagsanfrage des Team K, jetzt offiziell vorlegt wurde, belegen, dass es im Laufe der vergangenen Monate zu einer Umverteilung gekommen ist. Und dass Ebners Medienunternehmen die größten Gewinner und direkten Nutznießern dieses Machkampfes um die Werbegelder sind.
 

Die IDM-Gelder

 
Im Oktober 2020 stellt die IDM-Spitze um Präsident Hansi Pichler die neue Kampagne auf einer Pressekonferenz vor. Neben der traditionellen internationalen Dachkampagne startet man jetzt auch eine Solidaritätskampagne in Südtirol mit dem Titel „#Ich.Du.Wir.Südtirol“, die alle Sektoren umfasst. „Ziel der Kampagne ist es, lokale Kreisläufe zu stärken und die Wertschöpfung im Land zu erhöhen“, erklärt IDM-Direktor Erwin Hinteregger.  
Es sind insgesamt sieben verschiedene Kampagnen, die die IDM 2020 ins Leben gerufen hat. Die Kampagne „Südtirol kauft Südtirol“ läuft von Anfang April bis Ende Juli 2020 und hat das Ziel, „die Solidarität mit der heimischen Wirtschaft zu forcieren und langfristig die Wertschöpfung in unserem Land zu sichern.“ Das bisher aufgegebene Budget beläuft sich auf 485.940,02 Euro.
Für die Konzeption und Koordination dieser Kampagne gingen bisher 53.260 Euro an die Bozner Werbeagentur „Tincx Gmbh“, 19.820 Euro an die Bozner „Succus Kommunikation GmbH“ und 4.620 Euro an die Vahrner „Brandnamic Gmbh“. Dass die Tincx GmbH offizieller Berater der „Athesia GmbH“ ist und als Agentur für die Onlineportale Stol.it, Südtirolnews, Sportnews und secondhand.it tätig ist, macht bereits klar, in welche Richtung der Löwenanteil dieser Gelder fließt.
 
 
Noch deutlich geht das aus der offizielle Aufstellung hervor. Über 260.000 Euro flossen für Inserate direkt an Athesia-Unternehmen. 185.282,07 Euro an die „Athesia Druck GmbH“. 41.956,22 Euro an die „Seta Spa“, die den Alto Adige herausgibt und 34.105,12 Euro an die Athesia Agentur „Media Alpi Pubblicitá Srl“. Dazu kann man auch einen Teil der 24.564,56 Euro rechnen, die an die „RMI Radio Media International Gmbh“ gehen, die für die Athesia-Radios „Südtirol 1“ und „Radio Tirol“ die Info- und PR-Schiene betreut.
Dass die restlichen Medien im Verhältnis dazu mit Bröseln abgespeist werden, zeigt sich an den offiziellen Zahlen. Die „Neuer Südtiroler Wirtschaftsverlag Gmbh“ (SWZ) bekam Werbeschaltungen für 12.340 Euro, die „Tageszeitung“ 11.200 Euro, Salto.bz für 6.100 Euro und die Wochenzeitung FF für 4.480 Euro.
 

Die Schätze Südtirols

 
Noch augenscheinlicher zeigt sich dieses Bild bei der „Südtirol Home Market“-Kampagne. „Höheres Bewusstsein für die Schätze Südtirols bei den Einheimischen schaffen; Synergien zwischen den Sektoren Tourismus und Agrar stärker nutzen und aufbauen“, lautet das offizielle Ziel dieser Werbekampagne, die vom 18. September 2021 bis zum Dezember 2022 läuft. Bisher hat die IDM für diese Kampagne 516.666,53 Euro ausgegeben.
Die Agentur „Succus Kommunikation GmbH“ erhielt 39.820 Euro und die „Brandnamic Gmbh“ 3.405,72 Euro. Fast 250.000 Euro flossen bisher auch hier an den Koloss Athesia.
 
 
136.008,90 Euro an die „Athesia Druck GmbH“. 42.675,18 Euro an die „Media Alpi Pubblicitá Srl“ und 34.855,40 Euro an den Athesia-Plakatdienstleister „First Avenue Gmbh“. Dazu kommen noch 25.995,45 Euro die an den Athesia-Radiodienstleister „RMI Radio Media International Gmbh“ gehen.
Auffällig ist, dass Salto.bz aus dem Füllhorn der „Südtirol Home Market“-Kampagne bisher keinen Cent bekommen hat. Auch das ist kein Zufall, sondern eine bewusste Strafaktion
 

Bestraftes Salto

 
Im Oktober 2020 hat Salto.bz eine wahnwitzige Geschichte enthüllt. Das „Konsortium Südtirol Wein“ plant eine internationale Werbekampagne. Als Protagonisten dafür fragte man bei Reinhold Messner an. Der Extrembergsteiger sagte zu. Wie bei allen Auftritten für die Südtiroler Institutionen verzichtet Messner seit Jahren dabei auf ein Honorar.
Weil aber die IDM für die Werbeaktionen der Südtiroler Weinwirtschaft zuständig ist, läuft auch diese Aktion über diese öffentliche Südtiroler Marketingagentur. Die IDM beauftragte eine Berliner Agentur eine „Analyse und Einschätzung Reinhold Messners als Wine-Influencer“ zu erstellen. Salopp gesagt, sollten die Berliner F(l)achleute die Frage beantworten: Bringt Messner überhaupt etwas? Wenig später liegt die Antwort vor: „Reinhold Messner als Botschafter für den Südtiroler Wein? – Jein.
 
 
Reinhold Messner reagierte umgehend. In einem Schreiben an Landeshauptmann Arno Kompatscher, den Präsidenten der Handelskammer Michl Ebner, den Direktor der IDM Erwin Hinteregger kündigt er kurz und bündig an, dass er ab sofort keine Werbeaufträge oder Testimonial für die IDM oder das Land Südtirol mehr übernehmen werde. Gleichzeitig hat Messner aber der Südtiroler Weinwirtschaft zugesagt, dass er den Werbeauftrag für den Wein noch machen wird. Dann aber ist Schluss.
Diese Enthüllung hat man in der IDM überhaupt nicht goutiert. Die Folge: Ursprünglich war auch Salto.bz in die „Südtirol Home Market“-Kampagne eingeplant. Auf Anordnung des zuständigen Bereichsleiters wurde diese Onlineportal aber gestrichen und die geplanten Inserate an die Meraner Onlineplattform „barfuss“ weitergeben.
Auch nach diesen Kriterien werden öffentliche Werbegelder in Südtirol vergeben.

Lesen Sie morgen: The same procedure as every year - Wie der Südtiroler Sanitätsbetrieb seine Werbegelder verteilt.

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Toni Schgaguler Tue, 02/02/2021 - 08:03

Gut informiert, danke! Weil ich mit den „Machenschaften“ des Medienkollosses nicht einverstanden bin, habe ich mein online-Abo dort zum heutigen Tag gekündigt. Nun werde ich noch intensiver die Alternativblätter lesen und unterstützen; macht weiter so!

Tue, 02/02/2021 - 08:03 Permalink
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alfred frei Tue, 02/02/2021 - 12:03

Wenn man die Heimat als Markt betrachtet dann kann man sich ausrechnen welche Trends den Markt dominieren. Dazu paßt wie eine Faust aufs Auge: "Südtirol kauft Südtirol", oder ?

Tue, 02/02/2021 - 12:03 Permalink